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Im Gespräch mit Bundeskanzler Kurz (Mitte): Vertreter der österreichischen Kirchen beim Adventempfang im Kanzleramt.
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„Der Glaube bietet Halt, Geborgenheit und Orientierung“, ließ Bundeskanzler Sebastian Kurz die Vertreter österreichischer Kirchen wissen, die am Dienstag, 4. Dezember, der Einladung zum diesjährigen Adventempfang ins Bundeskanzleramt gefolgt waren. Gemeinsam mit Kanzleramtsminister Gernot Blümel empfing Kurz hochrangige Repräsentanten der heimischen Glaubensgemeinschaften, darunter den römisch-katholischen Kardinal Christoph Schönborn, den evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker, den reformierten Landessuperintendenten Thomas Hennefeld sowie den methodistischen Superintendenten Stefan Schröckenfuchs und den griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios Kardamakis.

„Der Glaube ist wichtig für die Menschen und bereichert die Gesellschaft“, so Kurz, der schon als Staatssekretär für Integration (2011-2013) bewusst den Austausch mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften gesucht habe. In seiner Ansprache würdigte er das karitative Engagement der Kirchen. Sie leisteten jedoch auch durch die Glaubensweitergabe viel und erwiesen sich somit als „gesamtgesellschaftlicher Kitt“. Als Politiker schätze und pflege er den regelmäßigen Austausch mit den Kirchen, so der Bundeskanzler. In diesem Zusammenhang dankte er dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, ausdrücklich für sein fast zehnjähriges Wirken im Land.

Dass „Religionen ein Teil der Lösung“ im Blick auf große gesellschaftliche Themen seien, betonte Kanzleramtsminister Blümel. Es gebe ein „Seelenbedürfnis der Verwurzelung“, so der für Religionsthemen zuständige Minister unter Verweis auf die Philosophin Simone Weil. Kirche – bzw. Religionen – hätten hierin eine wichtige Aufgabe, denn „ohne ausgeglichenes Seelenleben gibt es auch kein zufriedenes Leben“.

Schönborn: Lernbedarf auf religiöser Seite

Kardinal Schönborn unterstrich beim Adventempfang, dass das gemeinsame Ziel von Politik, Zivilgesellschaft sowie Kirchen und Religionen das Gemeinwohl sein müsse. Begegnungen wie die aktuelle brächten eine „Stärke des Landes“ zum Ausdruck, die im internationalen Vergleich nicht selbstverständlich sei: „In Österreich gibt es nicht nur Religionsfrieden, sondern auch ein gutes Miteinander von Kirchen und Religionen mit den Regierungen.“ Dafür und beispielsweise für den Religionsunterricht gebe es eine „solide religionsrechtliche Basis“ durch das Konkordat und diverse Spezialgesetze für die einzelnen Kirchen und Religionen.

Gleichzeitig sprach der Kardinal auch von einem „nötigen Lernbedarf“ auf religiöser Seite. Es sei leider ein Faktum, dass bei Konflikten „Religion auch Teil des Problems“ sein könne. Kirchen und Religionen müssten bereit sein, sich auch von einer mitunter religionskritischen säkularen Gesellschaft etwas sagen zu lassen. „Die aus christlicher Sicht gleiche Würde aller Menschen bedeutet, dass uns diese Menschen etwas zu sagen haben“, so der Kardinal.

Unmittelbar vor dem Adventempfang waren Bundeskanzler Kurz, Kanzleramtsminister Blümel und ihre engsten Mitarbeiter mit den Kirchenvertretern zu einem Gespräch in kleiner Runde zusammengekommen. Teilnehmer waren neben Schönborn, Bünker und Kardamakis auch Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, Nuntius Erzbischof Zurbriggen, Nuntiaturrat Msgr. George Panamthundil, der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel sowie Pastor Reinhold Eichinger von den Freikirchen in Österreich.