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Suha Dejmek erzählt im Gespräch mit GLAUBE.at-Herausgeber Sven Kühne über ihr Engagement in der Politik und warum sie es in den Gemeinderat schaffen will.

Dejmek ist seit über 31 Jahren aktives Mitglied einer Freikirche, verheiratet und Mutter eines 14-jährigen Sohnes. Als selbstständige Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt auf Organisationsberatung und Business-Coaching, hat sie es vor knapp zwei Jahren in die Politik gewagt. Ein Weg der Berufung mit Herausforderungen, aber auch tollen Möglichkeiten. 

GLAUBE.at Du bist eine Quereinsteigerin aus der Wirtschaft: Wie kommst du in die Politik?

Suha Dejmek Ich würde es aus heutiger Sicht eine klare Berufung nennen. Seit mindestens zehn Jahren habe ich das Gefühl, dass ich für eine bestimmte Aufgabe oder Berufung vorbereitet werde. Für mich war klar, dass all meine beruflichen und privaten Erfahrungen, Herausforderungen und Krisen, die ich meistern musste und aus denen ich viel lernen konnte, für etwas gut sind, das noch vor mir liegt. Ich sehe im Nachhinein einige Parallelen zu Königin Esther und Josef aus dem Alten Testament. Beide haben nicht wenige Herausforderungen und schwierige Zeiten erleben müssen – wurden quasi vorbereitet - sind aber in all den Krisen treu geblieben und konnten dann zum richtigen Zeitpunkt politisch relevante Wenden herbeiführen. Nicht zuletzt durch ihren Gehorsam, ihren Mut und ihren Glauben.

GLAUBE.at Kannst du uns konkret erzählen, wie und wann es bei dir mit der Politik „eingeschlagen“ hat?

Suha Dejmek Das Jahr 2018 war die entscheidende Wende. Ich hatte im Sommer die Wahl zwischen zwei Lehrgängen, um am Ball zu bleiben und mich weiterentwickeln: Der Leadership Academy unserer LIFE Church mit dem aussichtsreichen Ziel, mich als Pastorin ordinieren zu lassen, oder einer tollen Trainierausbildung, die sehr gut zu meinem beruflichen Hintergrund gepasst hätte. Ohne es rationell begründen zu können, war für mich damals klar, dass ich mich für die Leadership Academy entscheiden müsste. Das tat ich und danach haben sich unglaubliche Türen zur Politik geöffnet. Im Dezember erhielt ich von zwei TeilnehmerInnen der Leadership Academy den Eindruck, dass ich viele Jahre lang auf einen steilen Berg mit Hürden hinaufgeklettert bin, dass ich mich aber sehr knapp vor dem Gipfel befinden und dass es danach in Eilesgeschwindigkeit in Richtung meiner Berufung gehen würde. Das war im Dezember und im Jänner kam NRAbg. Dr. Gudrun Kugler in die Leadership Academy und sprach über das Thema Politik und welche Potentiale darin liegen würden, sich als Christen in der Politik zu engagieren. Da war es um mich geschehen. Ich wusste in diesem Moment, dass dies meine Berufung von Gott ist. Und seither bin ich dabei.

GLAUBE.at Was ist seit zwei Jahren deine Rolle/Funktion in der Politik? Was machst du da genau?

Suha Dejmek Ich bin in der Bezirkspolitik meines Heimatbezirks Wien Liesing aktuell Vorstandsmitglied bei den Wienerinnen. Meine Bereiche, für die ich mich engagiere, sind die Integration und Charity. Beides passt sehr gut zu mir. Mit meinem Migrationshintergrund – ich bin halb Palästinenserin mit christlichen Wurzeln – verstehe ich die orientalische Mentalität, Kultur und Denkweise und kann mich gut in die Anliegen der Menschen hineinversetzen. Diesbezüglich bin ich gerade mit dem Österreichischen Integrationsfonds im Gespräch, um dort ein Mentoring Programm gemeinsam aufzubauen und danach umzusetzen. Im Charity-Bereich organisiere und koordiniere ich Team-Events, die bedürftigen Menschen zugutekommen, z.B. Kochen für die Gruft. Ein weiteres Projekt von mir ist ein Online-Stärkungs-Kanal, um Menschen in Corona-Zeiten eine Hilfestellung und praktische Tipps für ihren Berufs- und Familienalltag zu geben.

GLAUBE.at Du warst auch bis vor kurzem Vorstandsmitglied bei der Plattform Christdemokratie: Was sind deine Schwerpunkte bei der Plattform?

Suha Dejmek Die Plattform Christdemokratie ist eine parteiunabhängige und konfessionsübergreifende Institution mit dem Ziel, unsere christlichen Werte in Politik und Gesellschaft zu vertreten und sich für wichtige und gesellschaftsrelevante Themen und Anliegen einzusetzen. Darüber hinaus unterstützt sie auch christliche Politiker aus allen Parteien. Dies hat mich sehr angesprochen und mich veranlasst, mich in der Plattform zu engagieren. Meine Herzensanliegen sind der Schutz des Lebens und eine „gesunde“ und altersgerechte Sexualpädagogik an unseren Schulen. Da letzteres auch mit der Gender-Ideologie zu tun hat und darin verwurzelt ist, ist Gender-Mainstreaming ein weiterer Schwerpunkt.

