PLÖTZLICH PUTSCH: So lief der Sturm auf das US-Kapitol in Washington ab
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Die Proteste in Washington eskalierten nach einer Rede des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump. Der US-Kongress wollte den Wahlsieg von Joe Biden formell bestätigen, nachdem auch der evangelikale US-Vizepräsident Mike Pence laut eigenen Aussagen dem nicht im Wege stehen wollte. Rund 200 Anhänger von Donald Trump drangen am 6. Januar 2021 in das US-Kapitol in Washington ein. Die Bestätigung von Joe Biden als US-Präsident musste daraufhin unterbrochen werden.

US-Vizepräsident Mike Pence steht zur Verfassung

Wenige Minuten vor die Zusammenkunft im Kapitol, wurde ein Brief aus dem Büro von US-Vizepräsident Mike Pence an den Kongress bekannt. In diesem bekräftigt Pence, dass er nicht vorhat, Wahlstimmen für ungültig zu erklären: „Meiner Ansicht nach beinhaltet mein Eid, die Verfassung zu stützen und zu verteidigen, dass ich keine einseitige Autorität beanspruche, um zu bestimmen, welche Wahlstimmen gezählt werden sollen und welche nicht“.

Donald Trump reagierte über Twitter: „Mike Pence hatte nicht den Mut, das zu tun, was getan werden sollte, um unser Land und unsere Verfassung zu schützen, indem er den Staaten eine Chance gab, einen korrigierten Satz von Fakten zu bescheinigen, nicht die betrügerischen oder ungenauen, die sie zuvor zu bescheinigen aufgefordert wurden. Die USA verlangen die Wahrheit!“

Daraufhin drangen Trump Anhänger drangen auf das Gelände des Parlamentssitzes und rund 200 Personen stürmten das Regierungsgebäude. Die Sitzung wurde daraufhin unterbrochen und die Politiker in Sicherheit gebracht. Die Bürgermeisterin von Washington verhängte eine Ausgangssperre ab 18:00 Uhr lokaler Zeit. „Auf Anweisung von Präsident Donald Trump ist die Nationalgarde zusammen mit anderen Bundesschutzdiensten unterwegs“, so Trump-Sprecherin Kayleigh McEnany auf Twitter.

„Die Gewalt und Zerstörung, die am US-Kapitol stattfindet, muss aufhören und zwar sofort. Jeder, der beteiligt ist, muss die Exekutive respektieren und sofort das Gebäude verlassen. Friedlicher Protest ist das Recht eines jeden Amerikaners, aber dieser Angriff auf unser Kapitol wird nicht toleriert werden und die Beteiligten werden in vollem Umfang des Gesetzes verfolgt werden.“, so Mike Pence über Twitter.

Kirchenvertreter reagieren mit Entsetzen

US-amerikanische Kirchenvertreter reagierten mit Entsetzen auf die gewaltsame Erstürmung des Kapitols durch Anhänger des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump. Es handelt sich um einen „Angriff auf die Demokratie“, so Ralph Reed, der Vorsitzende der konservativen „Koalition für Glauben und Freiheit“.

Der katholische Erzbischof von Los Angeles José Gomez unterstricht, dass Amerikaner den „Werten der Demokratie“ verpflichtet sein müssten. Auch William Lori, Erzbischof von Baltimore, beklagte die „schockierenden und gesetzeswidrigen Proteste“.

Rick Warren, evangelikaler Pastor der Saddleback Church in Lake Forest (Kalifornien), bezeichnete den Sturm auf das Kapitol als Verrat und Terrorismus. Er forderte den US-Präsidenten via Twitter dazu auf, seine Anhänger nach Hause zu schicken. „Das bewaffnete Eindringen in den Sicherheitsbereich des Kapitols hinter einer konföderierten Flagge ist Anarchie, un-amerikanisch, krimineller Verrat und hausgemachter Terrorismus. Präsident Trump muss seinen Anhängern klar sagen: ‚Wir haben verloren. Geht jetzt nach Hause.‘“

Franklin Graham verteidigte die Demonstration mit den Worten: „Sie haben ein Recht zu protestieren. Den Leuten zu sagen, sie sollen nach Hause gehen, das kann ich nicht entscheiden“, und weiter: „Die Leute, die die Fenster in der Hauptstadt zerbrachen, sahen nicht wie die Leute aus, die da draußen demonstrierten. Wahrscheinlich war es die Antifa. Als Leute, die Scheiben einschlagen, müssen sie nach Hause gehen. Aber Leute, die friedlich da draußen stehen, Fahnen halten und protestieren, die haben jedes Recht, das zu tun." Auf Twitter erklärte Graham: „Ich bin zutiefst betrübt über das, was heute in der Hauptstadt unserer Nation stattgefunden hat. Unser Land ist in Schwierigkeiten. Wir brauchen Gottes Heilung und wir brauchen Gottes Hilfe. Beten Sie für Frieden und den Schutz unserer Nation. Lasst uns zusammenkommen – auf unseren Knien."