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Teile der Weltweiten Evangelischen Allianz sind sehr kritisch gegenüber dem Vatikan.
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Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA/New York) hat in einem offiziellen Stellungnahme Vorwürfe zurückgewiesen, zu unkritisch gegenüber der römisch-katholischen Kirche aufzutreten und die bestehenden Unterschiede nicht mehr wahrzunehmen. Gleichzeitig gesteht die Weltallianz Mängel in der Kommunikation mit den nationalen Allianzen ein. Zum Hintergrund: Ende des vergangenen Jahres hatten die Italienische, Spanische und die Maltesische Evangelische Allianz der Weltallianz in einem Offenen Brief mitgeteilt, dass sie erhebliche Änderungen in der „theologischen DNA“ der WEA wahrnähmen. Der Dachverband sei de facto Teil der ökumenischen „Mainstream-Bewegung“. Dessen Haltung ähnele der des Weltkirchenrates. Die Allianzen kritisierten zudem ein Treffen von Vertretern der Weltchristenheit im Rahmen des „Global Christian Forum“ (Globales Christliches Forum/Straßburg) im Mai in Bossey bei Genf. Dem Forum gehören die vier Zusammenschlüsse Weltweite Evangelische Allianz, Weltkirchenrat, Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen und die Weltpfingstbewegung an. Bei dem Treffen sei es um die Frage der „größeren Einheit“ der Kirchen gegangen. Sollte sich die WEA künftig dafür einsetzen, könnte das zu einer Zerstörung der Vereinigung führen, warnten die drei Allianzen.

„Kirchliche oder sakramentale Einheit“ ist nicht das Ziel

Wie die Weltallianz nun schreibt, fand Ende des vergangenen Jahres jeweils ein Gespräch mit Vertretern der italienischen und der spanischen Allianz statt: „Obwohl wir unsere Meinungsverschiedenheiten nicht gelöst haben, haben wir durch diesen Austausch ein besseres Verständnis füreinander gewonnen.“ Die nationalen Allianzen hätten Veröffentlichungen – etwa über das „Global Christian Forum“ – falsch verstanden. Die Weltallianz wolle keine „kirchliche oder sakramentale Einheit“ mit der römisch-katholischen Kirche.

Weltallianz: Unsere theologischen Prinzipien haben wir nicht verraten

Man nehme aber wahr, dass hinter diesem Missverständnis eine tief verwurzelte und anhaltende Besorgnis über die Beziehungen der Weltallianz zur römisch-katholischen Kirche stehe. Es sei richtig, dass die Weltallianz in vielen Fragen eng mit Papst Franziskus zusammengearbeitet habe. Grund dafür sei beispielsweise die weltweite Christenverfolgung. Dadurch seien aber die theologischen Prinzipien der Weltallianz weder verändert noch verraten worden. Es gebe weiterhin Unterschiede – etwa beim Kirchenverständnis, der Bedeutung der Kirche für das Heil und beim Stellenwert außerbiblischer Lehren.

Ziel ist eine größere Kommunikation mit den nationalen Allianzen

Evangelikalen verträten heute mit Blick auf die römisch-Katholische Kirche sehr unterschiedliche Meinungen. Einige betonten die positiven Veränderungen in den vergangenen 50 Jahren. Andere wiederum verwiesen darauf, dass sich in der römisch-katholischen Kirche in den vergangenen Jahrhunderten nichts grundlegend geändert habe, da beispielsweise die Lehren des Konzils von Trient (1545–1563) weiterhin gültig seien. Diese Meinungsvielfalt unter Evangelikalen respektiere man. Es sei aber notwendig, in Zukunft mit den nationalen Allianzen mehr über die eigenen Aktivitäten zu sprechen. Man werde sich „bemühen“, etwa die Zusammenarbeit mit dem Vatikan ausführlicher zu erläutern. Die Weltallianz ist mit 600 Millionen vor allem theologisch konservativen Protestanten in 129 Ländern der größte Evangelikale Zusammenschluss. Sie wurde 1846 in London gegründet. Generalsekretär ist der philippinische Bischof Efraim Tendero (Manila).