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Der evangelikale Senator von Texas, Ted Cruz, konnte seinen Sitz im Senat verteidigen.
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Weiße Evangelikale haben bei den US-Kongresswahlen mit großer Mehrheit für die Republikaner gestimmt. Das geht aus einer Wählerbefragung des Fernsehsenders CNN (Atlanta) hervor. Danach wählten 75 Prozent der sogenannten „weißen wiedergeborenen oder evangelikalen Christen“ die republikanischen Kandidaten für das Repräsentantenhaus. 22 Prozent dieser Gruppe stimmten für die Demokraten. Auch bei den Protestanten insgesamt liegen die Republikaner klar vorne: 61 Prozent votierten für die Partei des Präsidenten Donald Trump, 28 Prozent für die Demokraten. Auch besonders engagierte Kirchgänger favorisierten mehrheitlich die Republikaner. So gaben 58 Prozent der Wähler, die mindestens einmal wöchentlich einen Gottesdienst besuchen, Republikanern ihre Stimme (Demokraten: 40 Prozent). Neun von zehn schwarzen Wählern entschieden sich für Kandidaten der Demokraten. Das Wahlverhalten schwarzer Evangelikaler wurde nicht ermittelt. Klare Mehrheiten gab es für die Demokraten auch bei der LGBT-Bewegung (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell) mit 82 Prozent, bei Juden (79 Prozent), Atheisten (70 Prozent) und Wählern, die nie einen Gottesdienst besuchen (68 Prozent).

Warum weiße Evangelikale republikanisch wählen

Präsident Trump hatte die Kongresswahlen im Vorfeld indirekt zu einer Abstimmung über seine Politik erklärt. Für ihn wird die zweite Hälfte seiner Amtszeit komplizierter. Seine Partei verliert die Mehrheit im Repräsentantenhaus, kann den Senat aber verteidigen. Bei den Präsidentenwahlen 2016 hatten 80 Prozent der weißen Evangelikalen für Trump gestimmt. Dieses Wahlverhalten erklärt der Politikwissenschaftler Kai-Uwe Hülss (Lautertal/Oberfranken) so: „Präsident Trump ist für Evangelikale das kleinere Übel. Zwar lebt er nicht die moralischen Ansprüche von Evangelikalen. Jedoch setzt er konsequent eine Konservative Gesellschaftspolitik durch.“ Als Beispiel diene die Benennung von konservativen Richtern, „welche die Judikative auf Jahre, wenn nicht sogar auf Jahrzehnte, im Sinne der Evangelikalen prägen werden“. Ein weiteres Beispiel sei Trumps Haltung zu der Organisation „Planned Parenthood“, die auch Abtreibungen anbietet. Ihr habe Trump den Kampf angesagt und staatliche Förderungen gekürzt. Nach Hülss‘ Einschätzung wurden die Zwischenwahlen vorwiegend durch regionale Themen und durch die Persönlichkeiten der jeweiligen Kandidaten geprägt. Bei überregionalen Themen habe die Gesundheitspolitik im Vordergrund gestanden. Wichtige Themen seien auch die Steuerpolitik, die Wahlkampffinanzierung (für Demokraten) und die Einwanderungspolitik (für Republikaner) gewesen. Erfreulich sei eine höhere Wahlbeteiligung, die insbesondere mit der polarisierenden Persönlichkeit des Präsidenten zu tun habe. Sie lag laut CNN bei rund 48 Prozent.

Evangelikaler Senator Ted Cruz wiedergewählt

Der evangelikale Senator von Texas, Ted Cruz, konnte seinen Sitz im Senat verteidigen. Der Baptist setzte sich knapp gegen seinen Herausforderer Beto O‘Rourke durch. O‘Rourke hatte vor der Wahl für Schlagzeilen gesorgt, weil er eine Rekordsumme an Spenden für seinen Wahlkampf eingesammelt hatte. Rashida Tlaib aus Michigan und Ilhan Omar aus Minnesota sind die ersten muslimischen Frauen, die in den Kongress einziehen, beide für die Demokraten. Tlaib ist die Tochter palästinensischer Einwanderer, Omar ist in Somalia geboren und flüchtete mit ihrer Familie vor dem dortigen Bürgerkrieg. In Colorado wird der Demokrat Jared Polis der erste bekennende homosexuelle Gouverneur der USA. Der Unternehmer lebt mit seinem Partner und zwei Kindern zusammen.