GLAUBE.at Was sagst du Christen, die der Meinung sind, dass Politik und Kirche nichts miteinander zu tun haben sollten?

Suha Dejmek Wir haben in Österreich eine klare Trennung zwischen Staat und Kirche. Das ist eine Tatsache und auch gut so. Aber unser christlicher Glaube ist sehr wohl relevant in und für die Politik, denn in der Politik werden bekanntlich die Entscheidungen für unsere Gesellschaft getroffen. Durch den sog. abgesonderten Glauben gibt es keine Schnittmenge zwischen diesen beiden Bereichen: Der Staat kümmert sich um das öffentliche Wohl der Bürger, wie Grundversorgung, Sicherheit etc. und die Kirche oder die Christen um das geistliche Heil der Menschen. In dem wir Christen uns aber auf die Verkündigung des Evangeliums und auf gute Werke fokussieren, und die Politik außen vor lassen, nehmen wir gleichzeitig in Kauf, dass andere Weltanschauungen und Ideologien über die Politik Einfluss nehmen auf unsere Gesellschaft und wir müssen dann mit diesen Entscheidungen Leben – ob wir wollen oder nicht. Wenn man nicht im Entscheidungsfindungsprozess „ganz vorne“ mit dabei ist, ist es im Nachhinein immer schwieriger, etwas zu ändern“.

GLAUBE.at Wie reagieren Christen auf dein politisches Engagement?

Suha Dejmek Großteils sehr gut, wenn gleich es doch manchmal Diskussionen gibt, in denen ich immer wieder Erklärungsbedarf habe, warum ein Engagement von Christen in und für die Politik absolut wichtig ist. Wir können nur die Erde – im konkreten Fall Wien - gestalten und verwalten, in dem wir auch aktiv Einfluss nehmen und bei gesellschaftsrelevanten Themen und Anliegen an vorderster Front mit an Bord sind, sonst überlassen wir das Feld anderen Meinungsbildnern. 

GLAUBE.at Was könnten die Gründe sein für die politik-averse Haltung und Einstellung von vielen Christen?

Suha Dejmek Es gibt viele Gründe dafür. Ein Grund ist vermutlich die bereits vorhandene Politikverdrossenheit: Immer häufiger hört man in den Medien von Skandalen und Korruptionsvorwürfen. Und vielfach hat man auch den Eindruck, die „da vorne“ haben es eh schon für sich selbst und ihre Lobbyies gerichtet. Die Entscheidungsprozesse sind häufig nicht nachvollziehbar oder transparent. Das alles erzeugt bei vielen das Gefühl oder den Eindruck, man könne in der Politik nicht wirklich was bewegen. Es zahlt sich nicht aus, sich dort zu engagieren.

Die Sprache in der Politik ist häufig leider auch nicht positiv und auf Augenhöhe, sondern tendenziell rau und anklagend. Das schreckt verständlicherweise viele ab. Ich kann dazu nur sagen: Nicht abschrecken lassen. Die Politik braucht Christen und christliche Werte. Wir müssen dranbleiben und uns für die gute Sache und gute funktionierende Lösungsansätze einsetzen.

GLAUBE.at Du hast die Bürgerinitiative „kindergerecht“ im Juni herausgebracht. Was hat dich dazu bewogen?

Suha Dejmek Eine Erfahrung, die unser Sohn im Rahmen eines sexualpädagogischen Bildungsauftrags vor knapp 3,5 Jahren gemacht hat. Anstatt eines angekündigten Präventions-Workshops gegen sexuelle Gewalt, wurde unser Sohn und alle anderen Klassenkameraden – die Kinder waren damals zwischen 10 und 11 Jahre alt - vier Stunden lang nur mit Sexpraktiken, Oralverkehr, Pornographie und Dildo-/Kondomübungen „aufgeklärt“. Sein Abschluss-Kommentar über diesen Workshop: „Sie haben mir meine Kindheit gestohlen“. Er hat damals noch mit Lego-Technik gespielt und hatte mit Sexpraktiken und Pornographie nichts am Hut. Unser Fall ist leider kein Einzelfall, sondern die logische Schlussfolgerung des aktuellen Sexualpädagogikerlasses aus dem Jahre 2015. Die verpflichtende Sexualaufklärung soll demgemäß „wertfrei“ - also „scheinbar“ ohne Vermittlung von Werten - vom Schuleintritt bis zum Schulaustritt mittels sexueller Kompetenzvermittlung gruppendynamisch und fächerübergreifend unterrichtet werden.

GLAUBE.at Was möchtest du mit dieser Initiative erreichen?

