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Bei dem Gespräch der ORF-Spitze mit den Vertreterinnen und Vertretern der Religionsgemeinschaften wurde der Wert eines unabhängigen und kritisch-konstruktiven Religionsjournalismus unterstrichen.
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Die Kirchen und Religionen sind eine wichtige Stimme im öffentlichen Diskurs und für den ORF ein verlässlicher Partner bei Programminhalten, die Sinnangebote und Lebenshilfe bieten. Das war der übereinstimmende Tenor bei einem Gedankenaustausch am Donnerstagabend, zu dem ORF-Generaldirektor Roland Weißmann die 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften eingeladen hatte. Gewürdigt wurde von den Religionsvertretern mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze dabei der Wert eines unabhängigen und kritisch-konstruktiven Religionsjournalismus im ORF. In Zeiten vielfältiger Krisen, demokratiegefährdender Spaltungstendenzen und gezielter Desinformation brauche es verlässliche Information, Sinnstiftung und gesellschaftlichen Zusammenhalt, so das Resümee des Treffens.

ORF-Generaldirektor Weißmann begrüßte neben Kardinal Schönborn auch Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B., Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, und Gerhard Weißgrab, Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft Österreich. An der Veranstaltung nahmen neben weiteren Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen christlichen Kirchen und zahlreicher anderer Religionsgemeinschaften ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, ORF-2-Channelmanager Alexander Hofer, Stiftungsrat Bernhard Tschrepitsch und die Publikumsräte Christoph Riedl und Martin Schenk teil.

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung "Religion und Ethik - multimedial", die u. a. einen Ausblick auf den für 2023 geplanten Schwerpunkt "Was glaubt Österreich?" gab, in dessen Rahmen sich die ORF-Religionsabteilung in Ö1, ORF 2 und religion.ORF.at auf eine Spurensuche begibt. Grundlage dafür sei eine bereits in Auftrag gegebene Studie, die auch auf die Vielfalt an unterschiedlichsten Glaubensüberzeugungen in Österreich eingehen soll.

Religion im ORF "mehr als ein Gesetzesauftrag"

"Für viele Menschen in Österreich spielen Glaube und Religion eine große Rolle. Religion im ORF ist daher mehr als ein gesetzlicher Auftrag", betonte der ORF-Generaldirektor einleitend und sagte: "Vergleicht man den Anteil der Religionsberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa, so hat der ORF in Radio, Fernsehen und auf religion.ORF.at mit Abstand das größte Religionsangebot." Religion und Ethik seien daher auf den neuen ORF-Digitalplattformen "SOUND" und bald auch auf "TOPOS" wichtige Themen.

Glaube und Religion seien so wie die Gesellschaft vielfältig, plural und bunt, und dem wolle der ORF mit seinem Religionsprogramm auch entsprechen. "Demokratie braucht öffentliche Diskurse und starke Stimmen, wie die Kirchen und Religionen", hielt Weißmann fest. "Diese Stimmen brauchen wir Medien, diese Stimmen braucht unsere Gesellschaft."

Information und Sinnstiftung

Gerade in Krisenzeiten brauche es "tragfähige Institutionen, die von Menschen mit Haltung und Tugenden getragen werden", zeigte sich Kardinal Schönborn überzeugt. Dazu zählten Qualitätsmedien und der ORF genauso wie Kirchen und Religionen, auch wenn diese derzeit wie andere Institutionen in ihrer Glaubwürdigkeit angefragt seien. "Um zu wissen, wie wir sind und wie wir wahrgenommen werden, brauchen wir den Spiegel, der uns vorgehalten wird, solange es kein Zerrspiegel ist. Das gilt auch für Religionsgemeinschaften", sagte der Wiener Erzbischof, der in der Bischofskonferenz für Medienthemen zuständig ist. Unabhängige und kritisch-konstruktive Qualitätsmedien seien ein solcher Spiegel und "anerkannte Referenzpunkte für Information und Wissen, auf die sich alle Akteure beziehen können, und die damit Kommunikation ermöglichen". Denn: "Die Qualität des Zusammenlebens hängt in einer pluralen Gesellschaft von der Qualität der Kommunikation und damit von der Qualität der Information ab."

Kardinal Schönborn verwies in seinen Ausführungen auf Viktor Frankl, wonach der Mensch immer auf der Suche nach Sinn ist. "Gerade in Krisenzeiten werden unsere Routinen, mit denen wir unserem Leben Sinn zu geben versuchen, erschüttert. Der Glaube verweist auf einen Gott, der am Ende alles gut machen wird und der kein menschliches Bemühen in die Sinnlosigkeit fallen lässt." Das sei in Krisenzeiten ein Licht, das vielen Kraft und Halt gibt. "Und es ist ein großes Verdienst, dass ein Medium wie der ORF mit seinen Sendungen diesen Glauben verständlich und anschaulich macht."

Bischof Chalupka würdigte die ORF-Hauptabteilung "Religion und Ethik" als ein "Kompetenzzentrum" für den ORF und einen "Hort des qualitativen Religionsjournalismus. Im österreichischen Journalismus gehört er zu einer seltenen und deswegen für uns umso wichtigeren Gattung." Kirchen und Religionen hätten viel zu bieten für das Programm des ORF, u.a. eine "globale Weitung" aufgrund ihrer internationalen Vernetzung.

2021 hat der ORF laut eigenen Angaben mit seinem Religionsprogramm rund 5,3 Millionen Menschen und somit 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung erreicht. Bis zu 662.000 Hörerinnen und Hörer sind bei den Gottesdienstübertragungen in den ORF-Regionalradios zu verzeichnen. ORF-Fernsehsendungen wie "Feierabend" erreiche bis zu einer Million Menschen.