Auf der Berlinale im Februar hat “Erde” den Preis der Ökumenischen Jury erhalten – ab Freitag, 17. Mai, ist der neue Streifen des österreichischen Dokumentarfilmers Nikolaus Geyrhalter in den österreichischen Kinos zu sehen. Thematisiert wird dabei die Zerstörung des Planeten durch Erdbewegungen: in Minen, Steinbrüchen oder auf Großbaustellen. Geyrhalter führt an sieben Schauplätze in Europa und Nordkorea, vom Brenner Basistunnel in Tirol, der mit 64 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt werden soll, über die Marmorsteinbrüche im italienischen Carrara bis ins kalifornische San Fernando Valley, wo Berge abgeschliffen werden, um neues Bauland zu schaffen.
Der Film sei eine konkrete Auseinandersetzung mit dem Konzept des Anthropozäns, “in dem der Mensch zum wichtigsten Einflussfaktor auf diesem Planeten” geworden sei, so Geyrhalter in einer Aussendung. Einer der wesentlichen Aspekte des Konzepts des Anthropozäns sei der geologische, wonach der Mensch inzwischen wesentlich mehr Erdoberfläche verschiebt als die Natur das macht”. Die Erdkruste sei das filigranste Organ des Organismus Erde. “Ich wollte mir die Wunden genauer ansehen, die wir der Erde zufügen.” In seiner Reportage holt Geyrhalter auch die Menschen, die an den von ihm besuchten Orten arbeiten, vor die Kamera. Dabei gehe es ihm aber nicht darum, ihnen Schuld zuzuschreiben. Bei aller Zerstörung sieht Geyrhalter in den entstandenen Bildern eine “beeindruckende Ästhetik”.
Die ökumenische Jury auf der Berlinale begründete die Preisvergabe mit der “Beschreibung der Verwüstung unseres Planeten durch menschliches Eingreifen – ein drängendes Thema unserer Zeit”. Besonders betonte die Jury “das Klagelied einer indigenen Kanadierin für Mutter Erde am Ende des Films, das uns dazu einlädt, unsere Verantwortung zu reflektieren”.
Der 1972 geborene Nikolaus Geyrhalter ist unter anderem für seine Dokumentarfilme “Unser täglich Brot” (2005) und Abendland (2011) bekannt. Die Jury des ökumenischen Filmpreises – bestehend aus sechs Personen aus den evangelischen und römisch-katholischen deutschen Filmorganisationen – ehrt laut Eigendefinition Filmschaffende “die in ihren Filmen ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die es in ihren Filmen schaffen, das Publikum für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren”.