„Man kann Wege finden, wie man eine gute Politik und Menschlichkeit miteinander verbindet“, so der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn am Heilig Abend. In den griechischen Lagern herrscht eine Notsituation, „die nach erster Hilfe ruft“, so Alexander van der Bellen in der Sendung „Licht ins Dunkel.“
Bei den Geschehnissen in den Flüchtlingslagern von Lesbos und Bosnien, sei es wichtig „sich in die Situation der Menschen zu denken“, sagt Schönborn. „Ich bin selber ein Flüchtlingskind, habe aber nicht eine solche Not erlebt wie die Menschen in den Flüchtlingslagern in Bosnien oder Lesbos. So schlimmes habe ich nicht erlebt“, so der Kardinal wörtlich.
Schönborn rief die Europäische Union zu einer gemeinsamen Lösung auf. So etwas dürfe „in Europa nicht stattfinden darf“. Die Flüchtlinge sind Akteure „eines politischen Spiels“, und durch die Polarisierung sei es verständlich, warum sich die österreichische Regierung bei diesem Thema „schwer tut“.
Christdemokratie ohne Flüchtlingshilfe ist wie Christsein ohne Christus
Im Matthäusevangelium 25 tritt Jesus als Anwalt der Bedrängten und Flüchtlinge auf. In den Versen 35 und 36 steht: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“
Beunruhigend ist, dass sich noch nicht einmal christliche Politiker öffentliche Kritik an Sebastian Kurz trauen. Die Angst vor dem Jobverlust scheint groß zu sein, wenn innerhalb der christdemokratischen Partei keine kritischen Stimmen seitens der bekennenden Christen aufkommen. Zurück bleiben enttäuschte christliche Wähler und vor allem Flüchtlinge ohne Hilfe.
Manfred Scheuer und Hermann Glettler fordern Solidarität mit Flüchtlingen
Auch der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer forderte Österreichs Bundesregierung am Heiligen Abend dazu auf, Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen. Dies wäre ein "Ausdruck der Humanität und wie wir in Europa mit Flüchtlingen umgehen", so der Bischof im Gespräch mit den "Oberösterreichischen Nachrichten". Zugleich betonte Scheuer, dass damit dir Fragen der Vermeidung von Flüchtlingsströmen beantwortet sind. Es sei auch "nicht alles böse in Österreichs Flüchtlingspolitik. Aber wenn eine Katastrophe da ist, ist unmittelbare Hilfe nötig".
Neben dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner sprach sich auch der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler für eine solidarische Aufnahme von Flüchtlingen aus. Er wolle "beim Wegschauen und Verdrängen nicht mehr dabei sein". Glettler wünsche sich für Österreich "eine jeweils aktualisierte, sachliche Kommunikation über die Situation der Aufnahmelager an den europäischen Außengrenzen. Die Wahrheit ist der Bevölkerung zumutbar." Weder ein "politisches Schönreden", noch eine "aufgeschaukelte Empörungsrhetorik" helfe weiter, so Glettler.