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1958 wurde der ÖRKÖ gegründet, 16 Kirchen sind vertreten.
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Mit einem Dankgottesdienst in Wien begeht der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in der kommenden Woche offiziell sein 60-Jahr-Jubiläum. Den Gottesdienst am Mittwoch, 10. Oktober, um 18 Uhr in der Lutherischen Stadtkirche in Wien gestalten u.a. der reformierte Landessuperintendent und ÖRKÖ-Vorsitzende Thomas Hennefeld, Bischof Manfred Scheuer, die lutherische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura und der lutherische Altbischof Herwig Sturm.

„Wir wollen dankbar sein für all das, was in 60 Jahren an Gemeinschaft zwischen den Kirchen gewachsen ist“, so ÖRKÖ-Vorsitzender Hennefeld im Vorfeld des Gottesdienstes. Zugleich wolle man aber auch Perspektiven für die künftige Zusammenarbeit entwickeln. Der gemeinsame Einsatz für Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sei unerlässlich, so Hennefeld.

Am Donnerstag, 11. Oktober, lädt der ÖRKÖ in Wien auch zu einem Studiennachmittag, der dem Thema „Die Märtyrer und Märtyrerinnen im Leben der Kirchen“ gewidmet ist. Die Veranstaltung im Club Stephansplatz 4 beginnt um 14 Uhr. Eingangs hält der Linzer Bischof Manfred Scheuer einen Vortrag, in dem er grundlegende Fragen über Martyrium und Märtyrer beleuchtet. Über den Stellenwert der Märtyrer im Leben ihrer Kirchen sprechen u.a. der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) und die frühere evangelische Oberkirchenrätin Hannelore Reiner. Auch Vertreter orientalisch-orthodoxer Kirchen werden erwartet. Ein Podiumsgespräch und eine Andacht im Stephansdom schließen die Tagung ab.

Im Jahr 2013 hat die 10. Vollversammlung des Weltkirchenrates in Busan (Südkorea) angeregt, dass die Mitgliedskirchen und weitere Kirchen darüber hinaus miteinander im theologischen Gespräch bleiben sollen, beispielsweise über das Gedenken der Märtyrer in der gottesdienstlichen Praxis und wie dies im ökumenischen Miteinander geschehen kann. Der ÖRKÖ habe diesen Vorschlag nun aufgegriffen, heißt es im Vorfeld der Veranstaltung.

16 Mitglieder und zahlreiche Beobachter

Zehn Jahre nach der Gründung des Weltkirchenrates (ÖRK) 1948 in Amsterdam entschlossen sich 1958 vier Kirchen in Österreich, einen ökumenischen Rat zu gründen: die Altkatholiken, die Lutheraner, die Reformierten und die Methodisten. Die offizielle Gründungsversammlung fand am 12. Dezember 1958 in Wien statt. Aus den anfangs vier Kirchen wurden bis heute 16 Vollmitglieder, darunter auch – anders als beim Weltkirchenrat – die römisch-Katholische Kirche. Dazu kommen noch eine Reihe von Beobachtern.

Nach den Anfängen 1958 stießen 1964 vier orthodoxe Kirchen (Griechen, Serben, Russen und Rumänen), die Armenier und die Anglikaner zum ÖRKÖ hinzu. Später schlossen sich die bulgarisch-orthodoxe, die koptisch-orthodoxe und die syrisch-orthodoxe Kirche dem Rat an. Die katholische Kirche in Österreich arbeitete seit 1970 als Beobachterin im ÖRKÖ mit, 1994 wurde sie Vollmitglied.

Der Ökumenische Rat der Kirchen ist ein Gremium, in dem christliche Kirchen zusammenkommen, um Themen zu beraten, die alle gemeinsam betreffen; etwa den Religionsunterricht oder generell das Verhältnis von Kirche und Staat. Er ist zudem die Stimme, mit der die Kirchen dann sprechen, wenn deutlich zum Ausdruck kommen soll, dass trotz aller konfessioneller Unterschiede und Kontroversen die christlichen Kirchen durch eine gemeinsame und tragfähige Basis verbunden sind.

Dem ÖRKÖ gehören derzeit folgende 16 Kirchen an: „Volle Mitglieder“ sind Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-Apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche und der Bund der Baptistengemeinden sind „Mitglieder mit beratender Stimme“. Zahlreiche Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.

Die ÖRKÖ-Vollversammlung tritt üblicherweise zwei Mal im Jahr zusammen. Dazwischen führt der Vorstand – der jeweils auf drei Jahre bestellt wird – die Geschäfte. Aktueller Vorsitzender des Ökumenischen Rates ist seit 1. Jänner 2017 der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld.