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In der Corona-Krise bewährt sich die Soziale Marktwirtschaft und das spezifisch österreichische Sozialmodell. Das hat Katja Winkler, Assistenz-Professorin am Institut für Christliche Sozialwissenschaften Johannes Schasching SJ der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, beim 19. Aschermittwochsgespräch "Wirtschaft & Ethik" in Linz festgestellt. Die Theologin prognostizierte als positiven Effekt der Krise eine Stabilisierung der Zustimmung zur Sozialpartnerschaft, zum Sozialversicherungssystem und zur Freien Wohlfahrtspflege, während neoliberale Positionen an Boden verlieren dürften.

 

Winkler tauschte sich am Mittwoch mit Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, Jugendforscher Simon Schnetzer und Psychologin Barbara Guwak über das Thema "Eine Pandemie verändert die Welt" aus. Veranstaltet wird die Gesprächsreihe "Wirtschaft & Ethik" von der Sparkasse Oberösterreich und der Industriellenvereinigung OÖ in Kooperation mit der KU Linz.

 

Soziale Transferleistungen würden üblicherweise auf bedürftige Personen wie Arbeitssuchende oder Armutsbetroffene zielen, wies Winkler hin. Nun trügen Steuerzahlende erhebliche Solidaritätslasten auch zugunsten von Unternehmen. Diese steuerfinanzierte Umverteilung sei Ausdruck eines in Österreich ausgeprägten Solidaritätsverständnisses, das als gesellschaftliche Übereinkunft einem gut ausgebauten Wohlfahrtsstaat zugrunde liege.

 

Einschränkend gab die Sozialethikerin zu bedenken, dass die Pandemie sowohl auf regionaler wie globaler Ebene bereits bestehende sozioökonomische Ungleichheiten noch massiv verschärft habe: Wer vor der Krise benachteiligt war, sei es jetzt noch mehr. Dies werde durch die prognostizierte schnelle wirtschaftliche Erholung nicht "von selbst" behoben. Winkler plädierte für gezielt gegensteuernde solidarpolitische Maßnahmen nicht nur in der eigenen Region und im eigenen Land, sondern auch auf globaler Ebene. Nur so könne die Krise zu einer "Schule der Solidarität" werden.