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Der Campus der Religionen führt im Wien des 21. Jahrhunderts Menschen mit verschiedenen Religionsbekenntnissen zusammen.
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Bei der heutigen Pressekonferenz im Wiener Rathaus wurde das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs für den Campus der Religionen auf dem Areal des neuen Stadtteils Seestadt aspern präsentiert.

Kardinal Christoph Schönborn und Bürgermeister Michael Ludwig zeigten sich erfreut über den Entwurf und die nächsten Schritte in der Umsetzung des Campus der Religionen. Gemeinsam mit den beiden Vorsitzenden des Vereins "Campus der Religionen" Arch. Dipl.-Ing. Harald Gnilsen und Gursharan Singh Mangat, dem Rektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems HS-Prof. Mag. Dr. Christoph Berger, dem Juryvorsitzenden Univ.-Prof. Arch. Mag.arch. Boris Podrecca und der für das Modell verantwortlichen Architektin Arch. Dipl.-Ing. Marianne Durig stellten sie das Projekt Campus der Religionen der Öffentlichkeit vor. 

Religion als Bindeglied in der Seestadt

Auf der von der Stadt Wien zur Verfügung gestellten Liegenschaft entsteht mit dem Campus der Religionen ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zusammentreffen können. Dieses Projekt ist beispielgebend für ein gelebtes Miteinander in diesem neuen Stadtviertel. Direkt daneben ist der Hochschulcampus der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) geplant und ergänzt mit einer interreligiösen Ausbildung für ReligionslehrerInnen den Campus der Religionen im Bildungsbereich.

„Mit dem Campus der Religionen soll für den neuen Stadtteil in Wien, die Seestadt aspern, ein Zentrum entstehen, wo Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen ihre Heimat finden können. Mit dem Respekt für die Vielfalt der Religionsgemeinschaften wuchs das große Vertrauen der beteiligten Personen zueinander. Das Projekt Campus der Religionen ist einzigartig und soll für das Verständnis für die verschiedenen Religionsausübungen beitragen. Es freut und bewegt mich, dass das von mir initiierte Projekt Campus der Religionen so viele Menschen anspricht und begeistert, um sich für die Realisierung dieses Friedensprojektes einzubringen.“  Architekt Dipl.-Ing. Harald Gnilsen, Baudirektor der Erzdiözese Wien

Wiener Architekturbüro gewinnt den Architekturwettbewerb

Aus den 44 eingereichten Projekten überzeugte das Wiener Architekturbüro Burtscher-Durig ZT GmbH die Jury des EU-weiten Architekturwettbewerbs und wird nun mit der Realisierung beauftragt. In ihren Entwürfen überdacht eine schwebende Pergola die Kultusgebäude der verschiedenen Religionsgemeinschaften und schafft so in aller Eigenständigkeit ein verbindendes Element. Das mit Dachgärten ausgestattete Hauptgebäude der KPH vereint Bibliothek und Forschungsbereiche mit Mensa- und Veranstaltungsräumlichkeiten als zentralen Begegnungsort der Hochschule.

„Der Campus der Religionen zeigt, dass in Wien das Miteinander der Religionen gelebt wird. Die Stadt Wien, die Kirchliche Pädagogische Hochschule und acht Religionsgemeinschaften haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht, dieses faszinierende Projekt zu realisieren. Acht Sakralbauten unter einem Dach vereint, eigenständig und verbunden zugleich, lassen das friedliche Miteinander der Religionen sichtbar werden. Die KPH dient dabei als wichtiger Ort der interreligiösen Bildungsarbeit. Der Campus soll ein offener Ort für die Menschen in der Seestadt und in Wien sein, eine Einladung zur religiösen Erfahrung und zur Begegnung mit anderen Religionsgemeinschaften.“ Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien

Neubau der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems

Neben den verschiedenen Religionsgemeinschaften wird auch die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems (KPH) künftig auf dem Areal des Campus der Religionen Platz finden. Die von verschiedenen christlichen Kirchen geführte KPH ist die größte private pädagogische Hochschule in Österreich und übersiedelt den bisherigen Standort in Strebersdorf in den kommenden Jahren in einen Neubau neben dem Campus der Religionen.

Campus der Religionen

Zum Verein „Campus der Religionen“ gehören aktuell folgende Mitglieder: ÖBR - Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft, römisch-Katholische Kirche - Erzdiözese Wien, Evangelische Kirche A.B., IGGÖ - Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, NAK - Neuapostolische Kirche Österreich, Sikh Religionsgemeinschaft Österreich, Griechisch-orientalische Metropolis von Austria, Israelitische Kultusgemeinde Wien. Der Verein „Campus der Religionen“ ist für den Dialog mit weiteren Religionsgemeinschaften offen.

Die Architektur

Das Baufeld H2 im Quartier „Am Seebogen“ liegt zwischen Elinor-Ostrom Park und der Seepromade. Der Entwurf orientiert sich an der städtebaulichen Struktur der Umgebung und platziert auf einem sanft ansteigenden Platz („ Scholle“) einzelne Häuser mit einer lebendigen Silhouette. Die erlaubte Bauhöhe ausnutzend ist das Volumen der KPH am nördlichen Grundstücksrand situiert und formuliert mit seinen höheren Baukörpern den baulichen Abschluss des Areals. Durch die Ausformulierung der baulichen Volumen in Form von einzelnen Häusern bildet die Be-bauung des Baufeldes keine Barriere. Der zentrale gemeinsame Platz (interner Raum mit klarer städtebaulicher Figur) in seine Zugänge (in Form von unterschiedlich ausgeformten Gassen) sorgen für schöne Durchwegung des Campus. Die so ausgebildete Offenheit heißt Besucher willkommen und lädt sie zum Verweilen ein. Durchblicke, Ausblicke, Einblicke und Sichtbeziehungen verknüpfen das Areal mit seiner Umgebung.

