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Diskutierten "Im Zentrum": NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn, SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch, Moderatorin Claudia Reiterer, Bischof Michael Bünker und Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak (v.l.).
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Einen „pragmatischen“ Lösungsvorschlag hat der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker in der Diskussion um den „halben Karfreitag“ eingebracht. Der Karfreitag 2019 solle für alle ein Feiertag sein; da der 8. Dezember heuer auf einen Sonntag falle, gleiche sich die befürchtete Kostenbelastung für die Wirtschaft wieder aus, meinte Bünker in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ am Sonntag, 24. Februar. Im Gespräch mit der Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak, dem SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch und Sepp Schellhorn, Wirtschaftssprecher NEOS, unterstrich Bünker, dass dadurch Zeit für eine Lösung „mit den Sozialpartnern und Religionsgemeinschaften“ gewonnen werden könnte, die „diskriminierungsfrei“ wäre: Die Lösung dürfe „nicht nur für die Evangelischen etwas bringen, sondern für alle anerkannten Religionsgemeinschaften, und sie soll auch für die Menschen akzeptabel sein, die keiner Religionsgemeinschaft angehören“. Auf längere Sicht müsse zudem thematisiert werden, wie religiöse Feiertage „in einem Land, in dem die religiöse Landschaft sich immer weiter pluralisiert, in dem die Säkularisierung fortschreitet“ handzuhaben seien.

Viel Unmut unter Evangelischen

Ein gerichtliches Vorgehen gegen die Entscheidung der Bundesregierung schließt Bünker nicht aus. Diese soll am Mittwoch, 27. Februar, im Nationalrat beschlossen werden. Bünker unterstrich noch einmal die bereits in der Vorwoche geäußerte Kritik am Vorgehen der schwarz-blauen Regierung, die zugesichert hatte, es werde „niemandem etwas weggenommen“. Bünker wörtlich: „Ein Kompromiss kann nur unter Beteiligten erreicht werden. Und wir sind nicht beteiligt worden in der inhaltlichen Klärung der Lösungsmöglichkeiten.“ Der Umgang mit Minderheiten sei ein Qualitätsmerkmal für eine Demokratie, unter den 300.000 Evangelischen in Österreich gebe es „landauf landab viel Unmut“. Wenn der Feiertag künftig erst ab 14 Uhr gelten solle, stünden viele Pfarrgemeinden vor Problemen, da hier auch Ehrenamtliche die Feiern vornehmen. Die müssten sich für Gottesdienste am Vormittag einen gesonderten Urlaubstag nehmen.

Als unausgefeilt bewertete die Arbeitsrechtsexpertin Körber-Risak den Vorschlag der Regierung. So sei zum Beispiel nicht klar, ob überhaupt von einem „harten Feiertag“ die Rede sei, an dem Unternehmen geschlossen bleiben müssten, oder von einer Lösung analog zum 8. Dezember. SPÖ-Sozialsprecher Muchitsch kritisierte das Vorgehen „ohne Gesetzestext, ohne Begutachtung, ohne Experten“. Im Parlament würde das Gesetz „am Mittwoch auf den Tisch geknallt“ werden ohne dass man überhaupt wisse, wie es aussehe. NEOS-Wirtschaftssprecher Schellhorn, selbst Unternehmer, sah in der von Claudia Reiterer geleiteten Diskussion primär die Bürokratie für die UnternehmerInnen als Problem: „Das ist mehr als eine ‚hatscherte‘ Lösung, das ist eine verunglückte Lösung.“ Von der Regierung finde er es mutlos, wenn sie sich nicht der Debatte stelle.

„Noch nicht ausgereift“ ist der Regierungsvorschlag zum Karfreitag auch für den römisch-katholischen Kardinal Christoph Schönborn. In der „ZIB2“ sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Sonntag, 24. Februar: Es sei „keine Schande für die Regierung, zu sagen, wir schauen´s uns noch einmal an“ und in eine Diskussionen mit den Sozialpartnern und den Religionsgemeinschaften einzutreten, „dass wir vielleicht doch eine bessere Lösung finden“, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

„Ein Freitagnachmittag, ist nicht wirklich ein halber Feiertag, denn Freitagnachmittag arbeiten die meisten Menschen nicht mehr“, gab der Kardinal zu bedenken. Es sei gut, wenn die Diskussion um eine Feiertagsregelung für den Karfreitag weitergeht und man „ernsthaft überlegt, wie man den evangelischen Christen in unserem Land ihren Karfreitag, der für sie ein heiliger Feiertag ist, wirklich erhält.“