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"Abschied von der Stimme der Kirchen": Mit diesem Titel würdigte die Tageszeitung "Die Presse" am Donnerstag Prof. Erich Leitenberger. Der am 18. Jänner Verstorbene hatte seine journalistische Karriere bei der Wiener Tageszeitung begonnen, bevor er zum Sprecher dreier Erzbischöfe der Erzdiözese Wien und zum langjährigen Kathpress-Chefredakteur wurde. Über das im Stephansdom am Mittwoch gefeierte Requiem für den "Doyen der katholischen Publizisten" berichtete "Die Presse" ebenso wie über Leitenbergers wichtige Rolle "nicht nur für die katholische Kirche, sondern auch für die anderen Kirchen", war er doch nach seiner Pensionierung ehrenamtlich Pressesprecher der Stiftung "Pro Oriente" und des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Diese Breite zeigte laut "Presse" die Versammlung im Altarraum und Chorgestühl: Zu dem von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten Trauergottesdienst waren u. a. die katholischen Bischöfe Manfred Scheuer, Maximilian Aichern und Helmut Krätzl gekommen, außerdem der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej, der koptische Bischof Anba Gabriel, der armenische Bischof Tiran Petrosyan und der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner.

Wie schon am Sarg von Kardinal Franz König flackerte auch neben jenem von Erich Leitenberger die Osterkerze "im weiten Dom, der zweiten Heimat Leitenbergers". In Abwandlung der in der Lesung gehörten Worte beschied "Die Presse" dem Verstorbenen: "Erich Leitenberger hat den guten Kampf gekämpft."

Bereits am 1. Februar war in der Zeitung eine Todesanzeige für Leitenberger zu lesen, gezeichnet von der Erzdiözese Wien, der Österreichischen Bischofskonferenz, der Kathpress, der Stiftung "Pro Oriente" und dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich. Darin hieß es wörtlich: "Wir danken Prof. Leitenberger für seinen großen und wichtigen Dienst an der katholischen Kirche und an der Verbundenheit aller christlichen Konfessionen sowie für seinen nie versiegenden Rat und seine Freundschaft als tiefgläubiger, herzensguter, hilfsbereiter und bescheidener Mensch."

Ein reformoffener, loyaler Konvertit

In sehr persönlichen Worten nahm auch Peter Musyl, der frühere stellvertretende Chefredakteur der Kathpress und "langjährige Weggefährte und Freund" des Verstorbenen, in einem Nachruf Abschied. Der in seiner Jugend noch evangelische und später zur katholischen Kirche übergetretene Leitenberger sei nie der Neigung so mancher Konvertiten erlegen, "ihren Religionswechsel mit einer eher fundamentalistischen Einstellung innerhalb ihrer neuen geistlichen Heimat zu untermauern". Bei aller "Wertschätzung für Überkommenes" sei Leitenberger "immer offen für einen Wandel auch in der katholischen Kirche" gewesen.

Zugleich hob Musyl Loyalität als hervorstechenden Charakterzug des Verstorbenen hervor: Auf diese hätten sich nicht nur Kardinal König und Schönborn, sondern auch Hans Hermann Groer verlassen können, obwohl er den Intentionen Groers und des diesem von Rom zur Seite gestellten Weihbischofs Kurt Krenn mit großer Skepsis begegnet sei, wie sich Musyl erinnerte. "Würde man diese Einstellung so interpretieren, dass Leitenberger sein 'Mäntelchen' nach dem jeweils herrschenden Wind hängte, täte man ihm absolut Unrecht!"

Musyl blickte auf seine von wechselseitiger Wertschätzung trotz gelegentlicher Meinungsunterschiede getragene Zusammenarbeit mit Leitenberger zurück und hielt fest: "Vieles an Leitenbergers Fähigkeiten und Kenntnissen, aber auch seine Vernetztheit mit 'Gott und der Welt' konnte ich nur bewundern."