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Pressegespräch mit Doğan Akhanlı.
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Der türkisch-deutsche Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist Dogan Akhanli wird am 17. Mai die Europäischen Toleranzgespräche im Kärntner Bergdorf Fresach eröffnen. Im vergangenen Jahr wurde Akhanli aufgrund eines türkischen Interpol-Haftbefehls in Spanien festgehalten und erst nach wochenlangen Interventionen der Bundesregierung in Berlin wieder freigelassen. Beobachtern zufolge gilt der Haftbefehl als politisch motiviert, da sich Akhanli immer wieder öffentlich zum türkischen Genozid an den Armeniern 1915 bis 1917 äußerte, der von Seiten der Türkei bestritten wird. Akhanli widmet seine Rede in Fresach dem Leitthema der heurigen Toleranzgespräche „Sehnsucht nach Europa. Über die Suche nach dem verlorenen Paradies“. Er freue sich schon auf die Tage in Kärnten, so der Schriftsteller in einer ersten Stellungnahme.

Akhanli, geboren 1957 in der Osttürkei, engagiert sich seit seiner Jugend für die Unteilbarkeit der Menschenrechte und den ehrlichen Umgang mit historischen Gewalttaten, Unterdrückung und politischer Verfolgung. Mit 18 Jahren saß er zum ersten Mal in Untersuchungshaft, nachdem er eine linksorientierte Zeitschrift gekauft hatte. Als Mitglied der türkischen kommunistischen Partei ging Akhanli nach dem Militärputsch im Jahr 1980 in den Untergrund. Ab 1985 verbrachte er mit seiner Frau Ayse und ihrem 16 Monate alten gemeinsamen Sohn über zweieinhalb Jahre im Militärgefängnis von Istanbul. 1991 erhielt er in Deutschland politisches Asyl, seit 1995 lebt er in Köln. 2010 wurde er bei der Einreise in die Türkei unter dem Vorwurf der Teilnahme an einem Raubüberfall im Jahr 1989 festgenommen, später aber freigelassen und aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Nach einer Revision des Urteils wurde Akhanli 2017 auf Betreiben der Türkei in Spanien erneut festgehalten. Sein vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst Romane, Theaterstücke und Aufsätze, die zum Teil auf Deutsch vorliegen.