In zahlreichen digitalen Computerspielen ist die Religion ein wichtiger Faktor. Zu diesem Ergebnis kommt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW, Berlin) in einem Themenheft mit dem Titel „Götter, Krieger, Avatare – Von ‚World of Warcraft’ bis ‚Game of Thrones’“. Vor allem in Spielen, die in westlichen Ländern produziert wurden, lasse sich ein starker Hang zu christlichen, aber auch heidnisch-nordischen, keltischen, griechischen und muslimischen Traditionen feststellen, schreiben die Religionswissenschaftler Simone Heidbrink und Tobias Knoll. Selbst in Anwendungen, in denen es kaum offensichtlich religiöse Bezüge gebe, fänden sich die „stark christlich geprägten Vorstellungen von Moral und ‚Gut’ und ‚Böse’“. Ein besonders populäres Spiel sei gegenwärtig die „Civilization“-Reihe. Darin werden dem Spieler die Geschicke einer ganzen Zivilisation anvertraut, die er von der Steinzeit bis ins Raumfahrtzeitalter führen muss. Auch Religion spiele darin eine bedeutsame Rolle. Spieler können eine eigene Glaubensgemeinschaft gründen, die durch Missionare und Propheten verbreitet wird. Es obliegt dabei dem Spieler, den Einfluss und die Rolle der Religion zu definieren. Er entscheide, welche Bedeutung er ihr beimesse, so die Autoren.
29 Millionen Deutsche nutzen regelmäßig digitale Spiele
Wie Heidbrink und Knoll schreiben, sind Digitale Spiele ein Spiegel dessen, was Menschen bewegt. Dass dazu auch Religion gehöre, sollte niemanden überraschen, weil „allen Säkularisierungstendenzen zum Trotz die Religion zwar eine Wende hin zum Individuellen und Privaten gemacht hat, jedoch keineswegs aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden ist“. Nach Angaben des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware beschäftigen sich in Deutschland rund 29 Millionen Menschen regelmäßig mit digitalen Spielen. Zusammen mit den Gelegenheitsspielern befassen sich rund 35 Prozent aller Deutschen mit Computerspielen. Sie kämen aus allen Bildungsschichten: 24 Prozent hätten einen Hauptschulabschluss, 33 Prozent die mittlere Reife, 20 Prozent Abitur und 23 Prozent einen Hochschulabschluss.
„Game of Thrones“ lässt sich als Heilsgeschichte lesen
Nach Ansicht der Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Nadja Alexandra Mayer (München) lässt sich die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ geradezu als Heilsgeschichte lesen: „Es gibt eine jahrhundertealte Prophezeiung, die einen Messias ankündigt, welcher die Welt vom Bösen befreien wird.“ „Game of Thrones“ gelte als erfolgreichste Fantasy-Serie der Welt. Die zuletzt ausgestrahlte sechste Staffel habe allein in den USA 20 Millionen Zuschauer verzeichnet. Bei den wichtigsten internationalen Auszeichnungen der TV-Branche – den Emmy-Awards – habe die Serie 38 Trophäen erhalten. Die Handlung der Reihe spiele in einer finktiven Welt. Der Haupterzählstrang drehe sich um den Kampf um die Herrschaft. Damit einher gehe der Widerstreit unterschiedlicher religiöser Überzeugungen, denn jeder Herrscher bringe seine eigene Religion mit. Der Kampf um die Macht wird laut Mayer daher auch zur Auseinandersetzung um den vorherrschenden Glauben.