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Alle Arbeitnehmer, die den Karfreitag weiterhin feiern wollen, müssen sich in Zukunft Urlaub nehmen.
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Alle Arbeitnehmer, die den Karfreitag weiterhin feiern wollen, müssen sich in Zukunft Urlaub nehmen. Vertreter von Arbeitnehmern wie Religionsgemeinschaften hatten keine Freude mit dem geplanten Halbfeiertag und forderten Nachjustierung, so die Presse. Jetzt hat die Regierung entschieden den Feiertag ganz zu streichen. Stattdessen müssen sich Arbeitnehmer von ihren Urlaubstagen (im Normalfall sind das 25 Tage) Urlaub nehmen.

„Wir haben uns nun gemeinsam dazu entschlossen, einen Schritt weiter zu gehen und eine bessere Lösung zu schaffen: einen ‚persönlichen Feiertag‘, mit dem die Religionsausübung ermöglicht wird“, erklärten Blümel und Hofer in einer Aussendung.

„Persönlicher“ Feiertag

Diese neue Regelung sorgt allerdings für Verwirrung. Der Unterschied zu einem "normalen Urlaubstag" ist, dass ein einseitiger Rechtsanspruch des Arbeitnehmers besteht, berichtet die Heute. Das heißt, dass Arbeitnehmer – sofern sie den "persönlichen Feiertag" rechtzeitig innerhalb einer dreimonatigen Frist – beantragen, garantiert frei bekommen müssen. Für das Jahr 2019 wird eine kürzere Frist definiert. Doch der Arbeitgeber darf Einspruch erheben.

Bischof Bünker: Positive Lösung mit Wermutstropfen

Der evangelisch-lutherische Bischof beurteilt die neue Lösung laut dem evangelischen Nachrichtendienst differenziert. Positiv sei, dass die sehr umstrittene Variante mit dem halben Feiertag ab 14.00 Uhr „vom Tisch“ sei. Positiv sei weiters, „dass nun Evangelische die Möglichkeit haben, den ganzen Karfreitag als ihren Feiertag zu begehen“. „Ich freue mich, dass auch für Angehörige anderer Religionsgemeinschaften die Möglichkeit eröffnet wird, einen selbstgewählten Feiertag zu haben“, sagt Bünker. Als „Wermutstropfen“ bezeichnete der Bischof allerdings die Tatsache, „dass dieser selbstgewählte Feiertag aus dem bestehenden Urlaubskontingent zu nehmen ist“.

Auch die Österreichische Bischofskonferenz begrüßt den „persönlichen“ Feiertag. „Es ist erfreulich, dass eine Lösung gefunden wurde, die für Evangelische und Altkatholiken akzeptabel ist und ihnen ermöglicht, den Karfreitag als Feiertag in gewohnter Weise zu begehen.“ Das sagte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, am Dienstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress.

Stefan Schröckenfuchs: Freier Karfreitag für alle wäre sein Wunsch gewesen

Die aktuelle Lösung sei auf jeden Fall besser als die 14-Uhr-Lösung, die nur Probleme geschaffen habe, sagte der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Die „Hurra-Rufe“ würden sich jedoch auch in Grenzen halten. Ein freier Karfreitag für alle wäre definitiv sein Wunsch gewesen, dass sich Evangelische jedoch frei nehmen könnten sei „auf jeden Fall zu begrüßen“, so Schröckenfuchs.

Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer ärgern sich

Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) sieht in der neuen Regelung eine "Verhöhnung der Arbeitnehmer". Zuerst werde evangelischen und altkatholischen Beschäftigten ein halber Feiertag gestrichen - jetzt sogar der ganze, ärgert sich der Leitende Sekretär des ÖGB, Bernhard Achitz, berichtet die Presse.

Auch die Arbeiterkammer (AK) zeigte sich von der Lösung des Dilemmas alles andere als begeistert. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der ArbeitnehmerInnen", schrieb Kammerpräsidentin Renate Anderl am Dienstag in einer Aussendung. "Damit wird allen Protestanten, Methodisten und Altkatholiken ein Feiertag genommen, den sie vorher hatten", meinte Anderl. Es handle sich um eine "einseitige Lösung", bei der nur die Wirtschaft profitiere, und sei respektlos gegenüber den Arbeitnehmern.

SPÖ will allgemein freien Karfreitag

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner kritisiert die neue Regelung, berichtet der ORF. Diese neue Lösung sei völlig untauglich und arbeitnehmerfeindlich. Man sehe, wie sehr ÖVP und FPÖ die Wirtschaftsinteressen vor die Interessen der Beschäftigten stellten. Das Versprechen „niemandem werde etwas weggenommen“ sei nicht eingehalten worden. ÖVP und FPÖ hätten gelogen, meint Rendi-Wagner in einer Aussendung.

Die SPÖ werde dagegen einen Gesetzesvorschlag für einen allgemein freien Karfreitag einbringen. „Schwarz-Blau nimmt den Arbeitnehmern einen Urlaubstag weg, anstatt dass sie einen Feiertag mehr bekommen“, so SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch in einer Aussendung.