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Überlegungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), einen islamischen Feiertag in einigen Regionen Deutschlands einzuführen, werden weiter lebhaft diskutiert. Er hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung am 9. Oktober im niedersächsischen Wolfenbüttel erklärt: „Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimischen Feiertag nachdenken.“ Zugleich betonte er, dass in Deutschland „unser ganzer Lebensrhythmus“ bis hin zur Sozialstruktur christlich geprägt sei – „und ich möchte, dass das so bleibt“. In den Unionsparteien stößt der Vorstoß weithin auf Ablehnung. Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Alexander Dobrindt, stellte am 14. Oktober gegenüber der „Bild“-Zeitung klar: „Islam-Feiertage einzuführen kommt für uns nicht infrage.“ Das christliche Erbe Deutschlands sei „nicht verhandelbar“.

Bosbach: Wann haben Christen endlich die gleiche Religionsfreiheit wie Muslime hier?

Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach wies den Vorschlag ebenfalls zurück. „Wir haben eine christlich-jüdische religiöse Prägung, keine islamische. Daher verstehe ich auch nicht, warum wir jetzt diese Debatte führen“, sagte Bosbach der „Passauer Neuen Presse“. „Ich würde etwas anderes thematisieren: Wann haben endlich Christen in allen islamischen Ländern die gleiche Religionsfreiheit wie die Muslime bei uns?“, fragte er. Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, reagierte ebenfalls kritisch auf die Äußerungen de Maizières. „Wenn man überhaupt über zusätzliche Feiertage nachdenkt, stellt sich für mich zuerst die Frage nach der Einführung des Reformationstages als jährlichen gesetzlichen Feiertag“, sagte er auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Reformationstag (31. Oktober) ist 2017 wegen des 500-jährigen Reformationsjubiläums einmalig ein bundesweiter Feiertag. In den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist er bereits seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 arbeitsfrei.

SPD-Vorsitzender: Über den Vorschlag nachdenken

Dagegen begrüßte der SPD-Vorsitzende Martin Schulz die Initiative des Bundesinnenministers: „Man muss über den Vorschlag nachdenken.“ Der Vorstoß des Ministers habe ihn überrascht. „Herr de Maizière ist ja sonst in dieser Hinsicht nicht der Fantasievollste“, äußerte Schulz am 14. Oktober bei einer Wahlkampfveranstaltung in Hildesheim.

Geteilte Meinungen bei Muslimen – Islamwissenschaftlerin gegen Sonderbehandlung

In islamischen Kreisen wird der Vorschlag des Ministers unterschiedlich bewertet. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek (Köln), ist der Meinung, dass ein islamischer Feiertag integrationsfördernd wirken kann. Er würde deutlich machen, dass Muslime Teil der Gesellschaft seien. „Der Ramadan und das Opferfest bieten sich an“, sagte er der Passauer Neuen Presse. Dagegen hielte die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (Dinslaken) die Einführung eines islamischen Feiertages für das falsche Signal. Der Anteil der Muslime an der Bevölkerung in Deutschland liege bei fünf bis sechs Prozent. Ein islamischer Feiertag käme nach ihren Worten einer Sonderbehandlung für Muslime gleich. „Das wäre kontraproduktiv“, sagte Kaddor n-tv.de.