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Menschen, die an körperlichen und seelischen Krankheiten leiden - darunter auch an Covid-19 - stehen diese Woche im besonderen Fokus der katholischen Weltkirche. Anlässlich des am Donnerstag begangenen "Welttags der Kranken" wird in speziellen Gottesdiensten, bei Veranstaltungen der Krankenhausseelsorge mit teils auch bischöflicher Beteiligung sowie in Novenen (u.a. auf Radio Maria) für Menschen in Krankheit, Heilung oder auch im Sterben gebetet, sowie auch für Personen, die sich um Patienten kümmern. Der Welttag wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. - dem kirchlichen Gedenktag von "Unserer Lieben Frau von Lourdes" - eingeführt und jährlich am 11. Februar begangen. Das diesjährige Motto ist das Jesus-Wort "Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder".

Bischof Josef Marketz macht am Welttag der Kranken einen Pastoralbesuch am LKH Wolfsberg, teilte die Diözese Gurk-Klagenfurt mit. Der Kärntner Oberhirte wird in Begleitung der drei vor Ort tätigen Krankenhausseelsorger die einzelnen Stationen des Spitals besuchen und auf jeder Station eine kurze Andacht zu feiern, die dann via Lautsprecher in die Zimmer übertragen wird. Die Visite startet mit einem Antigentest vor Ort und wird mit FFP2-Maske sowie unter Einhaltung des Mindestabstands durchgeführt. Für die Patienten sei der Bischofsbesuch ein "besonderer Lichtblick der Freude und Hoffnung in der Pandemie", erklärte die Seelsorgerin Eva-Maria Kölbl-Perner, die neben ihrer Tätigkeit am LKH Wolfsberg auch das diözesane Referat für Krankenhausseelsorge leitet.

Dass Seelsorger gerade in der Corona-Pandemie und den strikten Besuchsbeschränkungen wichtige Ansprechpersonen für Patienten sind, um mit Problemen nicht alleine gelassen zu sein, hebt die Diözese Innsbruck anlässlich des Welttags hervor. Zweitrangig sei dabei, welcher Religion jemand angehört, erklärte Hildegard Anegg, die Leiterin der Krankenhausseelsorge der Tirol Kliniken. Ihr ökumenisches Team steht auch Menschen zur Verfügung, die nicht religiös sind oder einem anderen Glauben angehören; jeder könne sich Seelsorge wünschen, auch wenn man einfach jemanden zum Reden brauche. Strenge Hygienemaßnahmen wurden eingehalten, damit die Seelsorger - in Tirol 23 Haupt- und 60 Ehrenamtliche - auch während des Lockdowns die Stationen besuchen durften.

In der steirischen Kirchenzeitung "Sonntagsblatt" (aktuelle Ausgabe) berichteten zwei weitere Krankenhausseelsorger über die seelsorgliche Begleitung am Spitalsbett. In dieser Tätigkeit müsse man sich auf die Patienten voll einlassen und sich von Leid und Not berühren lassen, erklärte Michaela Hirzer-Weiß. Das Leid sei nach christlichem Verständnis "niemals Strafe Gottes", vielmehr könnten der Schmerz und die Abgründe des Lebens Momente sein, um sich als "aufgehoben" und von Gott geführt zu erfahren, zeigten ihr Schilderungen von Patienten. "Mein Glaube ist, dass Gottes Gegenwart immer noch tiefer reicht, dass das Heilsame tiefer geht als das Schmerzvolle", so die Theologin, die ihre Rolle als "Mitfragende, Mitsuchende, Mitaushaltende, Mitstaunende" beschreibt.

Der rumänisch-unierte Priester Alexandru Suciu bezeichnete das Krankenzimmer als "heiligen Raum, der jedem Patienten auf die Dauer seines Aufenthaltes gehört". Auf diesem Boden finde jede Begegnung im Krankenhaus statt, darunter auch die Seelsorge - deren Mitarbeiter diesen Raum "mit Fürsorglichkeit, Ehrfurcht, Neugier und Hochachtung" betreten und in jedem Menschen Gott begegnen dürften. Dabei gelte es nicht so sehr das physische, sondern vor allem das oft tabuisierte seelische Leid "respektvoll zu betrachten und vielleicht auch anzunehmen" und auf "Urbedürfnisse des Angenommen-, Angesehen- und Verstandenseins" zu reagieren.

Sensibler durch Krebs

Auch mehrere selbst betroffene Persönlichkeiten der katholischen Kirche äußerten sich anlässlich des Welttags und gaben Einblick in ihren Umgang mit Erkrankungen: Der Linzer Bischofsvikar Johann Hintermaier bezeichnete in einem Video auf der Homepage seiner Diözese die "Sorge füreinander und für das Leben" als zentrale Botschaft dieses Tages. Als er von seiner Diagnose Krebs und den schlechten Prognosen erfahren habe, habe er nicht gewusst, wie es weitergehen solle. Er könne jetzt aber dank der Medizin "ganz gut leben". Schwierig sei für ihn besonders gewesen, aus der unheilbaren Krankheit wieder "hineinzukommen in ein normales Leben", so Hintermaier.

