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Der Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg löste die Reformation aus, die zur Gründung der evangelischen Kirche führte.
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„Brauchen unsere Kirchen eine Wiedervereinigung?“ Zu dieser Frage äußern sich evangelische und katholische Kirchenvertreter sowie Journalisten in der „Bild am Sonntag“. Anlass ist der Reformationstag, der sich in diesem Jahr am 31. Oktober zum 500. Mal jährt. Der damalige Thesenanschlag Martin Luthers 1517 in Wittenberg löste die Reformation aus, die zur Gründung der evangelischen Kirche führte. Für eine Wiedervereinigung der Kirchen plädiert der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx (München): „Dafür setzen wir uns seit Jahren ein. Dafür bete ich, dafür arbeite ich.“ Deshalb sei „der 31. Oktober 2017 kein Schlusspunkt, sondern ein Doppelpunkt auf unserem ökumenischen Weg als Christen in diesem Land“. Ebenfalls für ein Zusammengehen der Kirchen spricht sich der stellvertretende „Bild“-Chefredakteur und Protestant Daniel Böcking (Berlin) aus: „Jesus ist der gemeinsame Kern unseres Glaubens. Die Konfession wird da (zumindest für mich) zweitrangig.“ Gerade junge Christen seien längst eins, egal ob katholisch oder evangelisch.“ Böcking wünscht sich die Wiedervereinigung aller Christen in Jesus: „Eine Wiedervereinigung der Kirchen-Institutionen wäre dann vielleicht irgendwann nur noch ein administrativer Akt.“

Käßmann: Eine Einheitskirche fände ich genauso langweilig wie eine Einheitspartei

Gegen einen solchen Schritt wendet sich die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann (Berlin): „Eine Einheitskirche fände ich genauso langweilig wie eine Einheitspartei.“ Für Katholiken sei der Papst Oberhaupt der Kirche. Die Evangelischen setzten ihre Kirchenleitungen aus Alten und Jungen, Frauen und Männern, Ordinierten und nicht Ordinierten zusammen. Die römisch-Katholische Kirche sei Weltkirche geblieben, die Kirchen der Reformation hätten sich in verschiedene Kirchen aufgeteilt. Aber diese Unterschiede seien „doch auch kreativ“. Allerdings wünscht sich Käßmann, „dass wir uns gegenseitig offiziell zum Abendmahl einladen können und gemeinsam in der Welt von unserem Glauben erzählen“.

Hahne: Wer Lutherchoräle zu Gender-Liedern umdichtet, wird nicht ernst genommen

Auch der Fernsehmoderator und Bestsellerautor Peter Hahne (Berlin) hält nichts von einer kirchlichen Wiedervereinigung: „Mit wem soll sich denn eine solche Kirche vereinigen, die es noch nicht einmal im Luther-Jahr hinkriegt, ihren Markenkern rüberzubringen?“ Wer Lutherchoräle zu Gender-Liedern umdichte, aus „Lobe den Herren“ ein „Lobe die Ew´ge“ mache „und ähnliche Mätzchen, wird nicht ernst genommen“, so das frühere EKD-Ratsmitglied. Wo Luther draufstehe, „muss Bibel drin sein und nicht die paar Brocken, die der Zeitgeist übriglässt“. Alles andere sei Etikettenschwindel. Hahne: „Lieber zwei Kirchen, wie sie historisch gewachsen sind. Wenn DIE ZEIT der Beliebigkeitstheologie bei meinen Protestanten-Brüdern vorbei ist, gibt´s vielleicht eine zweite Chance.“

Katholischer Theologe: Wie soll eine Fusion mit dem „Mutterschiff“ vonstattengehen?

Der katholische Theologe Alexander Görlach – Gastprofessor an der Harvard-Universität (Cambridge/US-Bundesstaat Massachusetts) – glaubt nicht, dass es eine formale Wiedervereinigung der Kirchen geben wird: „Es braucht sie auch nicht.“ Die Lutheraner hätten eine eigene 500-jährige Geschichte: „Wie sollte hier eine Fusion mit dem ‚Mutterschiff‘ vonstattengehen?“ Es gelte zwar das Wort Jesu „Alle sollen eins sein“ (Johannes 17,21): „Damit ist aber eine von Zuversicht getragene christliche Geisteshaltung gemeint, die Beteiligte aller Konfessionen bisweilen vermissen lassen.“