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Die Kirchen sollten keine Parteipolitik machen, aber klar für christliche Positionen werben. Diese Ansicht vertrat der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts INSA (Erfurt), Hermann Binkert, am 30. September beim Allianztag in Bad Blankenburg. Er stand unter dem Motto „Deutschland hat gewählt und nun?“. „Ein mündiger Bürger braucht keine Kirchenleitung, die ihm sagt, was er zu wählen hat“, sagte Binkert. Er habe im Vorfeld der Bundestagswahlen viele Bürger beobachtet, die sich nicht mehr getraut hätten, offen zu sagen, wen sie wählen: „Es gibt eine Stimmung, in der man weiß, was man sagen darf und was nicht.“ So gab bei einer INSA-Onlineumfrage jeder dritte AfD-Wähler an, er würde das nicht öffentlich sagen. Erleichtert zeigte sich Binkert darüber, dass es wohl nicht erneut zu einer großen Koalition kommen wird. Denn mit ihr gebe es keinen politischen Wettstreit mehr: „Bei der Ehe für alle etwa müsste erbittert gefochten werden, vor allem von der Partei mit dem C im Namen.“ Das erwarteten die Wähler.

Heimowski: Christen, betet für alle gewählten Politiker!

Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung, Uwe Heimowski (Gera), rief zum Gebet für alle gewählten Politiker auf. Er betonte, dass die Deutsche Evangelische Allianz, parteipolitisch neutral, in der Sache hingegen bibeltreu sei. Dass jetzt sechs Parteien im Bundestag vertreten sind, begrüßte Heimowski: „Hoffentlich fühlen sich jetzt mehr Bürger im Parlament repräsentiert.“ Themen wie Ehe, Abtreibung und innere Sicherheit müssten wieder stärker thematisiert werden – „egal von wem. Das muss besprochen werden“. Die FDP-Politikerin Lisa Walter (Stuttgart) ermutigte dazu, als Politiker bereit zu sein, auch Gegenpositionen einzunehmen. Sie habe das in ihrer Partei etwa in der Debatte um die Sonntagsöffnung von Geschäften getan.

Dreßler: „Es gibt einen Unterschied zwischen Wohlstand und Wohlbefinden“

Der Landesinspektor des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Matthias Dreßler (Chemnitz), sagte in der Aussprache, Deutschland stehe wirtschaftlich so komfortabel da wie lange nicht mehr. Ihm komme die Dankbarkeit dafür vielfach zu kurz. Dreßler: „Es gibt aber offenbar einen Unterschied zwischen Wohlstand und Wohlbefinden.“ Das habe bei einigen Bürgern sicher zur Protestwahl geführt. Der Direktor des Diakonissenmutterhauses Elbingerode, Reinhard Holmer, bezeichnete die Meinungsfreiheit als „größtes Geschenk, das uns die Wiedervereinigung gebracht hat“. Sie dürfe unter keinen Umständen preisgegeben werden. Mit Blick auf die Parteienlandschaft bedeute das, dass alle Parteien, die nicht verfassungswidrig seien, arbeiten können müssten.

Eckstein: Verfassung ohne Gottesbezug ist wie ein Navigationsgerät ohne Satelliten

Der Theologieprofessor Hans-Joachim Eckstein (Tübingen) sagte, eine Verfassung ohne Gottesbezug wäre wie ein Navigationsgerät ohne Satelliten. Die Betonung des Gottesbezugs diene nicht nur einer moralischen Orientierung, sondern sei grundlegend für gelebte Gerechtigkeit in den sozialen zwischenmenschlichen Beziehungen. Eckstein: „Wenn wir von der Unantastbarkeit der Menschenwürde und seinem Recht auf Gerechtigkeit ausgehen, ohne zugleich wahrzunehmen, dass diese Wertschätzung des Menschen sich allererst aus der Wertschätzung und Rechtfertigung des Menschen durch Gott ergibt, dann kommen wir politisch und gesellschaftlich in größte Plausibilisierungsprobleme.“ Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), sagte, Ziel des Allianztages sei es, Christen aus unterschiedlichen Regionen und mit verschiedenen Hintergründen miteinander zu vernetzen.

Noch kein neuer Leiter für das Allianzhaus gefunden

Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Ekkehart Vetter (Mülheim), berichtete, dass bislang noch kein neuer Leiter für das Allianzhaus gefunden wurde. Nachdem die zunächst auf fünf Jahre befristete Stelle von Thomas Günzel 2016 nicht verlängert worden war, leitet Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb das Allianzhaus kommissarisch. Wie Vetter sagte, gab es zwar schon einige Bewerber: „Aber wir konnten bei keinem Kandidaten sagen: Ja, der ist es.“ Wie er weiter ausführte, plant der Hauptvorstand der Allianz für 2018 ein Jugendforum. Man wolle der Frage nachgehen, warum vielerorts so wenige junge Menschen bei der Allianz mitmachen: „Wir wollen junge Leute einladen, um zu hören, was ihnen geistlich wichtig ist.“ Generalsekretär Steeb sagte mit Blick auf die finanzielle Situation der Allianz, 2016 habe man 100.000 Euro weniger Spenden bekommen als im Vorjahr. Man hoffe aber, dass man die Talsohle in diesem Jahr durchschreite.