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"Bei der Beichte hat die Digitalisierung derzeit ihre Grenzen." Das betont der Karmelit P. Roberto Maria Pirastu in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz. Zu den zuletzt - nicht nur aber auch coronabedingt - zunehmenden Angeboten an "Online-Beichten" äußerte sich der Ordensmann differenziert.

"Ich finde, bei diesen Onlineformen ist das Wort 'Beichte' eher fehl am Platz, wenn man damit das Sakrament meint", so Pirastu. Nach katholischem Verständnis sei die Lossprechung durch den anwesenden Priester ganz wichtig, "damit die Sünden vergeben werden. Das geht online oder am Telefon nicht", so Pirastu. Zu beichten ohne direkten Kontakt ist für Pirastu nur denkbar, wenn jemand im Sterben liegt und ein persönlicher Besuch unmöglich ist. Dann sei eine Beichte per Telefon auch eine sinnvolle Alternative.

"Online-Beichten" etwa mit einer App könnte freilich auch etwas Gutes bei den Menschen bewirken, indem etwa seelischer Druck abgebaut werde. Die Gefahr bestehe aber, dass die Menschen irregeführt würden und sie dadurch glaubten, via Internet "richtig" gebeichtet zu haben. Die Sünden in den virtuellen Raum zu schicken, sei aber eben nicht vergleichbar mit der Freisprechung von der Schuld durch einen Priester.

Für die Zukunft könne er sich aber vorstellen, so Pirastu, dass Priester Beichtgespräche über Videokonferenzen durchführen, "wenn ein abhörsicherer Kanal vorhanden und die Frage des Datenschutzes geklärt ist". Die geistliche Begleitung als Vorform der Beichte biete er schon jetzt in manchen Fällen über Zoom an. "Wenn man einmal seine Scheu überwunden hat, geht das ganz gut."

Für jene, die aufgrund von Corona keine Möglichkeit zum Beichten haben und die deswegen ein schlechtes Gewissen plagt, gebe es aus dem ersten Lockdown eine beruhigende Botschaft des Papstes, so Pirastu weiter: "Der Papst hat gesagt, man kann die Sünden persönlich vor Gott bekennen, wenn es nicht anders geht. Man wird in diesem Fall nicht in den Sünden stecken bleiben, weil man nicht zum Priester kommt."

Zugleich betonte der Ordensmann aber, dass Beichten von Angesicht zu Angesicht auch jetzt gut möglich und erlaubt sei. - Die Karmeliten in Linz sind neben den Jesuiten eine der ersten Anlaufstellen für Katholiken, die beichten wollen. - Zwei Meter Abstand im Beichtzimmer, FFP2-Masken und eine Plexiglasscheibe sorgten für die nötige Sicherheit. "Außerdem lüften wir häufig, also denke ich, dass da nichts passieren wird", meinte Pirastu.

Der Zulauf zu den Beichtmöglichkeiten ist bei den Karmeliten in Linz auch nach wie vor relativ hoch. 30 Gläubige nutzen das Sakrament der Beichte pro Tag. "Jeder kann kommen, der mag. Dafür sind wir da", so der Ordensmann, der für die Kirche optimistisch in die Zukunft blickt: "Der Wunsch unter denen, die zum Beichten kommen, war im Lockdown groß, dass wir endlich wieder Gottesdienste feiern können. Ich glaube nicht, dass die Leute wegen Corona vom Glauben abfallen und nachher nicht mehr in Gottesdienste kommen."