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Präsentierten ihre neuen Bücher: Die ehemalige Gefangenenseelsorgerin Gerlinde Horn (Mitte) und der frühere Wiener Superintendent Werner Horn mit der Kärntner Lyrikerin Katharina Kaufmann (links).
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Die Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch begleiten Besucherinnen und Besucher der Gottesdienste durch das ganze Jahr, und das oft schon über Jahrzehnte hinweg. Während ihre Melodien und Texte lange vertraut sind, bleibt ihre Geschichte oftmals unentdeckt. Werner Horn, Professor für Kirchenmusik und langjähriger Superintendent der Diözese Wien, will dem Abhilfe schaffen. In seinem Buch „Du meine Seele, singe“ – der Titel ist angelehnt an einen Klassiker der Kirchenmusik von Paul Gerhardt – widmet sich Horn auf je einer Doppelseite 87 Liedern aus dem Evangelischen Gesangbuch. Die Einführungen in Geschichte, Aufbau und Gehalt jedes Liedes sind damit fundiert, ohne jedoch an Kompaktheit und guter Lesbarkeit einzubüßen.

In Horns Auswahl finden sich gewissermaßen die „Greatest Hits“ des Gesangbuches, Lieder zu bestimmten Themenkreisen wie „Angst und Vertrauen“ oder „Natur und Jahreszeiten“, aber auch zu bestimmten Zeiten im liturgischen Jahreskreis wie Advent oder Weihnachten – so dürfen auch „Weihnachtshits“ wie „Stille Nacht, heilige Nacht“ oder „Es ist ein Ros entsprungen“ nicht fehlen. An letzterem, ursprünglich aus dem katholischen Trier stammenden Lied erkennen die Leserinnen und Leser auch die ökumenische Ausrichtung des Buches: Viele der ausgewählten Stücke finden sich auch in den römisch-katholischen, methodistischen oder altkatholischen Gesangbüchern. Zu jedem Lied sind Text und Melodie der ersten Strophe abgedruckt, was allzu häufiges Hinüberblättern ins Gesangbuch erspart. „Die Erfahrung zeigt, dass Lieder bewusster gesungen werden, wenn man über ihre Entstehung und ihre Autoren Bescheid weiß“, unterstreicht Werner Horn. Dazu wolle dieses Buch einen Beitrag leisten.

Gerlinde Horn: „Die Geschichten danach…“

Das aus dem Gottesdienst Bekannte rückt auch Gerlinde Horn mit ihrem Buch „Die Geschichten danach …“ in ein neues Licht. Die Autorin nimmt dabei direkt die Bibel in den Blick. Mit hoher Präzision und Feinfühligkeit löst Horn einzelne biblische Wundergeschichten und ihre Protagonisten aus ihrem Kontext und setzt sie in kurzen, fiktiven Erzählungen fort. Es sind dabei immer die Randfiguren des Neuen Testaments, denen sonst kaum Aufmerksamkeit geschenkt wird. Lazarus, der geheilte Aussätzige, die Tochter des Jairus: Ihnen verleiht Gerlinde Horn eine Geschichte und eine Stimme. Daraus ergeben sich neue, unerwartete Perspektiven, die zum Nach- und Weiterdenken anregen. Die kurzen Texte werden jeweils begleitet von der dazugehörigen Bibelpassage und einem Gedicht der Kärntner Lyrikerin Katharina Kaufmann.

Beide Bücher sind im Evangelischen Presseverband erschienen und wurden am Dienstagabend, 5. Dezember, im vollbesetzten Großen Saal der Superintendentur Wien präsentiert.