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Im Bild: Dr. Günther Beckstein bei einem Diskussionsabend des RCDS in Würzburg.
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Der Zeitgeist darf Christen nicht davon abhalten, Jesus zu bezeugen. So steht es in einer Erklärung, die der Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC) auf dem fünften bayerischen Christustag vorstellte. Er fand am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) an sieben Orten statt und wurde vom ABC organisiert. Zu den Veranstaltungen in Berg bei Hof, Lauf an der Pegnitz, Lichtenfels, München, Regensburg, Weiltingen und Wilhermsdorf kamen rund 1.800 Besucher. Das Treffen stand unter dem Motto: „Bekennen und Leben: Gott allein die Ehre“. In der Erklärung heißt es: „Am Bekenntnis zu Jesus Christus entscheidet sich das ewige Geschick des Menschen: Entweder, wir bekennen Jesus als Herrn und sind durch ihn gerettet, oder wir verleugnen ihn und gehen verloren.“ Am Ende gelte die Aussage aus Philipper 2,10-11: „Im Namen Jesu sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist zur Ehre Gottes des Vaters.“ Das schließe alle Knie ein: „Das Knie jedes Moslems, jedes Buddhisten und jedes Marxisten.“ Man könne Gott nicht ehren, wenn man Jesus verleugne. Theologische Phantasiegebilde oder Irrlehren sollten Christen nicht verunsichern: „Politische Correctness von Kirchenleitern darf uns nicht einschüchtern.“ Im Blick auf die „Obersten des Volkes“ habe Jesus gewarnt: „Sie hatten lieber Ehre bei Menschen als Ehre bei Gott“ (Johannes 12,43).

Beckstein: Der Osten Deutschland ist weitgehend entchristlicht

Der ehemalige Ministerpräsident von Bayern, Günther Beckstein (CSU), sagte in Berg, dass es kurz nach der Wiedervereinigung die Hoffnung gegeben habe, es könne nun eine christliche „Erweckung“ in den neuen Bundesländern geben. Doch das sei nicht geschehen. Heute sei der Osten Deutschlands „weitgehend entchristlicht“. Auch im Westen seien „die Kirchen auf Rückgang gepolt“. Die Schuld sieht Beckstein bei den Christen selbst: „Wir haben das Bekenntnis zu Gott zu wenig gelebt“. Mission sei mittlerweile ein Unwort, klagte Beckstein.

Ulrich Parzany: Menschen werden nicht durch die Kindertaufe Christen

Der Vorsitzende des Netzwerks „Bibel und Bekenntnis“, Ulrich Parzany (Kassel), betonte in Lauf an der Pegnitz und später in Lichtenfels, dass die Zehn Gebote „das ganze wunderbare Evangelium“ enthielten. Aber ohne eine persönliche Beziehung zu Gott hätten sie keine Wirkung. Dann fehle die Antriebskraft, sie umzusetzen. Wer überzeugt sei, dass die Gebote Gottes für alle gut seien, müsse darum auch evangelisieren. „Das ist die wichtigste Aufgabe, die wir als Christen in der Welt haben.“ Die Kirchen und Gemeinden vernachlässigten sie auf sträfliche Weise. Es werde behauptet, dass Menschen durch die Kindertaufe Christen geworden seien: „Viele scheinen zu glauben, dass man Werte – also das Halten der Gebote Gottes – vermitteln und lernen kann, ohne dass Menschen sich zum lebendigen Gott bekehren, ohne dass sie seine Retterliebe durch Vergebung der Sünde erfahren.“ Man dürfe nicht verschweigen, was der Reformator Martin Luther (1483–1546) klar formuliert habe: „Wenn der Glaube nicht zur Taufe kommt, ist die Taufe nichts nütze.“

Dekan Roth: Die Bibel nicht zurechtbiegen – Gewaltaussagen nicht relativieren

Laut dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, Dekan Till Roth (Lohr am Main), gehören Gottes- und Nächstenliebe zusammen. Er sagte in seiner Predigt in Regensburg: „Unser Leben darf dem, was wir sagen, nicht widersprechen.“ Roth fragte die Zuhörer, welches Gewicht Gott für sie habe. Zugänge zu Gott böten die Schöpfung, Jesus Christus und die Heilige Schrift: „Auch wenn Christus als der Auferstandene durch seinen Geist in uns wohnt und wirkt, hängt das, was wir von Jesus glauben und denken, doch stark ab von dem, wie wir die Bibel auslegen.“ Was sie erzähle, sei maßgeblich: „Ich meine, wir müssen es so stehen lassen, wie es die Bibel schildert, und es nicht zurechtbiegen, nicht entschärfen und schon gar nicht als subjektive Darstellungen von Menschen erklären.“ Viele möchten Roth zufolge heute die Bibeltexte relativieren, in denen im Namen Gottes Gewalt geübt wird. Das lasse sich aus seiner Sicht theologisch nicht verantworten, auch wenn es schwer zu vermitteln sein möge: „So verständlich es ist, dass man im heutigen politischen Kontext betonen will, dass man sich der Gewaltpotentiale in den Religionen bewusst ist – es muss stehen bleiben, dass Christus ,alle Gewalt gegeben ist im Himmel auf Erden‘.“ Er sehe keine überzeugende Alternative dazu, „dass Christus am Ende der bösen Gewalt mit Gegenwalt widersteht und siegt“.

Prof. Rolf Hille: Die Kirche darf nicht nach Macht und Ansehen streben

Der Professor an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) in Gießen, Rolf Hille (Heilbronn), hob in München hervor, die Kirche sei von Anfang an in der Gefahr gewesen, „nach Macht und Ansehen in der Welt zu streben“. Oft gehe es in ihr mehr um Zahlenspiele und Statistiken. Jesus selbst habe auch eine Umfrage gemacht: „Wer sagen die Leute, dass ich sei?“ Aber nur eine Rückmeldung habe ihn wirklich begeistert: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Jesus wolle von seiner Gemeinde keinen irdischen Triumph, sondern „den Weg des Kreuzes“, bis er sein Reich selbst aufrichte. Hille war Direktor für ökumenische Angelegenheiten der Weltweiten Evangelischen Allianz. Der Christustag Bayern fand zum fünften Mal nach 2012, 2014, 2015 und 2017 statt.