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Die vom Papst verfügte Kirchenrechtsänderung, wonach auch Frauen ganz offiziell als Messdienerinnen, Lektorinnen oder Kommunionshelferinnen Dienste am Altar versehen dürfen, nährt die "Hoffnung darauf, dass auch in Richtung der Weiheämter weitergedacht wird". Das hat die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Woman" (8.2.) erklärt. Auch die Ernennung von Sr. Nathalie Becquart zur Unterstaatssekretärin der Bischofssynode - das erste Mal, dass eine Frau gleichberechtigt in einer Bischofsversammlung stimmberechtigt ist - bedeute, dass die Tür zu mehr Gleichberechtigung "wirklich aufgemacht" wurde, so Ritter-Grepl.

Der Papst stehe zu seinem Wort, dass Frauen in hohen Ämtern dort eingesetzt werden, wo es kirchenrechtlich möglich ist. "Insofern hat dieser Schritt einen ganz wichtigen Vorbildcharakter", zeigte sich die kfbö-Vorsitzende in dem Interview optimistisch hinsichtlich weiterer Schritte. Auch in Österreich seien Frauen in diözesanen Zentralstellen gefragte Führungskräfte, "diese Entwicklung wird sich nun sicher verstärken".

Die Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Mitgestaltung der Kirche sei im vollen Gang, so Ritter-Grepl : "Ohne Frauen gäbe es keine Kirche. Frauen halten das kirchliche Leben vor Ort am Laufen. In den Pfarreien sind die Mitglieder des Pfarrgemeinderats überwiegend Frauen." Was die katholische Kirche von der Gesellschaft unterscheidet, seien jene Bereiche, "die Priestern vorbehalten sind und darum Frauen grundsätzlich nicht zugänglich sind".

Kirche ist nicht "frauenfeindlich"

Die Frage, ob das die katholische Kirche "frauenfeindlich" mache, verneinte Ritter-Grepl: "Auf keinen Fall!" Gerade in der Kirche habe es immer Orte gegeben, die "besonders für Frauen einen speziellen Raum mit Entwicklungsmöglichkeiten" böten. Als Beispiel nannte die Absolventin eines Studiums der kritischen Geschlechter- und Sozialforschung an der Universität Innsbruck Frauenklöster, die Frauen Zugang zu Bildung, Arbeit, einen Schutzraum vor übergriffigen Männern genauso wie Macht und Besitz geboten hätten. Heute gebe es in Pfarren oder der katholischen Frauenbewegung die Möglichkeit, ehrenamtliche Leitungsfunktionen zu übernehmen. So manche Politikerin habe ihre ersten Funktionserfahrungen in der katholischen Kirche gemacht erinnerte Ritter-Grepl. "Allerdings bleibt es eine Herausforderung, die Frage nach dem Priestertum für Frauen produktiv anzugehen."

In der Zukunft sollte es "keine Rolle mehr spielen, ob ich mich als Frau oder Mann in die Kirche einbringen möchte", befand die kfbö-Vorsitzende. "Gleiche Rechte für Frauen und Männer sollen selbstverständlich sein." Die Umsetzung dieses Anspruchs sei "eine Frage der Zeit und diese Geduld bringe ich auf. Ich engagiere mich dafür mit vielen anderen weitsichtigen Frauen und Männern!"