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Sprachen sich gemeinsam für konsequenteres Handeln im Klimaschutz aus (v.l.): Enis Buzar (Islamische Glaubensgemeinschaft), Michael Chalupka (Evangelische Kirche), Stephan Turnovszky (Römisch-katholische Kirche), Gerhard Weißgrab (Buddhistische Religionsgesellschaft), Maris Filipic (Fridays For Future).
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In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben sich Vertreter österreichischer Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie die Fridays-For-Future-Bewegung für ein stärkeres Eintreten für die Bewahrung der Schöpfung ausgesprochen. Bei dem Pressetermin am Montag, 23. September, in Wien sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka: „Es ist gut, wenn hier Vertreter von Glaubensgemeinschaften sind. Aber die Erderhitzung ist keine Glaubensfrage, sondern ein wissenschaftliches Faktum.“ Fridays for Future gelinge mit ihrer globalen Vernetzung etwas, das den Kirchen ein wichtiges Anliegen sei: „Die Menschen weltweit sind unsere Schwestern und Brüder, sie gehen uns etwas an. Und es sind immer die Ärmsten der Armen, die von Naturkatastrophen betroffen sind.“ Die Politik will Chalupka in die Pflicht nehmen, zugleich brauche es aber auch Verhaltensänderungen des/der Einzelnen: „Aus der Freiheit des Einzelnen kommt die Verantwortung für das Ganze.“ Es sei daher dringend notwendig, Verantwortung für den eigenen ökologischen Fußabdruck zu übernehmen und gleichzeitig politische Maßnahmen einzufordern. Mit der Bewegung um Greta Thunberg sei ein prophetisches Zeichen gesetzt worden: Dass die Fakten zum Klimawandel am Tisch lägen, Verträge unterzeichnet, aber nicht eingehalten würden sei ein „Skandal, der zum Himmel schreit“. Chalupka erinnerte an die Bemühungen der evangelischen Kirche in Sachen Klimaschutz. Diese hatte 2018 mit dem Nachhaltigkeitsleitfaden „Change“ Pfarrgemeinden eine Hilfestellung in der Umsetzung ökologischer Ziele an die Hand gegeben. Mit der Klimakollekte verfügen die Kirchen zudem über ein eigenes Tool zur CO2-Kompensation.

Weihbischof Turnovszky: „Frage der Verantwortung, wie wir uns verhalten“

„Als Kirchen sprechen wir von Schöpfung und Schöpfungsverantwortung: Die Erde ist nicht zufällig da, sondern von Gott gut geschaffen. Es ist daher eine Frage der Verantwortung, wie wir uns verhalten“, sagte der römisch-katholische Jugendbischof Stephan Turnovszky. Das Umweltthema sei weiter zu fassen als das Klimathema, es gehe genauso um das Verschwinden unberührter Natur, um Bodenversiegelung, sauberes Trinkwasser oder Mikroplastik. In der römisch-katholischen Kirche bemühten sich nicht nur die Umweltbeauftragten, sondern auch die Pfarren um die Umsetzung ökologischer Verhaltensweisen – bis hin zum klimaneutralen Pfarrfest. „Im Sinne der Klimagerechtigkeit eine Umkehr zu Leben bedeutet aber auch Einschränkung und Verzicht“, gerade junge Menschen seien davon aber weniger betroffen, weil sie von vornherein weniger gewohnt seien, zum Beispiel oft kein Auto besäßen.

Buzar: „Das Klima brennt“

„Das Klima brennt“, mahnte Enis Buzar von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ): „Es bedarf eines Wunders“. Es sei Aufgabe und Ziel der IGGiÖ, die Muslime in Österreich für das Thema des Klimawandels zu sensibilisieren: „Wir haben einen Auftrag erhalten, sind Verwalter der Erde und müssen dafür sorgen, dass das Gleichgewicht erhalten bleibt. Wir Menschen stehen nicht über der Natur.“ Als Halalbeauftragter der IGGiÖ wolle sich Buzar zum Beispiel für die nachhaltige Produktion von Fleisch oder anderen Lebensmitteln einsetzen.

Weißgrab: Genaues Hinschauen

„Es geht nicht darum, aus der Klimabewegung eine neue Religion zu schaffen mit neuen Göttern auf der einen und neuen Teufeln auf der anderen Seite“, betonte Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. Es brauche gute und schnelle Lösungen, aber keine schnellen und einfachen Antworten. Der Buddhismus kenne zwar keine Schöpfungsgeschichte, aber die Sorge um die Umwelt sei so alt wie der Buddhismus selbst: „Es geht um ein genaues Hinschauen auf die Dinge“, daraus sei deutlicher Handlungsbedarf abzulesen. Entsprechend der buddhistischen Ethik gelte es auch, allen Lebewesen Grundlagen zu bieten, die ihnen ein gutes Leben ermöglichten.

Filipic: Kurswechsel in der Klima- und Umweltpolitik

Als Vertreterin von Fridays For Future hob Maris Filipic hervor, dass die ökologische Krise nur gemeinsam zu bewältigen sei. Die Forderung an die politischen Entscheidungsträger sei ein Kurswechsel in der Klima- und Umweltpolitik, wiederholte Filipic eine zentrales Anliegen der internationalen Klimainitiative. Es gelte, politische Entscheidungen für sofortiges Handeln zu treffen.

Im Rahmen der Pressekonferenz unterzeichneten die Religionsvertreter eine Grundsatzerklärung der Initiative Religions for Future (schoepfung.at). Vom 20. bis zum 27. September 2019 organisieren Fridays for Future eine Week for Future mit zahlreichen Aktionen am Wiener Heldenplatz. Am Freitag, 27. September, steigt ein weltweiter „Streik für die Erde“, mit Kundgebungen in mehreren österreichischen Städten.