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Das christliche Hilfswerk AVC engagiert sich in der syrischen Krisenregion mit mobilen Kliniken, um die Zivilbevölkerung mit Medikamenten zu versorgen.
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Gezielte Angriffe auf christliche Wohngebiete und Kirchen wie beispielsweise in Qamischli zeigen, dass die türkische Invasion nicht nur die Kurden aus der Region vertreiben möchte. Eine weitere unberechenbare Bedrohung sind die freigelassenen IS-Kämpfer.

Hilfsorganisationen brachten die Besorgnis zum Ausdruck, dass sich mit dem Rückzug der US-Truppen und dem Einmarsch ausländischer Streitkräfte dieselbe Tragödie wie in Afrin wiederholen könnte, wo Anfang 2018 große Teile der Bevölkerung, allen voran die Christen, fliehen mussten. Das UN-Nothilfeprogramm Ocha meldete am 13. Oktober 2019, dass seit Beginn der erneuten Eskalation schätzungsweise 130.000 Menschen vertrieben wurden. Auch aus Kobane flohen bereits unzählige Bewohner, welche sich einmal mehr von Terror, Gewalt und Tod bedroht fühlen. Die Verbliebenen Einwohner stecken in der umzingelten Stadt fest.

Im Weltverfolgungsindex 2019 von Open Doors liegt Syrien auf Platz 11. Von den 18,28 Millionen Einwohnern gehören knapp 814.000 Menschen der christlichen Minderheit an. 

Bäckerei produziert täglich 30.000 Brote

Zusammen mit lokalen Mitarbeitern unterstützt die christliche Hilfsorganisation AVC vor knapp 3 Jahren eine Großbäckerei in der Stadt Kobane in Betrieb zu nehmen. Diese versorgt Einwohner von Kobane und Flüchtlinge in nahegelegenen Flüchtlingscamps mit täglich rund 30.000 Broten. Die rund 32 Mitarbeiterinnen wurden vor Beginn der türkischen Angriffe in Sicherheit gebracht. Die Produktion wird nun durch freiwillige Personen am Laufen gehalten. Doch Mehl und Treibstoff werden zwischenzeitlich knapp und es ist nicht möglich Nachschub in die Stadt zu transportieren.

Mobile Kliniken für die Versorgung der Zivilbevölkerung

Zahlreiche medizinische Infrastrukturen und mehrere Krankenwagen sind aufgrund der jüngsten Angriffe nicht mehr funktionsfähig. Lokale Ärzte und Pflegeteams sind trotz allem bemüht weiterhin medizinische Hilfeleistungen anzubieten. In derselben Region hatte das Hilfswerk AVC drei mobile Kliniken, um die Zivilbevölkerung mit Medikamenten zu versorgen. Der in Kobane stationierte Hospitainer musste aufgrund der türkischen Invasion jedoch in Sicherheit gebracht werden.

Christen flüchten aus Kabone

Am 13. September 2018 sorgte die Einweihung der ersten offiziell registrierten christlichen Kirche in Kobane seit hundert Jahren für positive Schlagzeilen in kurdischen TV-Kanälen und Printmedien.

„Mit Gottes Hilfe und der Erlaubnis der Behörden von Kobane haben wir diese Kirche eröffnet“, verkündete der Pastor. Die meisten Mitglieder der inzwischen auf über 300 Personen herangewachsene Kirchgemeinde in der ehemaligen IS-Hochburg sind zwischenzeitlich geflüchtet. Rund 170 Menschen konnten rechtzeitig in einen Unterschlupf gebracht werden, wo ihnen zumindest vorübergehend Schutz geboten werden kann.

Das Leid Einzelner

Eines der ersten bekannte Opfer dieses erneuten Krieges ist Dejle, ein kleines Mädchen. Die Mutter und der Vater, beide Mitglieder der christlichen Kirche in Kobane. Die Familie wohnt in der Grenzstadt Ra's al-‘Ain, die zu den ersten Zielen der türkischen Militäraktion gehörte. Der Vater zog in den Kampf, um die Stadt zu verteidigen — ob er noch am Leben ist, ist nicht bekannt.

Dejle starb bei der Bombardierung der letzten Tagen. Zurück bleibt eine trauernde und verzweifelte Mutter, die sich von der ganzen Welt verlassen fühlt. Sie ist eine von zahlreichen Einzelschicksalen, in diesem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten.

Um Schicksal von Minderheiten besorgt

Die Sorge um die Bevölkerung in Nordsyrien wächst, insbesondere um die Sicherheit der christlichen Minderheit.

Die gezielten Angriffe auf christliche Wohngebiete und Kirchen wie in Qamischli legen nahe. dass durch die türkische Invasion neben der kurdischen Bevölkerung besonders auch die Christen aus der Region vertrieben werden sollen.

Laut unterschiedlichen Quellen kam eine unbekannte Anzahl IS-Kämpfer frei. Es besteht die Gefahr, dass mehrere Tausend inhaftierte IS-Aktivisten ausbrechen könnten oder befreit werden. Dies wäre eine massive Bedrohung für die gesamte Bevölkerung vor Ort.

Die jüngere Vergangenheit zeigte immer wieder, dass Christen ein konkretes Ziel der islamistischen Terroristen sind.

Gebetsaufruf für Christen in Syrien

Christliche Hilfswerke wie AVC setzen alles daran, die zivile Bevölkerung in und um Kobane weiterhin mit medizinischer Hilfe und Brot zu versorgen und den einzelnen betroffenen Menschen beizustehen.

AVC und die Social-Media-Initiative Glaubensimpulse rufen mit dem Hashtag #pray4syria dazu auf, für die Zivilbevölkerung in Nordsyrien zu beten.

Die heutigen Gespräche zwischen Mike Pence, dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, und der türkischen Regierung sind ein kleiner Hoffnungsschimmer.