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Ungeachtet steigender Corona-Zahlen gehen im Irak die Vorbereitungen für einen Besuch von Papst Franziskus weiter. Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi empfing den päpstlichen Nuntius Erzbischof Mitja Leskovar am Montag in Bagdad zu einem Gespräch über die geplante Visite, wie die irakische Regierung ohne weitere Einzelheiten mitteilte. Am Sonntag hatte der Ausschuss für Gesundheit und nationale Sicherheit wegen der Pandemie eine Schließung aller Moscheen und Kirchen bis auf weiteres verfügt.

Zudem tritt von Donnerstag bis 8. März eine umfassende Ausgangssperre in Kraft. Montags bis donnerstags dürfen die Menschen nur tagsüber, freitags bis sonntags überhaupt nicht auf die Straße. Davon betroffen sind auch die Tage des Papstbesuchs vom 5. März, einem Freitag, bis zum folgenden Sonntag.

Während des ganztägigen Lockdown dürfen sich lediglich Sicherheitskräfte und Mitarbeiter des Gesundheitssystems und wichtiger öffentlicher Dienste frei bewegen, ferner autorisierte Medienmitarbeiter und Reisende aus dringenden humanitären Gründen. Lebensmittelgeschäfte und Apotheken dürfen öffnen. Hintergrund der Maßnahmen sind steil ansteigende Infektionszahlen seit zwei Wochen.

Nach bisherigen Planungen will Franziskus am Freitag (5. März) mit Klerikern, Ordensleuten und Laienmitarbeitern in der syrisch-katholischen Kathedrale von Bagdad zusammenkommen; am Samstag stehen eine interreligiöse Begegnung bei der Tempelruine von Ur nahe Nasirija und eine Messe in der chaldäisch-katholischen Kathedrale in Bagdad auf dem Programm. Am Sonntag sind Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Terror in Mossul und Karakosch vorgesehen.

Zum Abschluss will der Papst am Sonntag in einem Stadion in Erbil eine Messe mit 10.000 Teilnehmern feiern. In der kurdischen Regionalhauptstadt gelten eigene Corona-Schutzbestimmungen.

Ob die Reise wie geplant stattfinden kann, steht neben der Pandemieentwicklung auch unter dem Vorbehalt der Sicherheitslage in der Konfliktregion. Am Montagabend schlugen mehrere Raketen unweit des Flughafens von Erbil in einem Wohngebiet ein. Dabei wurden nach jüngsten Angaben mindestens ein Mensch getötet und mehrere verletzt.

Kirche gegen überzogene Erwartungen

Das chaldäisch-katholische Patriarchat von Bagdad hat unterdessen überzogene Erwartungen an den Besuch von Papst Franziskus zurückgewiesen. Es sei nicht seine Aufgabe, ausgewanderte Christen aus dem Ausland zurückzubringen oder ihnen verlorenes Eigentum wiederzubeschaffen. Dafür sei die irakische Regierung zuständig, erklärte die von Kardinal-Patriarch Louis Raphael I. Sako geleitete und mit Rom unierte Kirche.

Angesichts der augenblicklichen Umstände handle es sich um einen "historischen und außergewöhnlichen Besuch", von dem ein Impuls für Versöhnung und Einheit ausgehen könne. Das Patriarchat rief Kritiker auf, eine positivere Haltung einzunehmen und mitzuhelfen, dass die Visite ein Erfolg werde.

Der Papst komme nicht, um alle Probleme zu lösen, sondern um seine Solidarität zu bekunden und sich an die Seite der Iraker zu stellen, hieß es in der Mitteilung. Franziskus bringe eine Botschaft der Brüderlichkeit, der Versöhnung, der Toleranz und des Pluralismus. Zugleich rief das Patriarchat auf, für die Sicherheit während des Besuchs zu beten.