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Lobpreis ist in vielen Gemeinden zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Gottesdienstes geworden.
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In vielen Gottesdiensten werden statt traditioneller Kirchenlieder moderne Lobpreislieder gesungen – nicht immer zur Freude aller Gemeindemitglieder. Viele Kritiker sind der Meinung, dass es diesen Liedern an geistlicher Tiefe fehlt. Sind die heutigen Lobpreislieder zu seicht? Dazu äußern sich zwei Experten in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).

Pro: Für mehr Kunst und handwerkliches Können in den Texten

Der Komponist und Musikproduzent Jochen Rieger (Greifenstein bei Wetzlar) ist der Meinung, dass besonders bei der Qualität „typischer“ Lobpreistexte „meist noch eine Menge ‚Luft nach oben‘ ist“. Es gebe zu viele gut gemeinte Textphrasen, die oft zusammenhanglos aneinandergereiht würden. Rieger beklagt ferner Textverstümmelungen, damit die Silbenzahl passt, zu viele „Herz-Schmerz“-Reime und mäßige Übersetzungen aus dem Englischen. Er wünscht sich in den Texten „mehr Lebensrealität, mehr Kunst, mehr handwerkliches Können“. Aber auch die Melodien sollten nach seiner Ansicht gemeindetauglicher sein.: „Statt weinerlicher, gefühlsschwangerer Textwiederholungen oder solistisch geprägter Synkopen klare Melodielinien mit Vorder- und Nachsatz. Die Halbwertzeit vieler moderner Worship- und Lobpreissongs ist relativ kurz.“

Kontra: Wie tief oder seicht der Lobpreis ist, entscheidet sich in meinem Herzen

Die Gegenmeinung vertritt der leitende Pastor der Hillsong Church Deutschland, Freimut Haverkamp (Konstanz). Die Hillsong-Gemeinden sind für ihre Lobpreismusik bekannt. Haverkamp ist überzeugt: „Wie tief oder seicht mein Lobpreis ist, entscheidet sich nicht im Stil der Musik oder der lyrischen Kunst des vorhandenen Textes, sondern in meinem eigenen Herzen.“ Solange sich der Lobpreis auf Gottes Wort gründe, Gottes Charakter, seine Gnade und Liebe zum Ausdruck bringe, „werden wir immer seine Nähe finden können“. Es sei auf den ersten Blick verständlich, warum sich ein 40-Jähriger nicht zu 100 Prozent mit dem Liedtext eines 18-Jährigen identifizieren könne und das Gefühl habe, es fehle an Tiefe, oder die nötige Theologie wäre nicht enthalten: „Und doch Glaube ich, dass sobald ein Autor über sein Verständnis von Gottes Liebe zu ihm schreibt, dies wertvoll für uns alle sein kann.“