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Die EKD ist für den Erfolg der AfD bei der Bundestagswahl mitverantwortlich. Diesen Vorwurf erhebt der Theologieprofessor Johannes Wallmann (Berlin) in einem Kommentar für die Evangelische Nachrichtenagentur idea. Die AfD war am 24. September mit 12,6 Prozent der Stimmen drittstärkste Partei geworden. Wallmann schreibt: „Die Kirche hat keinen Grund, über das Wahlergebnis zu klagen. Sie hat selbst die Menschen zur Wahl der AfD getrieben.“ Wallmann erinnert daran, dass der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, im Herbst 2016 mit dem Vorsitzenden der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx (beide München), die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel gutgeheißen habe. Sie hätten aber nicht daran gedacht, „dass nach Martin Luther der Staat anderen Gesetzen folgen muss als dem Evangelium (siehe Zwei-Regimenter-Lehre)“. Als Merkel diesen Gesetzen folgend auf die Bremse der Willkommenskultur getreten sei und für die nicht anerkannten Asylanten die Abschiebung gefordert habe, „wurde dies in vielen Fällen für unchristlich erklärt“. Die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein habe im Oktober 2016 jedem Kirchenmitglied geschrieben, wegen der ausländerfeindlichen Hetze (gemeint war die AfD) müsse man weiter den Weg der Willkommenskultur gehen.

„Die Mehrheit der AfD-Wähler gehört nicht zu den Fremdenfeindlichen“

Wallmann führte daraufhin einen Briefwechsel mit Trautwein, über den er in dem Kommentar berichtet. In einem Brief vom Dezember 2016 schrieb er an die Kirchenrepräsentantin, sie halte an der Willkommenskultur fest und warne nur vor Fremdenfeindlichkeit und Angstmacherei. Wallmann: „Die Mehrheit der Wähler der AfD, mit der ich nichts zu tun habe, gehört nicht zu den Fremdenfeindlichen, wie inzwischen hinlänglich festgestellt wurde. Größer unter der erschreckend hohen Zahl der AfD-Wähler ist der Anteil derjenigen, die zunächst an der Willkommenskultur teilnahmen, aber inzwischen vor dem Versagen der staatlichen Gewalt erschrocken sind.“

Wallmann: Der Wahlerfolg der AfD zwingt die EKD zum Umdenken

Wallmann warnte zugleich, Trautwein treibe evangelische Christen in die Arme der AfD, wenn sie nicht den Mut habe, auch von den Grenzen der Offenheit zu reden. Wie er jetzt in seinem idea-Kommentar schreibt, sei seine vor zehn Monaten ausgesprochene Warnung „durch das schockierende Ergebnis der Bundestagswahl bestätigt worden“. Der Wahlerfolg der AfD zwinge die EKD zum Umdenken.