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Ein wesentliches Bereicherungselement vom gemeinsamen Gebet ist „mit Gott in Verbindung zu treten“, so Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
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Zur Gebetsfeier unter dem Motto „Zeichen der Hoffnung in der Krise“ hatten Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Bundesratspräsidentin Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP) und das Komitee des Nationalen Parlamentarischen Gebetsfrühstücks eingeladen. Pandemie-bedingt fanden die Feierlichkeiten am Dienstagabend heuer nicht im Parlament statt, sondern im kleinen Kreis aus dem Kleinen Redoutensaal in der Wiener Hofburg. Verfolgt werden konnte die Adventsfeier via Livestream auf Glaube.at, Glaubensimpulse, ERF Plus, Radio Maria und andere christliche Medien.

Das Parlamentarische Einladungskomitee besteht aus rund 40 Abgeordneten, in welchem sich Vertreter aller Parteien sowie verschiedener Religionen als Miteinladende engagieren. Im vergangenen Jahr fanden sich über 250 Gäste beim interkonfessionellen Gebetsfrühstück des Parlaments im Dachfoyer der Wiener Hofburg ein. Unter den zahlreichen Teilnehmern waren hochrangige Vertreter von 20 christlichen Konfessionen, der israelitischen und islamischen Glaubensgemeinschaft sowie Gäste aus mehr als 25 Staaten.

Gebetsfrühstück-Bewegung auf europäischer, internationaler und UN-Ebene

Vor mehr als 60 Jahren entstand die Tradition des parlamentarischen Gebetsfrühstücks in den USA, wo seit Dwight D. Eisenhower alle amerikanischen Präsidenten – Demokraten wie Republikaner – daran teilnehmen.

Das erste Gebetsfrühstück in Europa, so die Website des Gebetsfrühstücks EU in Brüssel (EPB), wurde von den Vätern Europas Konrad Adenauer, Robert Schuman und Alcide Gaspery gegründet und existiert in der heute bekannten Form seit 1998.

Ein nationales Gebetsfrühstück ist inzwischen in vielen Ländern eingeführt worden. In Österreich gibt es ein Gebetsfrühstück im Parlament seit 2017. Aber die Tradition in Österreich geht bis in die 80er Jahre zurück, als sich eine kleinere Gruppe zum Gebet und Gedankenaustausch traf. Im Rahmen des Deutschen Bundestages und in vielen weiteren Ländern, darunter Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Moldawien, Rumänien, Mazedonien, Vereinigtes Königreich, in der Ukraine und der Slowakei gibt es auch ähnliche Treffen. Außerhalb Europas findet ein Gebetsfrühstück dieser Art in Australien, Israel, Guyana und Neuseeland sowie bei den Vereinten Nationen statt. Bis heute gab es rund 130 Zusammenkünfte in Nationen auf der ganzen Welt.

„Authentischer Glaube und Gottesbeziehung sind gerade in Zeiten einer zunehmenden Säkularisierung für die Gesellschaft etwas Wesentliches, sie tragen zu Zusammenhalt und Konfliktlösung bei“, so Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler. „Wir haben die Verantwortung, menschliches Leid zu verringern und eine bessere, fürsorglichere Welt für alle zu schaffen. Lasst uns gemeinsam beten - und zusammenarbeiten - um dies zu erreichen.“, apelliert der UN-Generalsekretär António Guterres beim 35. Internationalen Gebetsfrühstück der Vereinten Nationen im September 2020.

Fraktions- und Konfessionsübergreifende Glaube verbindet christliche Politiker

Die Moderatorin Gudrun Kugler betonte einleitend: "Wir sind hier nicht versammelt im Namen von Parteien, auch nicht im Namen des Parlaments oder irgendeiner Institution, sondern als Abgeordnete mit einem persönlichen Glauben.“

Über die Geschichte des Formats führte Kugler aus: "Es gibt weltweit rund 130 parlamentarische Gebetstreffen. Die prominentesten sind zB im Europäischen Parlament, bei der UNO, in den USA – dort nehmen seit über sechzig Jahren immer die Präsidenten teil, in Deutschland, im Vereinigten Königreich, Australien, in den baltischen Staaten, usw. In Österreich ist dies jetzt im vierten Jahr. 2019 konnten wir Vertreter von 20 Konfessionen im Parlament begrüßen. Ganz wichtig ist für dieses Format in allen Ländern der Welt die Überfraktionalität und Interkonfessionalität, sowie die Teilnahme von Gästen aus anderen Religionen."

Impulsvorträge von Waltraud Klasnic und Georg Mayr-Melnhof

Der Gründer der Loretto-Gemeinschaft und Jugendleiter der Erzdiözese Salzburg, Georg Mayr-Melnhof, stellte die „adventliche Sehnsucht“ in das Zentrum seines Impulsbeitrags. Ausgehend von einer Glaubenskrise und Wüstenerfahrung als Jugendlicher zeichnete er seinen persönlichen Weg bei der Gottsuche, welche zur Gründung eines Gebetskreises vor mehr als 30 Jahren führte. Aus dieser entstand die Loretto-Gemeinschaft, „Geistliche Zentren“ liegen in Wien, Salzburg, Linz und Graz.

Einen weiteren Impuls brachte die frühere steirische Landeshauptfrau (ÖVP) und jetzigen Obfrau der Unabhängigen Opferschutzkommission, Waltraud Klasnic, ein. In Ihrer Rede sprach sie über ihre Zeit als Politikerin, Opferschutzanwältin und Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich. Besonders dankbar zeigte sich Klasnic auf ihre rund zehnjährige Tätigkeit als Unabhängige Opferschutzanwältin auf Einladung von Kardinal Schönborn im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz: „Die Kirchen und Orden sind mutig gewesen“.

