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Die Bereichs-Chefredakteurin von "Donne Chiesa Mundo" wirft Andrea Monda vor, er wolle selbst die Herausgeberschaft übernehmen und das Frauenheft auf Linie bringen.
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Im vatikanischen Mediensektor hat es am vergangenen Wochenende einen Frauenaufstand gegeben, berichtet Kathpress. Alle zehn Redakteurinnen der Frauenzeitschrift "Donne Chiesa Mondo" sind geschlossen zurückgetreten, weil sie sich nach Beiträgen über Missbrauch an Nonnen unter Druck gesetzt sahen. Die Redakteurinnen werfen der Kirche vor, das Blatt auf Linie bringen zu wollen, so die Süddeutsche Zeitung.

"Donne Chiesa Mundo", zu Deutsch "Frau - Kirche - Welt", war früher eine Monatsbeilage der Vatikanzeitung "Osservatore Romano", erschien seit Mai 2016 als eigenständiges Magazin, aber weiter unter dem Dach des "Osservatore". An dessen Spitze steht seit Dezember ein neuer Chefredakteur, Andrea Monda.

Klima des Misstrauens und Delegitimierung

Bereichs-Chefredakteurin Lucetta Scaraffia wirft Andrea Monda vor, er wolle selbst die Herausgeberschaft übernehmen und das Frauenheft auf Linie bringen. Scaraffia wandte sich in einem offenen Brief an Papst Franziskus, den die italienische Zeitung in ihrer Dienst-Onlineausgabe "Corriere della Sera" wiedergab.

Die Bereichs-Chefredakteurin kritisiert darin die Rückkehr zum "alten und starren Brauch, als verlässlich geltende Frauen von oben und unter direkter männlicher Kontrolle auszuwählen". So werde "eine positive Arbeit und ein beginnender offener und ehrlicher Umgang" erneut einer "klerikalen Selbstbezüglichkeit" geopfert.

"Wir werfen das Handtuch, weil wir uns von einem Klima des Misstrauens und fortschreitender Delegitimierung umgeben fühlen", so die römische Historikerin Scaraffina.

Monda verteidigt sich

Chefredakteur Monda wehrte sich am 26. März gegen die Vorwürfe. In den Monaten seit seinem Dienstantritt habe er Scaraffia und den Redakteurinnen "die gleiche totale Autonomie und die gleiche totale Freiheit" gewährt, die das Magazin seit seiner Gründung gehabt habe, so Kathpress.

Vorgeschichte

"Donne Chiesa Mondo" hatte in der Februar-Ausgabe über systematischen sexuellen Missbrauch von Nonnen durch Bischöfe und Priester informiert. Wie GLAUBE.at berichtet hat, gab Papst Franziskus zu, dass es solche Übergriffe gebe: "Es ist wahr, das ist ein Problem." Einen Monat nach den Berichten über den Missbrauch, sind nun die Redakteurinnen zurückgetreten.

Sie sind nicht die Einzigen, die offenbar frustriert über den Reformstau in der vatikanischen Medienarbeit sind. Anfang 2019 hatten bereits Vatikansprecher Greg Burke und seine Stellvertreterin Paloma Garcia Ovejero gekündigt.