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Für ein Schulfach „Toleranz“ plädiert der ARD-Fernsehmoderator und Autor des Bestsellers „Inside Islam“, Constantin Schreiber. „Toleranz ist kein Charakterzug, Toleranz kann man lernen“, schreibt er in einem Beitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin).

Besonders an Schulen mit einem hohen Anteil an muslimischen Schülern spitzten sich interreligiöse Konflikte zu. Viele Lehrer würden damit aber allein gelassen. In öffentlichen Debatten werde beim Thema Integration in erster Linie über berufliche Bildung, Sprachkurse und Arbeitsmöglichkeiten gesprochen. Dabei entstehe die größte Herausforderung in Sachen Integration an den Schulen: „Was tun, wenn Schüler nach Gebetsräumen verlangen? Wie verhalte ich mich als nichtmuslimische Lehrerin, wenn die muslimischen Eltern mich bitten, mich im Unterricht anders zu kleiden? Wie gehen wir damit um, wenn die Mehrheit der Schüler im Ramadan fastet?“

Alle demografischen Prognosen deuteten darauf hin, dass der Anteil der Muslime in der deutschen Gesellschaft wachsen wird: „Und damit wird die Frage des Umgangs relevanter.“ Schulpolitisch werde der Ansatz vertreten, Schüler nach Religion zu trennen – „Stichwort muslimischer Religionsunterricht“. So sollten Muslime, Christen, Atheisten und Angehörige anderer Religionsgruppen separat etwas über Glauben, Werte und Ethik lernen. Schreiber: „Aber wäre es nicht richtig, dass sie gemeinsam in einem Unterricht diese Themen behandeln?“

So wie die muslimischen Schüler dann auf Inhalte träfen, die ihnen einen Perspektivwechsel abverlangten, käme auch die andere Seite in Kontakt mit neuen Sichtweisen: „Das ist vielleicht die unbequemere Lösung, als Christen, Muslime, Atheisten jeweils unter sich zu lassen. Aber: Abweichende Meinungen kennenzulernen, andere Lebenskonzepte auszuhalten, besser noch: zu akzeptieren – auf diesem Grundsatz beruht der Erfolg unserer Demokratie.“