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Die Einführung der sogenannten Widerspruchslösung in Deutschland ist umstritten.
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Die Organspende soll in Deutschland zum Regelfall werden. Deshalb soll der Gesetzgeber die sogenannte Widerspruchslösung einführen. Das fordert der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery (Berlin), nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Ausgabe vom 31. März).

Hintergrund ist, dass die Zahl der Organspenden in Deutschland 2017 auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gefallen ist. Bisher werden Organe für Transplantationen nur Toten entnommen, die zu Lebzeiten einen Spenderausweis ausgefüllt haben. Nach der Widerspruchslösung würde jeder Mensch Spenden, der nicht vorher Nein gesagt hat. Es gebe viele schwerkranke Patienten, denen durch die Transplantation eines Organs geholfen werden könne, sagte Montgomery. Aus medizinischer Sicht sei eine Widerspruchslösung deshalb der „Idealfall“. In den meisten europäischen Staaten gelte sie bereits. Zum Jahresanfang sei sie auch in den Niederlanden eingeführt worden.

Führende Gesundheitspolitiker der Großen Koalition seien dafür, diese Regelung auch im deutschen Recht zu verankern, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. So wolle sich der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Georg Nüßlein (Günzburg), für eine Widerspruchslösung einsetzen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (Köln) hatte sich bereits im Januar dafür ausgesprochen.

Kritiker warnen dagegen davor, den Bürgern die Entscheidung über eine derart persönliche Frage aufzudrängen. So sagte der Leiter des Fachgebiets Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Prof. Axel W. Bauer, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, eine Widerspruchslösung käme einer „sozialen Pflicht zur Organspende“ gleich.