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v.l.n.r.: Beim Dialog der Religionen: Im Vordergrund Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bischof Michael Bünker und die Rabbiner Arie Folger und Schlomo Hofmeister.
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Die Sorge um einen Anstieg des Antisemitismus in Europa und Österreich bestimmte den „Dialog der Religionen“ am Montag, 24. Juni, im Wiener Palais Epstein, zu dem Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka geladen hatte. An der Begegnung teilgenommen haben unter anderem der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der reformierte Landessuperintendent und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) Thomas Hennefeld, der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der Wiener Oberrabbiner Arie Folger, Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister sowie der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ümit Vural.

Sobotka würdigte in seinen Begrüßungsworten die Rolle der Religionen im Kampf gegen den Antisemitismus und stellte zugleich fest: „Der Kampf gegen den Antisemitismus muss demokratischer Grundkonsens werden.“ Dieser Kampf müsse europaweit geführt werden – und dies zum einen aus der historischen Verantwortung heraus. Zum anderen vor dem Hintergrund, dass Antisemitismus antidemokratische Haltungen zur Folge habe und es eines kraftvollen gemeinsamen Auftretens dagegen bedürfe.

Der Wiener Theologe und Judaistik-Professor Armin Lange verwies in einem Impulsvortrag auf quasi-religiöse Stereotype, derer sich der Antisemitismus heute bediene – und die sich nur im Dialog und Gleichklang mit den Religionen ausräumen und überwinden lassen. In dem Maße nämlich, in dem Antisemitismus ein „irrationales“ und nicht auf Argumenten basierendes Phänomen sei, greife er zur Legitimation auf „quasi-religiöse“ Motive zurück – die sich wiederum nur durch eine „Bekehrung von einer Religion des Hasses zur Religion der Liebe“ überwinden lasse.

Beispiele für quasi-religiöse Motive des Antisemitismus biete die Geschichte zuhauf, führte Lange aus: So etwa das Narrativ angeblicher jüdischer Ritualmorde. Dieses Motiv finde sich immer wieder bis zu Interpretationen von IS-Hinrichtungsvideos, die in bestimmten Gruppen als jüdische Hinrichtungen verstanden wurden. „Wirklichkeitsinterpretationen, die von Ritualmordverleumdungen geleitet werden, führen zu Hass und Gewalt“, so Lange.

An die Religionen appellierte Lange abschließend, sich für eine Überprüfung ihrer eigenen Traditionen einzusetzen. Bibel und Koran sollten zumindest in Form kritischer Ausgaben auf jene Passagen hinweisen, die Quelle antisemitischer Motive geworden sind. Zugleich brauche es eine stärkere Betonung der „positiven Traditionen“, über die Religionen im Umgang mit dem Judentum verfügten. Hilfreich seien auch ein intensiverer persönlicher Austausch, Begegnungen und Dialog. „Nur so können Gläubige gegen den Judenhass immunisiert werden.“