Das Modell der Häuser wird konsequent im Projekt umgesetzt und sowohl auf die KPH, als auch auf die Bauten der Religionsgemeinschaften angewandt. Ein gemeinsames Dach in Form einer sanft über den Häusern schwebenden Pergola (verbindende Klammer) fasst die Bauten der Religionsgemeinschaften unter einem architektonischen Ele-ment zusammen. Das Element der Pergola findet sich auch bei den Dachgärten der Häuser der KPH wieder. Die Dachgärten, Pergolas, die architektonische Klammer und die Platzgestaltung bilden gemeinsam die 5. Fassade des Gesamtensembles.

Orte der Kommunikation und Begegnung wechseln sich ab mit kontemplativen Rückzugsorten. Dieses Prinzip findet sich sowohl im Inneren der Häuser als auch in den Aussenräumen wieder und so entsteht ein vielschichtiges Angebot an unterschiedlichen Raumsituationen. Das Konzept bietet Platz und macht den Rahmen für grosse Feste, kleine Feiern, ein ruhiges Gespräch aber auch für einfaches Verweilen.

Der Hauptzugang in die KPH erfolgt über einen sanft ansteigenden Platz im 1. Obergeschoss. Um den Empfang und Infopoint gruppieren sich gemeinsame nutzbare Räume wie interreligiöser Begegnungsraum, Raum der Stille, Ausstellungsflächen, Aufenthaltsbereiche für Studierende und Mensa. Die Eingangszone ist über Lufträume mit dem Erdgeschoss großzügig verknüpft. Die Mensa liegt als zentraler Kommunikationsort am zentralen Platz und bildet gleichzeitig eine Galerie in den zweigeschossige Veranstaltungsraum. Vom überdachten Vorplatz der Mensa haben die Besucher einen Blick auf die Gotteshäuser und Sichtbezug zur Seepromenade. Im Erdgeschoss laden verschiedene Eingänge und Zugänge Besucher des Quartiers ein das KPH zu nutzen. Veranstaltungsraum, Turnsäle, große Hörsäle, Anlieferung, Cateringflächen sind hier unabhängig vom restlichen Haus erreichbar und extern nutzbar. Die Zufahrt in die Tiefgarage und Anlieferung erfolgen im Westen von der Mela-Köhler Straße aus. Die Tiefgarage mit 102 Stellplätzen befindet sich im ersten Untergeschoss Die Obergeschosse nehmen in den einzelnen Baukörpern die Verwaltungsräumlichkeiten, Institute, Rektorat, Seminar- und Unterrichtsräume auf. Die Grundrisskonfiguration erlaubt die Einteilung von Einzelbüros genauso wie die Ausbildung offener moderner Bürowelten. Zusätzliche Lichthöfe sorgen für ein angenehmes Raumklima bei tieferen Baukörpern. Die Gebäudeteile sind über Brücken miteinander verknüpft. Vertikale angeordnete Stiegenhäuser und Lifte verbinden die Ebenen. Das Haus „Forschen und Wissen“ mit Bibliothek, und Medienzentrum liegt als Herzstücke der Bil-dungseinrichtung über der Mensa und ist extern vom Platz aus erreichbar. Die Bibliothek verfügt über eine eigene Leseterrasse. Auf den Dächern der KPH befinden sich Dachgärten.

Die Bauten der Religionsgemeinschaften gruppieren sich pavillionartig um den gemeinsamen lebendigen städtischen Platz, der sanft und unmerklich ansteigt und damit mehrere Ebenen ausbildet, von denen aus die Gebäude erschlossen werden. Zwischen den Bauten finden sich immer wieder Gassen und Wege, welche den Platz mit der Umgebung verknüpfen und Einblicke und Ausblicke ermöglichen.Die Religiösen Gebäude haben jeweils Dachgärten die über in die Außenhaut eingearbeitet Rampen erreichbar und nutzbar sind. Einzelne Wände der Gebäude sind begrünt. Die Dachgärten der Religionsgebäude sind als kontemplative Gärten des Rückzugs und der Besinnung gedacht. Eine Verbindung der verschiedenen Gärten untereinander wird vorgeschlagen um auch ein durchwandern der einzelnen Bereiche zu ermöglichen. Die Bauten der Religionsgebäude werden von einer Pergolakonstruktiuon überspannt, die eine verbindende bauliche Klammer der Gebäude darstellt und ein raffiniertes Spiel von Licht und Schatten auf die Häuser wirft. Leicht und luftig überspannt diese Konstruktion die Häuser und den Platz und ist auch Sonnenschutz für die Dachgärten der Religionsbauten.

Der Platz selbst ist auf mehreren Ebenen organisiert. Eine Abfolge von Freiflächen, Gassen, Sitzstufen, Wasserflächen, Zugängen, Gärten erzeugt ein vielschichtiges Angebot an Aussenräumen.Hochkronige Bäume und die Pergola beschatten den Platz an sonnigen Tagen. Der Platz versteht sich als räumliches Bindeglied und als Treffpunkt für den interreligiösen Austausch.