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Die NEOS treten dafür ein, an allen Schultypen ein Pflichtfach namens "Ethik und Religionen" zusätzlich zum konfessionellen Religionsunterricht einzuführen. Ihr Antrag dazu fand in der heutigen Nationalratssitzung zwar allgemeine Zustimmung bei den Oppositionsparteien, ÖVP und FPÖ warnten jedoch davor, dass ein solches Fach letztlich auf Kosten des konfessionellen Religionsunterrichts in den Schulen gehen würde. Das bringe die Gefahr mit sich, dass der Staat keinen Einblick mehr in die im außerschulischen Religionsunterricht vermittelten Inhalte hätte. Positiv sehen sie hingegen die Pläne der Regierung, Ethikunterricht für jene SchülerInnen anzubieten, die keinen konfessionellen Religionsunterricht erhalten.

Koalitionsparteien: Ethikunterricht nicht auf Kosten des Religionsunterrichts

ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner betonte, er könne den Argumenten der Befürworter des allgemeinen Ethikunterrichts durchaus folgen, aus praktischen Gründen sei er aber dagegen, dass dieser in der Schule den Religionsunterricht verdrängt. Das wäre aus seiner Sicht nämlich über kurz oder lang eine unvermeidliche Entwicklung dieses Modells. Gerade laizistische Staaten hätten schlechte Erfahrungen damit, wenn Religionsunterricht nicht mehr in den Schulen, sondern "in den Hinterhöfen" erfolgt und der Staat damit die Kontrolle über die vermittelten Inhalte verliert, warnte er. Wichtig ist es für Taschner weiter, dass Religion von Menschen vermittelt wird, welche diese auch glaubhaft vertreten. Dieser Religionsunterricht dürfe jedoch nicht missionierend geführt werden, sondern müsse der Aufklärung verpflichtet sein. Ab 14 Jahren können die SchülerInnen entscheiden, ob sie ihn weiter besuchen wollen. Falls sie sich dagegen entscheiden, soll es für sie das Kompensationsfach Ethik geben.

Nicht überzeugt vom Ansatz der NEOS ist auch die FPÖ. Hannes Amesbauer (FPÖ) hielt Strolz entgegen, er wolle offenbar den derzeitigen Religionsunterricht abschaffen und durch einen "Religionenunterricht" ersetzen. Für Amesbauer ist auch die identitätsstiftende Funktion der Religion, insbesondere der Kirchen, bedeutsam, diese möchte er bewahrt sehen. Die derzeitige Regelung habe sich hier seit langem bewährt. Die Bundesregierung plane nun eine wichtige Ergänzung, indem sie den verpflichtenden Ethikunterricht für alle SchülerInnen, die sich vom Religionsunterricht abmelden, einführe.

Sein Fraktionskollege Christian Schandor schloss sich dieser Sichtweise an und verwies auf die zusätzlichen Kosten, die durch ein zusätzliches Fach entstehen würden, wie es die NEOS fordern. Auch er ist dafür, den bisherigen Schulversuch Ethikunterricht in den Regelunterricht zu überführen. Der Religionsunterricht bzw. das Ersatzfach Ethik gebe allen SchülerInnen die Möglichkeit, sich mit den Werten auseinanderzusetzen, die unsere Republik und auch Europa ausmachen.

Opposition: Zeit ist reif für allgemeinen Ethikunterricht

Sie stehe positiv zum konfessionellen Religionsunterricht, schickte Elisabeth Feichtinger (SPÖ) ihrer Wortmeldung voraus. Sie unterstütze aber auch den Antrag der NEOS. Die Gesellschaft sei heute pluralistisch, es gebe viele Religionsgemeinschaften und Ideologien. Eine große Mehrheit von SchülerInnen wolle einerseits einen Ethikunterricht, sehe aber auch den Religionsunterricht als wichtig an. Für Feichtinger sind mehrere Modelle denkbar, wie sich beides verbinden lässt. DIE ZEIT sei jedenfalls reif für einen allgemeinen Ethikunterricht. Auch die Religionsgemeinschaften seien nach ihrer Wahrnehmung dafür offen und bereits in vielen Punkten weiter, als die derzeitige politische Debatte suggeriere, sagte Feichtinger. Sie ist daher überzeugt, dass eine Lösung im Interesse aller gefunden werden kann.

Die Schulen sollen auf den Alltag vorbereiten, zu dem auch der religiöse und weltanschauliche Pluralismus der Gesellschaft gehöre, sagte NEOS-Klubobmann Matthias Strolz. Nicht zuletzt deshalb, weil die Religion wieder mehr Bedeutung in der Gesellschaft erhält, trete er dafür ein, dass Kinder und Jugendliche ab der ersten Schulstufe die Grundsätze einer pluralistischen, offenen und demokratischen Gesellschaft vermittelt bekommen und ihr Wissen über verschiedene Religionen erweitern können. Ein zusätzliches Fach würde gemeinsame Wertedebatten in den Schulklassen initiieren. Strolz ortet bei VertreterInnen der Religionsgemeinschaften mehr Bereitschaft dafür als bei den Koalitionsparteien. Der konfessionelle Unterricht solle nicht aus den Schulen verbannt werden, unterstrich Strolz, die Argumente von Taschner seien hier sicherlich zu bedenken.

Auch Wolfgang Zinggl (PILZ) meinte, die Religionsgemeinschaften seien in der Frage eines allgemeinen Ethikunterrichts bereits weiter als derzeit die Regierung. Der Schulversuch Ethikunterricht habe sich sehr bewährt, es sei an der Zeit, ihn allen SchülerInnen anzubieten. Ihm ist es unverständlich, warum es immer noch politischen Widerstand dagegen gibt. Der Ethikunterricht solle einen aufgeklärten, offenen Zugang zu religiösen Themen und Fragen ermöglichen und damit die eigene Entscheidungsfindung fördern. Selbstverständlich wolle niemand, dass konfessioneller Religionsunterricht nur mehr in Hinterhöfen stattfindet, wo fragwürdige Werte vermittelt würden.