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Justizministerin Katarina Barley (SPD) hatte sich als erste Vertreterin der Bundesregierung gegenüber für „Gender-Sternchen“ ausgesprochen.
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Der Wunsch von Justizministerin Katarina Barley (SPD), das sogenannte „Gender-Sternchen“ in den Duden aufzunehmen, stößt bei Sprachwissenschaftlern auf Kritik. Es wird bei Personenbezeichnungen zwischen den Wortstamm und der weiblichen Endung eingefügt, etwa bei „Bürger*innen“. Dadurch werden Substantive nicht mehr auf ein bestimmtes Geschlecht festgelegt. Die Politikerin hatte sich am 19. Mai als erste Vertreterin der Bundesregierung gegenüber dem „Tagesspiegel“ dafür ausgesprochen. Sie freue sich „über jede Veränderung, die dazu beiträgt, unseren Blick auf andere Formen von Identität und Lebensweisen zu entspannen“. In einem Beitrag zitiert die Wochenzeitung „DIE ZEIT“ jetzt den Linguisten Peter Eisenberg (Berlin): „Wenn Katarina Barley nun einfach so sagt, dass das Gender-Sternchen in den Duden gehört, dann vergreift sie sich am Deutschen.“ Sie bevormunde zudem den Rat für deutsche Rechtschreibung (Mannheim), der für die Beobachtung und Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung zuständig ist, und den Duden.

Linguistikprofessor: Eine verpflichtende Verordnung wäre falsch

Weil das Gender-Sternchen ohne sprachliche Bedeutung sei, handele es sich bei Barleys Anregung zudem um die „Anerkennungsgeste“ einer Ideologie: „Und ich sage: Das ist eine Unterwerfungsgeste.“ Er habe dem jedoch nur Argumente, nicht aber politische Macht entgegenzusetzen, so Eisenberg. Auch der Linguistikprofessor an der Freien Universität Berlin, Anatol Stefanowitsch, hält eine mögliche Aufnahme in den Duden für „fatal“. Im „Zeit“-Beitrag sagte er, die deutsche Sprache sei zwar nicht geschlechtergerecht, man könne aber die Allgemeinheit nicht per Beschluss dazu verpflichten, die Existenz mehrerer Geschlechter anzuerkennen. Stefanowitsch plädiert deswegen dafür, sich nicht gegen das Zeichen einzusetzen, aber auch keine verpflichtende Verordnung zu erlassen. „Verwenden genügend Leute eine Schreibweise so lange, dass sie sich als Tradition durchsetzt, so wird sie von selbst Teil des Systems“, so der Professor. Der englische Ausdruck Gender bezeichnet das soziale oder psychologische Geschlecht einer Person im Unterschied zum biologischen Geschlecht. Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird in einer Sitzung am 8. Juni in Wien über die sogenannte geschlechtergerechte Sprache und eine mögliche Aufnahme des Gender-Sternchens in den Duden beraten.