Salafistische Prediger warnen Jugendliche in ihren Schriften und Ansprachen vor dem baldigen Verderben und drohen unter Verweis auf eigene Sünden und Versäumnisse mit der ewigen Höllenstrafe. Darauf wies die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher in ihrem Vortrag beim jährlich in Lech in Vorarlberg (Österreich) stattfindenden Philosophicum Lech hin, der jetzt in einem Sammelband des Philosophicums veröffentlicht wurde.
Der Aufruf zur völligen Absage an weltliche Dinge werde, so Schirrmacher, vor allem jungen Muslimen der dritten Generation als Heilmittel jetziger Beschwernisse präsentiert. Im Extremfall können Höllenwarnungen bei gewaltbereiten Gruppen am Ende sogar den Aufruf zum Märtyrertod als sicheren Weg zur völligen Vergebung beinhalten. Schirrmacher wörtlich: „Die märchenhaften Schilderungen des Jenseits durch salafistische Gruppen, die imaginäre Welt der Todesengel, der Hölle und ihrer Qualen, aber auch die Schilderungen überirdischer Freuden des Paradieses werden als Gegenwelt zum erlebten Alltag gezeichnet. Die Hoffnung auf das Paradies, aber auch die Drohungen der Höllenstrafen erschaffen eine neue Identität in einer Gesellschaft, der man sich nun überlegen fühlen kann, weil sie das unweigerliche Herannahen der Höllenstrafen nicht einmal wahrnimmt.“
Das Philosophicum Lech, das 1997 erstmals veranstaltet wurde, sieht sich als ein übernationales Zentrum für philosophische, kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion, Diskussion und Begegnung. Wissenschaftlicher Leiter der Tagung ist der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann. In seiner Herausgeberschaft erscheinen die Tagungsbände des Philosophicums Lech im Zsolnay Verlag.