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Am Bodensee beraten TeilnehmerInnen aus rund 100 Ländern über Fragen wie Krieg, Hunger oder Umweltschutz.
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Rund 1.000 Religionsvertreterinnen und -vertreter haben sich von Dienstag, 20. bis Freitag, 23. August in Lindau am Bodensee getroffen, um über Lösungen für aktuelle Konflikte zu beraten. Bei der Tagung „Religions for Peace“ ging es unter anderem um die Beendigung von Kriegen und Armut und den Schutz des Planeten Erde. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete das Treffen am Bodensee als „Zeichen der Hoffnung in einer verunsicherten Welt“. Mit dieser Versammlung wolle man ein weltweites Zeichen gegen Spaltungen setzen, die zu Hass und Gewalt führten, sowie Wege finden zu Frieden, Gerechtigkeit und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Mitschöpfung, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, in Zeiten der Globalisierung müssten die Religionen Instrumente des Friedens sein.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach sich dafür aus, religiöse Repräsentanten aus aller Welt stärker in Friedensprozesse einzubinden. „Religionen können als wirkmächtige und belastbare Förderer des Friedens einen unverzichtbaren und auch unersetzbaren Dienst an den Menschen leisten“, sagte er. Zugleich betonte er, die gemeinsame Botschaft von Lindau müsse lauten: „Religion darf niemals Rechtfertigung von Hass und Gewalt sein. Kein Krieg darf geführt werden im Namen der Religion.“ Die Versammlung mache Ernst mit der Überzeugung, dass Religionen kein Anlass mehr sein dürften für Unfrieden und Krieg, sondern dass sie im Gegenteil Werkzeuge des Friedens sein könnten und müssten.

Schutz für religiöse Einrichtungen

Gegenüber Journalisten äußerte „Religions for Peace“-Generalsekretär William Vendley am zweiten Tagungstag das Anliegen, stärkeren Schutz vor Anschlägen auf Moscheen, Kirchen, Synagogen und Tempel geltend zu machen. „Zukünftig werden wir einen Angriff auf eine religiöse Stätte als ein Angriff auf alle religiösen Stätten wahrnehmen“, sagte Vendley am Mittwoch in Lindau. Zudem solle eine Gemeinde nicht nur die eigene Stätte schützen, sondern auch die heiligen Orte anderer religiöser Gruppen.

Ein konkreter Plan liege noch nicht vor, aber die Organisation führe Gespräche mit Regierungen und den Vereinten Nationen. Notwendig sei ein multisektoraler Plan, erklärte Vendley. «“Religionen spielen bei dem Schutz eine große Rolle, aber es kann nur gemeinsam mit Regierungen, Städten und der Gesellschaft gelingen“, sagte Vendley. Einen universalen Verhaltenskodex gebe es bereits.

Der deutsche UNHCR-Repräsentant Dominik Bartsch warb auf der Tagung für mehr Zusammenarbeit ei der Bewältigung von Flüchtlingsbewegungen. „Ich sehe viel Potenzial in der Zusammenarbeit von Religionen und weltlichen Organisationen“, sagte der oberste deutsche Vertreter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UN). Um Flüchtlingszahlen zu reduzieren, brauche man Dialog, Versöhnung und nachhaltiges Engagement.

Bartsch sieht vor allem drei Bereiche, in denen Religionsgemeinschaften friedensstiftend wirken können: „Bereits bei der Entstehung eines Konfliktes können Gemeinden vor Ort durch Dialog eine Eskalation verhindern.“ Auch bei der Integration von Flüchtlingen können sie eine große Rolle spielen. „Gerade wenn Spannungen wegen der Existenz von Flüchtlingen aufkommen, müssen religiöse und weltliche Organisationen gut zusammenarbeiten“, sagte Bartsch. Zudem sei die Hilfe von Glaubensgemeinschaften auch bei der Rückführung von Flüchtlingen wichtig. „Beispielsweise im Irak hatten wir den Fall, dass Binnenflüchtlinge bei ihrer Rückkehr feststellen, dass andere Menschen in ihrem Dörfern Leben“, berichtete er. Das könne für viel Unmut sorgen, bei denen Religionsvertreter vermitteln könnten.

Die Weltversammlung der größten interreligiösen Nichtregierungsorganisation aus etwa 100 Ländern tritt etwa alle fünf Jahre zusammen und fand erstmals in Deutschland statt. Vertreter des Bündnisses waren unter anderem bei den Konflikten in Bosnien-Herzegowina und in Ruanda als Vermittler tätig.