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Der aus Vorarlberg stammende Pallotinerpater Franz Reinisch (1903-1942) war der einzige Priester, der während der nationalsozialistischen Diktatur den Fahneneid auf Adolf Hitler und damit den Kriegsdienst verweigerte. Dafür starb er unter dem Fallbeil. Der "Tiroler Sonntag" hat in seiner aktuellen Ausgabe an den Ordensmann erinnert, für den ein Seligsprechungsverfahren im Laufen ist. "Seltsam unaufgeregt und in einer eigenartig friedfertigen Radikalität steht der junge Palottinerpater mit seiner Gewissensentscheidung in einer Reihe mit dem seligen Franz Jagerstätter (1907-1943) oder dem Bregenzer Familienvater Ernst Volkmann (1902-1941)", so der frühere Chefredakteur des "Vorarlberger KirchenBlatts" und Publizist Walter Buder im "Tiroler Sonntag".

Franz Reinisch stammte aus Feldkirch in Vorarlberg und wuchs in Bozen, Bruneck und Innsbruck auf. 1928 zum Priester geweiht, trat er noch im selben Jahr in das Pallottinerkloster Untermerzbach bei Bamberg ein. Der Ordensmann war ein entschiedener Gegner der Nazis, der in seinen Ansprachen offen die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit dem NS-Regime thematisierte. Im September 1940 verhängte die Gestapo gegen ihn ein Rede- und Predigtverbot im ganzen Reichsgebiet. Unter anderem hatte Reinisch in einer Predigt Hitler und dessen Schergen indirekt als "Teufel mit seinem Anhang" bezeichnet. Der totalitäre NS-Staat war für ihn eine antichristliche Macht, gegen die sich ein gläubiger Christ wehren musste.

Die Einberufung Reinischs zur Wehrmacht konnte der Orden zweimal verhindern. Beim dritten Mal forderten ihn seine Oberen auf, den Fahneneid zu leisten, doch der Pallottiner ließ sich nicht umstimmen: "Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten." Schon seit 1934 mussten die Wehrmachtssoldaten einen Eid mit neuem Wortlaut sprechen: Nicht mehr "Volk und Vaterland" wurde Treue geschworen, sondern "dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes". Um die Nostalgiker eines christlichen Abendlands zu gewinnen, hatte Hitler keine Skrupel, "bei Gott diesen heiligen Eid" schwören zu lassen.

Am 15. April 1942 traf Reinisch, absichtlich einen Tag später als angeordnet, in der Kaserne in Bad Kissingen ein und weigerte sich den Fahneneid zu leisten. Er wurde verhaftet und kurz darauf in das Gefängnis Berlin-Tegel, später dann nach Brandenburg an der Havel überführt. Das sogenannte "Reichskriegsgericht" verurteilte ihn zum Tod. Am 21. August 1942 wurde der 39-jährige Priester in Brandenburg hingerichtet.

Seine letzte Ruhe fand Reinisch nach Kriegsende in einem Urnengrab neben der Wallfahrtskapelle von Schönstatt in Vallendar im deutschen Rheinland-Pfalz - als enger Mitarbeiter des Gründers der Schönstatt-Bewegung, Josef Kentenich (1885-1968). 1978 wurde Reinisch posthum mit dem "Ehrenzeichen der Republik Österreich für Verdienste um die Befreiung Österreichs" ausgezeichnet. 2013 wurde in der Diözese Trier ein Seligsprechungsverfahren für den Ordensmann eröffnet. Dieses wurde 2019 abgeschlossen. Nun ist Rom am Zug. Der Vatikan muss über eine Seligsprechung entscheiden.

Reinisch zeichnete ein "wacher, christlich geprägter Geist aus, der die Zeichen der Zeit mit Verstand und den 'Augen des Glaubens' zu lesen wusste", so Buder. Er sei ein "gutes Zeichen für die Kraft von Menschen, die sich in Dienst nehmen lassen von der bedingungslosen Liebe Gottes".