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Lange Nacht der Kirchen im Wiener Stephansdom.
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Eine bunte Mischung aus Spiritualität, Kultur und Musik, geistig und kulinarisch Nahrhaftem sowie Unterhaltung und Begegnungen mit Tiefgang erwartet Interessierte in der „Langen Nacht der Kirchen“ am 24. Mai. Beginn ist jeweils der frühe Abend, Ende spät nachts, alle Angebote sind gratis.

Weil die heurige Lange Nacht der Kirchen zwei Tage vor den EU-Wahlen am 26. Mai stattfindet, finden sich viele europabezogene Veranstaltungen im Programm: In der Schottenkirche diskutieren der evangelische Bischof Michael Bünker, der frühere Präsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Thierse, und der die Österreichische Bischofskonferenz in Brüssel vertretende Michael Kuhn ab 21.15 Uhr unter dem Titel „Läuft die Gesellschaft aus dem Ruder?“ über aktuelle extremistische Strömungen. In der Klosterneuburger Piu-Parsch-Kirche St. Gertrud sprechen der EU-Abgeordnete Othmar Karas und die Theologin Regina Polak über „30 Jahre danach! – kommen Mauern wieder?“ (19 Uhr). „Wieviel EU braucht Europa?“ lautet die Leitfrage einer Debatte mit Parteienvertretern um 21.15 Uhr in der Wiener Franziskanerkirche.

Im Albert-Schweitzer-Haus in Wien steht die „Lange Nacht“ ganz im Zeichen von Migranten und Flüchtlingen, deren sonst oft überhörte „Lebens- und Fluchtgeschichten“ eine Raum bekommen sollen, wie der angehende Pfarrer Johannes Modeß von der Evangelischen Hochschulgemeinde betont. Er gestaltet gemeinsam mit dem aus Afghanistan geflohenen Habib Khawadi um 18 Uhr ein literarisches Duett, das mit Musik von Angehörigen der Roma („Brahms meets Gipsy Swing“) umrahmt wird.

Altes Testament auf Wienerisch

„Leiwand hot da Scheff d‘ Wööd gmocht“: So hört sich laut dem Wiener evangelischen Religionspädagogen und Buchautor Roland Kadan die Schöpfungserzählung aus dem Buch Genesis in Wiener Mundart an. Im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ liest er im Bibelzentrum beim MuseumsQuartier (Breite Gasse 4-8/1, 1070 Wien) aus seinem Alten Testament auf Wienerisch, „Da Josef und seine Briada“. Das Bibelzentrum verspricht einen „gemütlichen Heurigenabend mit Tiefgang“ ab 22 Uhr. Dazwischen erklingen von Marlis Birkner interpretierte österreichische Mundartlieder. Das Bibelzentrum bietet darüber hinaus einen Bibel-Workshop und Spezialführungen durch die Bibliothek, die Bibeln in über 500 verschiedenen Sprachen beherbergt.

Der Superintendent der Steiermark, Wolfgang Rehner, und der Grazer Stadtpfarrpropst und Vorsitzende des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark, Christian Leibnitz, kündigten in einer Pressekonferenz rund 500 Stunden Programm an 100 Veranstaltungsorten im gesamten Bundesland an. Rehner wies darauf hin, dass die Nutzung von Kirchen zumeist von außen erfolge. Tausende Menschen gingen täglich an ihnen vorbei. Die „Lange Nacht“ lade ein, diese Perspektive zu ändern und Kirchen auch von innen anzuschauen. Besonders hob der Superintendent eine Veranstaltung der evangelischen Kirche in der katholischen Stadtpfarrkirche hervor, „die Straßenmusiker einlädt, einmal nicht nur draußen vor den Kirchen zu spielen, sondern im Inneren der Kirche.“

Ebenfalls im Zeichen der zwei Tage später durchgeführten EU-Wahl steht der Abend in der evangelischen Kreuzkirche am Ölrain in Bregenz. „Europa, Europa!“ lautet das Motto des kulinarischen, literarischen und musikalischen Abends, der alte Kontinent soll „mit allen Sinnen“ erfasst werden. Musik ist von Interpreten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie aus Italien zu hören, Ö1-Kulturexpertin Bettina Barnay liest Texte zu Europa.

Der Tiroler Superintendent Dantine erklärte in einer gemeinsamen Aussendung mit Bischof Hermann Glettler und Erzpriester Aleksandar Stolic, in der „Langen Nacht“ werde gezeigt, „dass Kirche nicht unter sich bleibt und in die Öffentlichkeit geht“. Besonders verwies er auf die multireligiösen und gesellschaftskritischen Angebote in den evangelischen Pfarrgemeinden. So finde in der Innsbrucker Auferstehungskirche wieder die beliebte „Lange Nacht der Religionen“ statt. Ökumenisch eröffnet wird die „Lange Nacht“ von Glettler, Dantine und Stolic um 18 Uhr im Dom zu St. Jakob. Für die musikalische Umrahmung sorgt dabei die afrikanische Gemeinde.

Die Lange Nacht der Kirchen in Österreich wird um 17.50 Uhr von den teilnehmenden Kirchen eingeläutet. 700 Gotteshäuser bieten dabei rund 3.000 Einzelveranstaltungen. Jährlich besuchen österreichweit rund 300.000 Menschen die Veranstaltung. Den Auftakt in Wien bildet der Schweigemarsch für verfolgte Christen, zum dem die Organisation „Christen in Not“ um 17.00 Uhr auf den Stephansplatz lädt. Das gesamte Programm der „Langen Nacht“ findet sich unter www.langenachtderkirchen.at