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Papst Franziskus hat Regierungsvertreter der internationalen Gemeinschaft zu einer Wiederbesinnung auf Demokratie und Multilateralismus ermahnt. Die Schwierigkeit, gemeinsame und abgestimmte Lösungen für globale Probleme zu finden, breite sich auch in Ländern mit langer demokratischer Tradition immer weiter aus, sagte er beim Jahresempfang der Botschafter beim Heiligen Stuhl am Montag im Vatikan. Die Pandemie dürfe als Gelegenheit nicht vertan werden, um über Reformen der multilateralen Zusammenarbeit nachzudenken.

"Die Demokratie lebendig zu erhalten, ist eine Herausforderung dieses Moments in der Geschichte", sagte der Papst. Unterschiedliche Meinungen untergrüben nicht die Gewalt und Sicherheit der Staaten, sondern ermöglichten es, angemessenere Lösungen für Probleme zu finden.

Der demokratische Prozess erfordert, dass ein Weg des inklusiven, friedlichen, konstruktiven und respektvollen Dialogs zwischen allen Gliedern der Zivilgesellschaft in jeder Stadt und Nation beschritten wird. Unabdingbar seien dafür die Überwindung individualistischer Tendenzen und die Achtung des Rechtsstaats. Das Recht sei "die unabdingbare Voraussetzung für die Ausübung jeder Gewalt" und müsse "von den übergeordneten Organen unabhängig von den herrschenden politischen Interessen gewährleistet werden".

Auf internationaler Ebene habe die Krise der Politik und der demokratischen Werte Auswirkungen auf das gesamte multilaterale System. In der Folge würden Organisationen, die zur Förderung von Frieden und Entwicklung ins Leben gerufen worden seien, in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt. Zugleich räumte der Papst ein, das multilaterale System selbst habe in den letzten Jahre "einige Grenzen" erkennen lassen. Die Politik dürfe keine Angst vor Reformen haben, "auch wenn sie Opfer und nicht selten einen Mentalitätswandel erfordern", sagte Franziskus unter Verweis auf die laufende Reform der Römischen Kurie.