page-header

Wien hat einen weiteren Ort des Gedenkens für die Opfer des Terroranschlags am Allerseelentag: Ein "DENK MAhn MAL" im Stephansdom - gefertigt aus Resten von Kerzen, Blumen, Kränzen und Texten von den Orten des Anschlags - will in der Fastenzeit zum Innehalten, Denken und Beten für die Opfer der Bluttat einladen. Das erklärte Dompfarrer Toni Faber bei der Präsentation des Kunstwerks am Mittwoch im Eingangsbereich der Domkirche. Gekommen waren dafür der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl, und das Künsterehepaar Susanne Detrüs Habarta und Peter Petrus Habarta, die gemeinsam mit einem StreetArt-Künstlerteam das Werk geschaffen haben.

"Lassen wir uns anstoßen und erinnern, dass wir immer Gefährdete sind, aber auch dazu berufen sind, für Gerechtigkeit und Liebe einzutreten", sagte der Dompfarrer vor zahlreichen Medienvertretern. Der Dom als "pochendes Herz der Innenstadt" sei der passende Ort für dieses Gedenken nicht zuletzt deswegen, weil bereits einen Tag nach dem Anschlag hier ein interreligiöser Gottesdienst für die vier Opfer und den irregeleiteten Täter stattgefunden habe, so Faber.

Nach dem blutigen Terroranschlag vom 2. November kamen tausende Menschen in die Wiener Innenstadt, um ihre Betroffenheit zum Ausdruck zu bringen. Kerzen, Blumen, Kränze und Texte wurden als Zeichen des Gedenkens von den Menschen an den Orten des Geschehens abgelegt. Diese wurden Ende Jänner entfernt und an das Museum der Stadt, das Haus der Geschichte und an die vom Ehepaar Habarta geleitete Künstlergruppe übergeben. Das von ihnen geschaffene "DENK MAhn MAL" ist im Stephansdom bis 8. März zu sehen.

Trauer, Hoffnung, Rechenschaft

"Mit dem Denkmal wollten die Künstler nicht nur ein Zeichen der Trauer, sondern auch der Hoffnung schaffen", führte Peter Habarta im Interview mit Kathpress aus. "Das Ende ist immer auch ein Anfang", darauf weise die Tafel mit dem Schriftzug "Anfang" inmitten eines offiziellen Gedenkkranzes verziert mit zahlreichen Kerzendeckeln hin. Es sei eine Herausforderung für die Künstler gewesen, sich nicht von der Trauer überwältigen zu lassen, die diese Gegenstände ausdrücken, so Habarta. So stünden die sechs stilisierte Menschen mit markantem Herz - sie stehen sinnbildlich für alle Religionen und Weltanschauungen - im oberen Teil des Kunstwerkes auch für Hoffnung und Leben. Es gehe dabei aber nicht um eine billige Hoffnung: "Die Art der Darstellung der sechs Menschen mit erhobenen Armen sollen gerade in einer Kirche darauf aufmerksam machen, dass alle Rechenschaft letztlich über ihr Leben ablegen müssen", so der künstlerische Leiter des Projekts.

Für Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, macht das Kunstwerk deutlich, dass "von einer Sekunde auf die andere plötzlich alles anders sein kann". Die Erfahrung des Anschlags am 2. November sei nicht nur der Tod Unschuldiger gewesen, sondern auch Hilfe, Solidarität und berührende Anteilnahme in den Tagen danach. "Es geht bei dem Mahnmal um die Menschen", betonte Figl.

Bei dem Anschlag in der Wiener Innenstadt am Abend des 2. November kamen vier Passanten ums Leben, mehr als 20 Personen wurden teils schwer verletzt. Der Attentäter wurde nach wenigen Minuten von der Polizei gestellt und erschossen. Bereits tags darauf fand im Wiener Stephansdom ein Gedenk- und Trauergottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn, führenden Vertretern der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie der gesamten Staatsspitze statt.

Honorarfreie Bilder vom "DENK MAhn MAL" sind in Kürze zu finden unter: www.kathpress.at/fotos