Suha Dejmek Im besten Fall eine Änderung oder Adaptierung des aktuellen Sexualpädagogikerlasses aus dem Jahre 2015. Ein weiteres Ziel ist Bewusstseinsschaffung und Aufmerksamkeit für dieses Thema, denn die meisten Eltern wissen darüber nicht Bescheid. Die betroffenen Kinder und Teenager erzählen meistens aus Scham ihren Eltern nicht, was sie in der Schule vermittelt bekommen haben und ihnen gelehrt wurde. Ich habe vor kurzem mit einer Studentin darüber diskutiert und sie meinte, dass auch sie damals mit 14 Jahren nichts ihrer Familie über den Film „Sex, we can“ erzählt habe: Dass die Klasse damit nicht umgehen konnte, die Schüler und Schülerinnen sich während des Films alleine überlassen waren und darüber nachher nicht gesprochen oder reflektiert wurde. Häufig werden die Eltern nicht über diese sexualpädagogische Initiative informiert oder mit einer anderen Agenda „beschwichtigt“, so wie es uns passiert ist. Wichtig ist hier, dass Sexualpädagogik kindergerecht und abgestimmt auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen abgehalten wird. Dazu soll die Bürgerinitiative beitragen.

GLAUBE.at Was sind deine gesellschaftspolitischen Schwerpunkte? Wofür wirst du dich einsetzen?

Suha Dejmek Ich möchte in erster Linie die traditionelle Familie stärken und unterstützen. Sie ist – bedingt durch die Gender-Debatte – ein „Auslaufmodell“. Das klassische heterogene Familienmodell nimmt ab und soll denaturalisiert werden, denn Gender – das soziale Geschlecht - erlaubt ja vielfältige Familienkonstellationen. Die Frau-Mann-Kinder-Konstellation ist dann eine von vielen und gleichgestellt zu z.B. einer Familienkonstellation, die aus zwei oder drei Frauen und drei Kindern besteht. Dies hat meiner Meinung nach massive Auswirkungen auf Familien, insbesondere auf die Entwicklung von Kindern, und damit auf unsere Gesellschaft als Ganzes. Das Kindeswohl muss hier stets im Vordergrund stehen.

Familien stehen außerdem in der heutigen Zeit sehr unter Druck. Dies zeigt sich unter anderem in der niedrigen Geburtenziffer pro Frau in Österreich. Sie liegt aktuell bei 1,46 Kinder pro Frau. Um die Bevölkerung auf einem konstanten Niveau zu halten, braucht es 2,1 Kinder pro Frau. Viele Frauen kommen durch die Mehrfachbelastung an ihre Grenzen – Corona hat dies noch verstärkt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss daher verbessert werden. Dazu sind familienfreundlichere Rahmenbedingungen notwendig, die Flexibilität und Unterstützung anbieten und dadurch die Vereinbarkeit erleichtern. Frauen, die sich zudem für die eigene Betreuung ihrer Kinder zuhause entscheiden, sollen dafür entlohnt werden. Das muss unserer Gesellschaft etwas wert sein.

GLAUBE.at Lohnt es sich überhaupt, für diese sensiblen und „heiklen“ Themen wie Sexualpädagogik einzutreten?

Suha Dejmek Absolut. Wer nicht wagt, kann nicht gewinnen. Es braucht Menschen, die „hinausgehen“ und sich damit auch hinauslehnen, in dem sie unbequeme Themen und Positionen klar vertreten. Je mehr Personen dies in Einheit gemeinsam tun, desto besser und wirkungsvoller für die Sache. Das ist natürlich nicht angenehm und man erntet dafür auch meistens keinen Beifall, aber es lohnt sich, für unsere Werte und Überzeugungen einzutreten. Wenn nicht wir Grenzen setzen und unser Licht nach außen sichtbar machen, wer denn sonst. Wir sind nach seinem Ebenbild geschaffen und haben damit alle Ressourcen und Assets in uns, die wir brauchen, um erfolgreich zu sein, in dem wir gute und funktionierende Lösungsansätze für unsere Gesellschaft umsetzen.

GLAUBE.at Wie kann man dich wählen?

Suha Dejmek Ganz einfach mittels einer Vorzugsstimme auf dem weißen Stimmzettel für den Gemeinderat. Ich kann in jedem Bezirk Wiens gewählt werden. In der letzten Spalte „Zwei Vorzugsstimmen für die Stadt“ kann man zwei Vorzugsstimmen anführen. Wenn man dort meinen Namen „Suha Dejmek“ und/oder meine Listennummer „270“ hineinschreibt, bekomme ich eine Vorzugsstimme. Mit 850 gültigen Stimmen schaffe ich es in den Gemeinderat und Landtag. Das sind viele Stimmen, aber mit Gottes Hilfe und der Unterstützung vieler Christen in Wien kann ich es realistisch schaffen. Mit einer Stimme kann man vielleicht nicht die Welt ändern, aber man kann die Personen wählen, die sich für die Werte einsetzen, die man in der Politik vertreten haben möchte.

GLAUBE.at Herzlichen Dank für das Gespräch und Gottes Segen für Ihr Antreten bei der bevorstehenden Gemeinderatswahl in Wien.

Weitere Informationen: www.suhadejmek.at