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Der Kronprinzen von Saudi-Arabien, Mohammed Bin Salman.
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In Saudi-Arabien hat eine Delegation evangelikaler Christen aus den USA und Israel den Kronprinzen Mohammed bin Salman im Königspalast in Riad besucht. Wie die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, ist es das erste Mal, dass sich Evangelikale mit einem Vertreter des saudischen Königshauses trafen. In einer offiziellen Erklärung der Delegation heißt es, die Einladung sei bereits vor zwei Monaten aus Riad gekommen. In dem zweistündigen Gespräch am 1. November sei es um die Zukunftsvisionen Bin Salmans gegangen, ebenso um die Region, den Islam und das Christentum. Man sei dankbar für die Gelegenheit, persönlich mit wichtigen arabischen Führern zusammenzutreffen, „um ihre Ziele zu verstehen und direkte Fragen zu stellen“. Angeführt wurde die Delegation von dem in Israel lebenden evangelikalen US-Autor Joel Rosenberg. Zur Gruppe gehörte auch die ehemalige US-Kongressabgeordnete Michele Bachmann, der Gründer des „Museums der Freunde von Zion“ in Jerusalem, Mike Evans, und der ehemalige Präsident des US-Nachrichtenportals CBN-News, Michael Little. Zuvor hatte die Gruppe bereits den Kronprinzen der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed Bin Sajed, den jordanischen König Abdullah II. und den ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi besucht.

IGFM: Despoten keinen Heiligenschein aufsetzen

Der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main), Martin Lessenthin, sieht den Besuch in Riad kritisch. Eine solche Einladung könne man zwar annehmen, jedoch müsse man dabei die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen und die bestehende Christenverfolgung in Saudi-Arabien klar ansprechen, sagte er gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Das sei in der offiziellen Erklärung aber nicht geschehen. Darüber hinaus hätte die Delegation die Begegnung nutzen müssen, um die fehlende Rechtsstaatlichkeit zu kritisieren und für die Frauenrechte einzutreten, so Lessenthin. Sonst dienten solche Treffen nur dazu, dass der Kronprinz „seine blutigen Hände verstecken und die Öffentlichkeit weiter davon überzeugen kann, dass er für eine Öffnung des Landes steht.“ Aufgrund der extremen Menschenrechtsverletzungen in dem Land verböten sich „Partnerschaften“ mit den Mächtigen in Riad: „Solche Begegnungen dürfen nicht dazu missbraucht werden, dem Despoten einen Heiligenschein zu verpassen, den er nicht verdient hat.“ Das saudische Königshaus steht nach der Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi in der Türkei in der Kritik, weil es im Verdacht steht, hinter der Tat zu stecken. Der Delegationsleiter Rosenberg sagte derweil gegenüber CBN-News, dass es kein falscher Zeitpunkt für ein Treffen gewesen sei. Der Gruppe sei die Gelegenheit, etwas für die Christen in der Region zu tun, wichtiger als mögliche Kritik gewesen. „Wir interessieren uns für das Schicksal der Christen auf der arabischen Halbinsel. Der Wunsch nach mehr Religionsfreiheit und der Möglichkeit, christliche Kirchen zu bauen, scheint uns allen wichtig zu sein.“ Im saudi-arabischen Königreich herrscht der Wahhabismus vor – eine besonders strenge Form des Islams. 93 Prozent der rund 33 Millionen Einwohner des Landes sind Muslime. 4,3 Prozent sind Christen, die meisten Arbeiter aus dem Ausland.