Kleine Momente hätten ihm dabei viel weitergeholfen, fuhr der Bischofsvikar fort, konkret: "Menschen, die einfach da waren, die mit mir geweint und mich in den Arm genommen haben." Er sei dadurch sensibler geworden dafür, "dort, wo man nichts mehr sagen kann, auch wirklich nichts zu sagen". Als "Geschenk" seiner Krankheit habe er einen Blick "auf das, was noch da ist", erhalten. Oft sei dies nicht viel, könne aber viel bewirken - wie etwa "ein Lächeln, ein offenes Ohr, ein netter Blick". Dankbar sei er zudem für den Glauben "an einen Gott, der über dieses Leben hinausblicken kann und der mir sagt: Schau auf den Moment, denn der prägt das Ganze."

Corona eine Läuterung

Mit dem Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke ("missio"), P. Karl Wallner, meldete sich auch ein aktuell selbst mit Covid-19 Infizierter zu Wort: Trotz aller Maßnahmen dem "heimtückischen Virus" nicht entkommen zu sein, sei auch für ihn als gläubigen Menschen eine Herausforderung und Belastung, bekannte der in Quarantäne befindliche Ordensmann auf Kathpress-Anfrage. "In den ersten drei Tagen, als es mir schlecht gegangen ist, habe ich automatisch gefragt: Warum lässt Du das zu, lieber Gott?" Die Sorge, andere angesteckt zu haben, komme dabei noch dazu. Der Nationaldirektor war vergangene Woche nach milder Symptomatik positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Er selbst versuche, die Situation als "Läuterung" zu verstehen, erklärte P. Wallner. "missio" sei bisher relativ gut durch die Krise gekommen, weshalb er selbst deshalb viele Ziele für die Weiterarbeit und für neue Aktionen gehabt habe. "Vielleicht hat der liebe Gott die Infektion zugelassen, um mir zu sagen, dass ich meinen Fokus korrigieren muss, dass es ja doch nur ein großes und letztes Ziel gibt", so der Stift Heiligenkreuz zugehörige Zisterziensermönch. Die Päpstlichen Missionswerke hatten mit Beginn der Coronakrise im vergangenen Frühjahr tägliche Livestream-Mittagsmessen gestartet, die mit P. Wallners Erkrankung erstmals unterbrochen wurden. Im Zuge der Pandemie als langfristiges Großprojekt geplant ist zudem die Finanzierung der Errichtung eines Krankenhauses in Mosambik.

Kranksein als Teil des Menschenseins

Zu einem "gesunden Verhältnis zur Krankheit" hat Bischof Manfred Scheuer aufgerufen: Gesundheit stehe in Umfragen stets ganz oben auf der Rangliste der persönlichen Güter, und die Gesundheit - beziehungsweise die Krankheit - diktiere in Zeiten von Covid-19 praktisch alle Lebensbereiche, von Bildung und Wirtschaft über Politik, Kultur, Soziales bis hin zu Tourismus und Familie. Selbst die "noch nicht infizierten" Bereiche würden von der Pandemie krank oder vulnerabel gemacht, bemerkte der Linzer Oberhirte am Sonntag in einer Predigt zum Welttag.

Durchaus zu einem Perspektivenwechsel befähigt in dieser Situation Scheuer zufolge der christliche Glaube: Er entlaste vom Druck, Wunden verstecken und innerweltlich Heil herstel-len zu müssen und sehe in jedem Menschen ein Kind Gottes, das somit Würde und Qualitäten über rein wirtschaftliche Berechnungen und Kalkül hinaus besitzt. So sehr auch der Kampf gegen Krankheiten und der Wille zum Gesundwerden Heilungsprozesse verstärkten, gelte es, ernsthafte Krankheiten "in die eigene Lebensführung zu integrieren", appellierte der Bischof. Eine Krankheit sei mitunter eine "Grenzsituation, die uns dazu mahnt, das eigene Leben unter ein neues Vorzeichen zu stellen"; auch die Abhängigkeit des Menschen von Gott werde dabei sichtbar.

Papst: "Gerechtere" Gesundheitssysteme

Durchaus auch gesellschaftspolitische Anliegen verfolgt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag der Kranken, in der er zu mehr Gerechtigkeit im Gesundheitssystem, aber auch zur persönlichen Zuwendung zu kranken Menschen aufruft. Gesundheit sei "ein primäres Gemeingut", schreibt der Papst in Bezugnahme auf die aktuelle Pandemie: Sie habe "viele Unzulänglichkeiten der Gesundheitssysteme und Mängel bei der Betreuung Kranker ans Licht gebracht". Politische Entscheider und die Verwalter von Ressourcen seien hier gefragt. Menschlich sei eine Gesellschaft nur in dem Maß, wie sie sich ihrer schwachen und leidenden Mitglieder anzunehmen vermöge.

Gleichzeitig habe die Pandemie auch "die Einsatzbereitschaft und die Großherzigkeit des Personals im Gesundheitswesen, von Ehrenamtlichen, von Arbeitern und Arbeiterinnen, von Priestern und Ordensleuten deutlich gemacht", würdigt dies Franziskus. Mit Professionalität, Opferbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Nächstenliebe hätten sie vielen Kranken und deren Angehörigen geholfen, sie gepflegt, getröstet und versorgt. Um die Würde des Kranken und zugleich auch die Professionalität des Pflegepersonals sowie ein gutes Verhältnis zu den Familien der Patienten hochzuhalten, schlägt er einen auf Respekt, Vertrauen und Hilfsbereitschaft gründenden "Pakt zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden" vor.