Gemeinsames Gebet schenkt Perspektiven

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka erinnerte daran, wie das gemeinsame Gebet Perspektiven gebe und dass es ein wesentliches Bereicherungselement sei, „hineinzuhören und mit Gott in Verbindung zu treten“.

Bundesratspräsidentin Andrea Eder Gitschthaler eröffnete ihren Beitrag mit den Worten von Franz von Sales „Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung“. „Diese Hoffnung eint uns über die konfessionellen Grenzen hinweg. Nicht die Angst vor dem Ungewissen, sondern die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Krise und einen Neubeginn im Zeichen von Rücksicht, Nächstenliebe und Lebensfreude eint uns im Gebet“, so die Bundesratspräsidentin.

Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, grüßte alle Teilnehmer des diesjährigen Prayer Breakfasts „unter besonderen, erschwerten Umständen“ und betete, dass besonders die von der Pandemie schwer betroffenen, die „Aufmerksamkeit, Liebe und Hilfe“ Gottes erfahren würden. „Gib uns allen den Sinn für das Miteinander, das Füreinander, der Solidarität, der Verbundenheit. Denn du bist der Gott aller Menschen und lädst uns ein, als Brüder und Schwestern füreinander da zu sein“, so Kardinal Schönborn in seinem Gebet im Rahmen der Veranstaltung.

Bischof Michael Chalupka, Evangelische Kirche A.B. in Österreich, betete insbesondere für alle Leidtragenden: „Lass uns das Leid der Angehörigen hören, lass uns die Lebensgeschichten der Verstorbenen wahrnehmen und ihre Namen aussprechen.“ Weiters verwies Chalupka auf die Hoffnung, selbst in schweren Zeiten: „Dein Licht der Hoffnung strahlt in die Dunkelheit.“

Oberrabbiner Jaron Engelmayer, Israelitische Kultusgemeinde Wien entzündete in seiner Videobotschaft an die Teilnehmer die erste Kerze des Chanukka-Leuchters und betonte, dass sowohl im Christentum als auch im Judentum das Entzünden von Lichtern ein starkes Zeichen der Hoffnung sei – denn „wenig Licht vertreibt viel Dunkelheit.“ Weiters sagte der Oberrabbiner: „Licht bringt Wärme, symbolisch für die soziale Wärme, die wir einander schenken können“, so der Oberrabbiner weiter. „Licht steht für Weisheit, die wir in unseren Entscheidungen so dringend benötigen. Licht steht für Gott – in der jüdischen Mystik das unendliche Licht genannt.“ Sein Gebet schließte Engelmayer mit den Worten: „Möge die Gebetsfeier eine leuchtende Wirkung nach allen Seiten haben.“

Der Vorsitzende der Freikirchen in Österreich, Reinhard Kummer, betete für alle an Covid-19 Erkrankten sowie alle Mitarbeiter im Gesundheitssystem, Arbeitslose, Angestellte, Unternehmer und Verantwortungsträger Österreichs. „Wir bitten dich, in all diesen Schwierigkeiten und Herausforderungen der Pandemie auch Gutes erkennen und erleben zu dürfen.“

Bischof Andrej Cilerdzic, der serbisch-orthodoxe Bischof von Österreich, Italien und der Schweiz, replizierte auf die vorgetragenen Seligpreisungen und erinnerte daran, dass diese Worte Verheißungen seien, die zu guten Werken und Offenheit ermutigten. „Wir beten zu unserem Schöpfergott in der Hoffnung, dass in unseren Alltag globale Gesundheit und Wohlergehen wiedereinkehren und der Frieden und die Sicherheit wieder gewährleistet sei“, so der Bischof.

Bischof Anba Gabriel, Koptisch-Orthodoxe Kirche in Österreich, betete insbesondere für jene Menschen, die Verfolgung und Diskriminierung aufgrund ihres Glaubens erleiden. „Du Hoffnung derer, die keine Hoffnung haben, Du Helfer derer, die keine Hilfe haben, Du Tröster derer, die kleinmütig sind und Hafen derer, die von Stürmen heimgesucht werden und Rettung derer, die aufgrund ihres Glaubens Verfolgung und Diskriminierung erleiden müssen“, so der Bischof in seinem Gebetsbeitrag

Generalvikar Yuriy Kolasa, Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich sprach in seinem Gebet: „Heute beten gemeinsam alle Gläubigen der katholischen Ostkirchen, die in Österreich großteils als Migranten Leben, mit einem Herzen voller Dankbarkeit für das Land Österreich und alle, die es regieren, beschützen und ihm dienen“, so der Generalvikar der katholischen Ostkirchen in Österreich, Yuriy Kolasa, der gemeinsam mit seiner Familie ein altes gesungenes byzantinisches Gebet aus einem Psalm für die Veranstaltung aufgenommen hatte.

Erzbischof Arsenios Kardamakis, Griechisch-orthodoxer Metropolit von Österreich, bat Gott in einer Videobotschaft um seinen Segen: „Segne Deine Schöpfung und alle Menschen, die füreinander das Gute wirken. Behüte die Regierenden unseres Landes und alle, die die Verantwortung für uns tragen. Vermehre die Tage unseres Lebens in unversehrter Gesundheit.“ Sein Gebet galt insbesondere den Regierenden des Landes: „Schenke ihnen die Weisheit Salomos (...). Stehe ihnen bei in allen Entscheidungen und täglichen Bemühungen für das Wohl deines Volkes“, so der Metropolit.