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Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge.
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Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, trägt nichts zum Religionsfrieden bei. Diese Ansicht vertrat der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge (Berlin), in seinem Bericht vor der Frühjahrssynode seiner Kirche am 13. April in Berlin. Dröge zufolge wird die Islam-Frage zunehmend emotionalisiert diskutiert. Sie bringe jedoch keinen Erkenntnisgewinn, sondern polarisiere nur. Um den Religionsfrieden zu fördern, sei es wichtiger, die Probleme zu benennen und nach Lösungen zu suchen, etwa bei der Ausbildung von Imamen. Derzeit bemühe man sich, an der Berliner Humboldt-Universität einen Ort für islamische Theologie zu schaffen, der sowohl dem Religionsrecht in Deutschland entspreche, als auch von den Moscheen und den muslimischen Verbänden akzeptiert werde. Problematisch sei auch die dramatische Zunahme antisemitischer Vorfälle. Verantwortlich dafür seien vor allem Rechtsextreme, aber auch „Teile der Linken“, die Antisemitismus hinter Israelkritik verbergen würden. Zudem sei es ein Alarmzeichen, wenn schon in der Grundschule religiöses Mobbing existiere. Der jüdische, christliche und muslimische Religionsunterricht an Schulen müsse daher gefördert werden.

Vor den Gefahren des Islamismus warnen

Ferner sei es notwendig, vor den Gefahren des Islamismus zu warnen. Dröge: „Ich denke an das Verbot, vom Islam zu anderen Religionen zu konvertieren, den Wunsch nach einem alternativen parallelen Rechtsystem oder die Ablehnung einer rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter.“ Solche Vorstellungen erschwerten den Dialog. Oft würden kritische Fragen unter den Verdacht der Islamophobie gestellt. Umgekehrt werde „der Islam“ pauschal diffamiert und muslimische Mitbürger unter Verdacht gestellt. Durch Diffamierungen werde „ein Kampf der religiösen Kulturen gegeneinander geschürt“.

Wie die Kirche dem Religionsfrieden dienen kann

Laut Dröge hat die Kirche drei Aufgaben, um dem Religionsfrieden zu dienen. Sie müsse sich erstens für die gleiche Würde und die gleichen Rechte jedes Menschen einsetzen. Ferner komme es darauf an, den eigenen Glauben „offen, transparent und nachvollziehbar“ als eine frohe Botschaft und echte Friedenskraft zu bezeugen. Drittens müsse die Kirche ihrem gesellschaftsdiakonischen Auftrag nachkommen sowie Begegnung und Dialog fördern. Dazu gehörten etwa das „House of One“ (Haus des Einen), in dem sich Juden, Christen und Muslime unter einem Dach treffen, sowie ein geplanter Drei-Religionen-Kindergarten.

Bild eines „untergehenden Christentums“ ist falsch

Ferner äußerte sich Dröge zur Mitgliederentwicklung der Kirchen. Es werde dabei vielfach ein Bild zugrunde gelegt, das wenig mit dem realen kirchlichen Leben zu tun habe. Dröge: „Dieser Düsternis eines untergehenden Christentums können dann wiederum die Rechtspopulisten ihr Programm zur Rettung des christlichen Abendlandes entgegensetzen, und die Atheisten können ihre These vom Aussterben des Christentum untermauert sehen, obwohl das Christentum bekanntlich weltweit eine stark wachsende Religion ist.“ 58 Prozent der Deutschen seien Mitglied einer evangelischen, katholischen, orthodoxen oder freien Kirche. Die Kirche habe genug Substanz, um politische und publizistische Angriffe abzuwehren. Sie dürfe ihr Wirken nicht „auf unpolitische Innerlichkeit reduzieren“. Die EKBO hat 981.000 Mitglieder in 1.260 Kirchengemeinden. Zu ihr gehören 15,8 Prozent der Einwohner in ihrem Gebiet. Sie entstand 2004 aus dem Zusammenschluss der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz. Zum Zeitpunkt der Fusion hatte sie 1,3 Millionen Mitglieder.