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Der Linzer Bischof Manfred Scheuer fordert ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik. In der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz stellt sich Scheuer hinter die jüngste Solidaritätsaktion für Menschen auf der Flucht vor dem Linzer Mariendom. "Ich unterstütze die Aktion, weil ich hoffe, dass es in Europa und Österreich ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik gibt", so der Diözesanbischof wörtlich. Symbolaktionen würden zwar sicher nicht alle Probleme lösen, "aber sie geben zu denken". Scheuer hob in diesem Zusammenhang auch das Engagement der Pfarren in der Flüchtlingsbetreuung seit 2015 lobend hervor.

Als positives Beispiel nannte Scheuer die Gemeinde Mondsee, in der es seit 2015 einen Fachausschuss für Asyl gib, wie auch Pastoralassistentin Dagmar Pfannhofer in der Kirchenzeitung berichtete. Damals wurden im Pfarrgebiet Wohncontainer für Flüchtlinge aufgestellt. Die Integrationsarbeit habe reiche Früchte getragen, da nun wieder die Bereitschaft bestehe Menschen aufzunehmen.

"Wir haben entsprechende Briefe an Bundeskanzler Kurz geschrieben", so Pfannhofer. Die Antworten seien aber eine "PR-Angelegenheit" gewesen. Zwar habe die Pfarre gute Kontakte ins Umland und zu den politischen Gemeinden; aktuell erlebe man aber eine gewisse Hilflosigkeit, sagte Pfannhofer, "auch, weil wir durch unsere Kontakte nach Kara Tepe hören, dass die versprochene 'Hilfe vor Ort' dort nicht ankommt".

Bischof Scheuer zeigte sich in der Kirchenzeitung überzeugt, dass es eine Vernetzung und eine Koordination zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sowie Hilfsorganisationen und allen brauche, die bei der Integration Verantwortung übernehmen.

"#Wochenendefürmoria"

Am vergangenen Wochenende haben unter dem Motto "#Wochenendefürmoria" Engagierte aus Kirche und Zivilgesellschaft gemeinsam mit der Plattform "Solidarität/Seebrücke" auf die dramatische Situation in den Flüchtlingslagern in Moria/Kara Tepe (Griechenland) und Lipa (Bosnien) aufmerksam gemacht. 15 Personen übernachteten dazu in Zelten vor dem Mariendom.

Bereits an den Wochenenden davor hatte es in mehreren österreichischen Städten ähnliche "Wochenenden für Moria" gegeben, darunter in Innsbruck, wo auch Bischof Hermann Glettler seine Unterstützung bekundete. Auch zivilgesellschaftliche und kirchliche Initiativen setzen sich aktuell für eine Aufnahme von geflüchteten Familien ein, etwa die "Solidarregion Weiz" sowie das "Ökumenische Forum christlicher Kirchen in der Steiermark".

Der Wiener Theologe Paul Zulehner appellierte ebenfalls an die regierende türkise ÖVP, Flüchtlinge aus griechischen Lagern in Österreich aufzunehmen. Als Lösung der aktuell verfahrenen Situation schlug er einen "humanitären Deal" vor: Für den Fall der Aufnahme von 100 Menschen, vorab Familien mit Kindern, die bereits einen positiven Asylbescheid haben, "bieten Wählende mit Herz und Verstand, aus Gesinnung und Verantwortung, ihren ÖVP-Bürgermeistern, ÖVP-Landeshauptleuten, der Bundes-ÖVP an, ihnen bei der nächsten Wahl die Stimme zu geben", so der Vorschlag Zulehners.

Zuletzt hatten u.a. der Bischofskonferenz-Vorsitzende Franz Lackner, Kardinal Christoph Schönborn und auch die Katholische Aktion Österreichs entsprechende Forderungen von Hilfsorganisationen zur Aufnahme von Flüchtlingen unterstützt. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler besuchte im Dezember die Insel Lesbos und machte sich vor Ort ein Bild vom Elend der tausenden Flüchtlinge an einem der "größten humanitären Katastrophenschauplätze Europas", wie er sagte.