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Mit dem Tag des Judentums sollten sich die ChristInnen "ihrer Wurzeln im Judentum und ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusst werden", so Thomas Hennefeld, Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen.
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Die Kirchen in Österreich feiern am Donnerstag, 17. Januar, den „Tag des Judentums“. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Unsere gemeinsame Hoffnung“. Dabei sollen sich die Christen in besonderer Weise ihrer Wurzeln im Judentum und ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusst werden, so der Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRKÖ), der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Zugleich soll auch das Unrecht an jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte thematisiert werden.

Der „Tag des Judentums“ wird in ganz Österreich mit verschiedenen Veranstaltungen und Gottesdiensten begangen. Der zentrale Gottesdienst des ÖRKÖ zum „Tag des Judentums“ findet am Donnerstag, 17. Januar, um 18 Uhr in der römisch-katholischen Pfarrkirche Am Tabor (Am Tabor 7, 1020 Wien) statt. Die Predigt hält der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic. Das Ökumenische Forum Steiermark lädt ebenfalls am 17 Januar um 19 Uhr zu einem Gottesdienst unter dem Motto „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ in die evangelische Heilandskirche Graz (Kaiser-Josef-Platz 9, 8010 Graz). Die Predigt hält Stefanie Plangger, Geschäftsführerin des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Wien: Einstimmung bereits am 16. Jänner

In Wien veranstaltet die Initiative „Vernetzte Ökumene Wien West“ in Zusammenarbeit mit dem Koordinierungsausschuss am Mittwoch, 16. Januar, ab 19 Uhr eine „Einstimmung in den Tag des Judentums 2019“ in der Bezirksvorstehung Ottakring (1160 Wien, Richard Wagner-Platz). An dem „Gedenken an den Huber-Tempel und an die Familie Kuffner“ nehmen u.a. der römisch-katholische Dechant Ferenc Simon, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic, der Synagogenforscher Pierre Genée, der Künstler Arik Brauer und Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, teil. Im Anschluss an die Vorträge finden Totengebet, Schuldbekenntnis und Friedensbitten statt.

Der Huber-Tempel und die Familie Kuffner

Der Huber-Tempel in Ottakring war eine von mehreren Synagogen in den Wiener Außenbezirken. Er wurde 1885/86 errichtet und bei der Pogromnacht im November 1938 zerstört. 1970 wurden die Ruinen der Synagoge abgetragen und ein Wohnhaus errichtet. Im November 2011 wurde schließlich an der Fassade des danach errichteten Hauses in der Hubergasse 8 eine Gedenktafel angebracht, die an den Huber-Tempel erinnert.

Die jüdische Familie Kuffner zählte bis 1938 zu den angesehensten und einflussreichsten Familien Wiens. Sie besaß umfangreichen Hausbesitz in Wien und eine große Kunstsammlung. In ihrem Besitz befand sich etwa auch die Ottakringer-Brauerei. Moritz von Kuffner gründete 1884 die heute noch nach der Familie benannte Kuffner-Sternwarte in Wien.

Das Christentum ist von seinem Selbstverständnis her wesentlich mit dem Judentum verbunden. Damit dies den Christen immer deutlicher bewusst wird, hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) im Jahr 2000 den 17. Januar als besonderen Gedenktag im Kirchenjahr eingeführt.

Die Initiative zum „Tag des Judentums“ geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück, als besonderer Gedenktag eingeführt wurde er in Österreich im Jahr 2000. Auch in Italien, Polen und den Niederlanden wird der Tag des Judentums begangen. Der 17. Januar wurde als Datum dafür bewusst gewählt: So sollen die Kirchen den Geist dieses Tages in die anschließende weltweite „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ (18. bis 25. Januar) weiter tragen.