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Künstlerisch gestaltet wurde die Ausstellung von der Kärntner Künstlerin Marie Lenoble.
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Einen Appell an die menschliche Verantwortung für die Schöpfung richtet eine neue Sonderausstellung im Evangelischen Museum Fresach in Kärnten, die am Samstag, 27. April, eröffnet wurde. Unter dem Titel „ErSchöpfung… und siehe, es war sehr gut“ soll auf die Ambivalenz von der Dankbarkeit für die Schöpfung und der Herausforderung ihrer Bewahrung und Gestaltung hingewiesen werden. Dabei geht es um Aufklärung und Ermutigung, wie Manfred Sauer, Superintendent der Diözese Kärnten und Osttirol, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst für Österreich (epdÖ) sagte: „Obwohl der Klimawandel und die katastrophalen Folgen offenkundig sind und wir um den ausbeuterischen Umgang mit den Geschöpfen und der Natur, meist aus Profitgier, wissen, wollen wir eine immer wieder aufblitzende apokalyptische Untergangsstimmung nicht verstärken, sondern ihr entgegenwirken.“

Hanisch-Wolfram: Selbstkritischer und selbstermächtigender Blick

Dieselbe Stoßrichtung schlägt Alexander Hanisch-Wolfram, wissenschaftlicher Leiter des Museums, an: Es gehe darum, „positive Visionen zu vermitteln – ohne freilich kritischen und schwierigen Themen aus dem Weg zu gehen oder diese zu vereinfachen“. Die Ausstellung solle dazu anregen, „sich mit dem Thema Schöpfung aus einer biblisch-christlichen Perspektive auseinanderzusetzen und einen selbstkritischen und selbstermächtigenden Blick auf den eigenen Umgang mit den Ressourcen und dem Reichtum dieser Schöpfung zu werfen“. Theologisch wolle man dabei insbesondere bei befreiungstheologischen Zugängen ansetzen, so Hanisch-Wolfram.

Kasparick: Noch zehn Jahre, um das Ruder herumzureißen

Drastischere Worte wählte gegenüber dem epdÖ Ulrich Kasparick, Gründer der Klimaschutzinitiative „fuer-unsere-enkel.org“: „Wenn es zutrifft, was uns die maßgeblichen Wissenschaftler überall auf der Welt sagen, dann bleiben uns noch zehn Jahre, um das Ruder wirklich herumzureißen und den unumkehrbaren Ausstieg aus den fossilen Energien zu organisieren. Zehn Jahre, das ist sozusagen morgen“, so der frühere deutsche Staatssekretär und evangelische Pfarrer, der als Festredner nach Fresach gekommen war. Die CO2-Emissionen seien auf dem höchsten Stand der Menschheitsgeschichte, mehr als eine Million Arten seien vom Aussterben bedroht, das Eis auf Grönland schmelze sechs Mal schneller als in den achtziger Jahren: „Wir sind in einer Entwicklung, die wir nicht mehr aufhalten können. Wir können versuchen, sie zu bremsen.“ Mit seiner international vernetzten Initiative sieht sich Kasparick in der Nachfolge des von den Nobelpreisträgern Nelson Mandela und Kofi Annan gegründeten Netzwerks „The Elders“, das sich zum Ziel gesetzt hätte, „Einfluss zu nehmen und die jüngere Generation zu unterstützen“, wie er sagt: „Denn: Alleine würden es die Jungen nicht schaffen. Sie brauchen unsere Unterstützung.“ Seinen persönlichen Antrieb skizzierte er anhand einer Paraphrase des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Es kann sein, dass der Herrgott uns morgen zu sich ruft. Dann werden wir gehorsam sein und unsere Arbeit aus der Hand legen. Vorher aber nicht.“

Die von Anita Ernst und Alexander Hanisch-Wolfram kuratierte und von Marie Lenoble künstlerisch gestaltete Ausstellung „ErSchöpfung… und siehe, es war sehr gut“, ist noch bis 31. Oktober im Evangelischen Museum Fresach zu sehen, ebenso wie die erweiterte Dauerausstellung „Evangelische Spuren. Protestantisches Leben in Kärnten“.