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Stefanie Krüger, Jürgen Mathis und Michael Meyer gestalteten eine „Trauerfeier“ für sterbende Gletscher auf der Höhe der Totalphütte (2385 Meter) mit Sicht auf den Gipfel der Schesaplana. Auf der Nordseite befindet sich der Brandner Gletscher.
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Mit einer Trauerfeier für die „sterbenden“ und schmelzenden Gletscher machen die katholische und die evangelische Kirche in Österreich auf die Folgen der Klimaerwärmung und Umweltzerstörung aufmerksam. Im Juli feierten die beiden Kirchen in Vorarlberg ein ökumenisches Requiem für den Brandner-Gletscher auf der Schesaplana. Im Fokus der Trauerfeier stand der Gletscher selbst, der laut Expert:innen in wenigen Jahren ganz verschwunden, also „tot“ sein wird. Diese negative Entwicklung sei kein Vorarlberger Phänomen, sondern im gesamten Ostalpenraum zu beobachten.

Hauptverantwortlich für dieses besondere „Requiem“ zeichneten der evangelische Pfarrer und Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche H.B. Michael Meyer, der Umweltbeauftragte der katholischen Diözese Feldkirch Jürgen Mathis sowie die Liturgiereferentin der katholischen Diözese Feldkirch Stefanie Krüger.

Trauerfeier als Aufruf zur Umkehr

„Wir kommen zusammen, um den Brandner Gletscher zu verabschieden“, begrüßte Pfarrer Meyer die „Trauergemeinde“, die sich im Hochgebirge zu dieser besonderen Aktion eingefunden hatte. In seiner Rede für den „Verstorbenen“ verwies er darauf, dass der Brandner Gletscher viele Lebewesen und Epochen erlebt habe. Aber keine Zeit habe ihm so zugesetzt wie das Anthropozän. „Was er uns Gutes getan hat, halten wir dankbar in Erinnerung: Wasser für Wiesen und Flüsse, Kälte und Schnee für unsere Winter, Herberge für eine große Vielfalt an Lebewesen, die aber auch am Rande des ewigen Eises ihr Leben längst ausgehaucht haben“, würdigten Meyer, Mathis und Krüger den Gletscher. „Wir werden in dankbarer Erinnerung haben, über seinen Tod hinaus bewahren, was der Brandner Gletscher uns bedeutet hat.“

Als Christen sehe man sich aufgefordert, sich „aus ganzem Herzen für die Erhaltung unserer Heimat“ einzusetzen, erklärten die Organisatoren ihre Motivation hinter dem Requiem. Es gelte, die Schöpfung Gottes zu bewahren. „Für die Veranstalter war diese Trauerfeier ein Hilfeschrei und ein Aufruf, sich gegen eine weitere Zerstörung der Natur und unserer eigenen Lebensgrundlagen einzusetzen“, schreibt Pfarrer Meyer in der Vorarlberger Katholischen Kirchenzeitung. „Es braucht einen generellen Ersatz aller Öl- und Gasheizungen, eine starke Reduktion des Autoverkehrs, den Stopp aller öffentlichen Straßenprojekte und uferloser Versiegelungen von Grünflächen.“ Stattdessen müsse der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und der Infrastruktur für GRÜNE Energie vorangetrieben werden. Meyer: „Es kommt daher auf jeden einzelnen und seinen Lebensstil an, auf eine mutige Politik, die das Wohl unserer Kinder und Enkelkinder ernst nimmt.“

Die Trauerfeier endete mit den Segensworten: „Der Herr halte seine Hand über uns, damit wir unseren Lebensstil nachhaltig ändern, und führe uns gnädig durch die Klimakrise in eine neue Welt im Frieden untereinander, in sozialer Gerechtigkeit bei der Bewältigung der Klimakatastrophe und im Frieden mit der Schöpfung in der Vielfalt des Lebendigen.“