Den Wert von Kunst und Kreativität in Gottesdiensten und im Gemeindeleben unterstreichen hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der Evangelischen Kirche. „Ich Glaube, Kunst ist ein Medium, mit dem man ganz toll vom Glauben reden kann“, ist Pfarrer Benjamin Battenberg aus Schwechat überzeugt. Er empfinde derzeit einen „Kairos“, einen günstigen, vielleicht Gott-geschenkten Moment, um der Kunst wieder mehr Stellenwert in Gottesdiensten zu geben. „Im letzten Post-Pandemie-Jahr habe ich die Erfahrung gemacht, dass einerseits bei Musiker*Innen ein großes Bedürfnis besteht, wieder auftreten zu können“, sagt Battenberg gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Andererseits bemerke er ein großes Bedürfnis von vielen Menschen, wieder Live-Musik genießen zu dürfen. „Kirchen können dafür tolle Räume bieten – gerade auch, um der Kirche Fernstehende einzuladen und den christlichen Glauben ins Gespräch zu bringen.“ In seiner Gemeinde werden momentan zwei künstlerisch inspirierte Projekte ausprobiert: die „Chillout Church – ein Abend in der Kirche mit Live-Lounge-Musik“ sowie musikalische Abendandachten in Zusammenarbeit mit einer Musikschule.
Auf einen großen Erfahrungsschatz im Bereich Kunst und Glaubensleben zurückgreifen kann das internationale christliche Künstler*innen-Netzwerk „Crescendo“. Gegründet wurde es vom reformierten Pfarrer Beat Rink in Basel. „Kirche kommt ohne Kunst nicht aus“, bringt er es auf den Punkt und verweist auf die Bibel. Schon hier finde sich hochstehende Kunst, wie etwa die Schöpfungsgeschichte, die Psalmen oder die Gleichnisse Jesu. Kunst und Kreativität schafften direktere Wege zu den Herzen der Menschen, mit Kunst und Kreativität könne man Gott mit allen Sinnen begegnen. Kunst eröffne auch Platz für das Subjektive, betont Rink. „Kunst lädt die Rezipienten zum Denken an, sie vermittelt mehr als rationale Informationen.“ Freilich müsse sich jede Pfarrgemeinde die Frage stellen: Welchen Stellenwert hat professionelle Kunst bei uns?
Dass Glaube und Kunst „in ganz engem Zusammenhang“ stehen, unterstreicht auch Marie-Louise Weißenböck. Neben Benjamin Battenberg und Beat Rink wirkte auch sie vor kurzem bei einem Workshop mit dem Titel „Gottesdienst anders“ in St. Pölten mit. Eingeladen dazu hatte das Forum „Kunst, Kultur und Glaube“ der ökumenischen Initiative „Runder Tisch/Weg der Versöhnung“. Weißenböck, professionelle Pianistin und Lobpreismusikerin in der Evangelischen Gnadenkirche in Wien-Favoriten, ist Leiterin des Forums. Dieses habe sich „zum Ziel gesetzt, christlichen Künstlern und Kunstsensiblen aller Sparten und Konfessionen ein Forum zu bieten, einen Raum in dem sie miteinander Ideen, Meinungen und Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig ermutigen können“, erklärt Weißenböck. Als christliche Künstlerin habe sie die tiefe persönliche Erfahrung gemacht, „dass der christliche Glaube und seine Werte auf besondere Weise durch die Kunst erlebbar und erfahrbar gemacht werden können“. Musik, Bilder, Tanz, Schauspiel u.v.m. seien eine große Bereicherung für das Gemeindeleben.