Mit Aufrufen, sich von Gott in Bewegung setzen zu lassen und seinen Führungen zu Vertrauen, hat die internationale Gebetswoche der Evangelischen Allianz am 14. Januar begonnen. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Als Pilger und Fremde unterwegs“. Zum Auftakt trafen sich Christen über Gemeinde- und Kirchengrenzen hinweg zu Allianzgottesdiensten in ganz Deutschland. Dabei ging es um Abraham, den Stammvater Israels. Er folgte laut der Bibel Gottes Auftrag, im Alter von 75 Jahren seine Heimat zu verlassen und in ein unbekanntes Land zu ziehen. Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim/Ruhr), ermunterte Christen, wie Abraham ein „Urvertrauen zu Gott“ zu entwickeln und Schritte im Glauben zu wagen. Dazu sei es erforderlich, eine „sehr intensive Beziehung“ mit ihm zu pflegen. Sie ermögliche es, trotz aller Zweifel und Anfechtungen Gottes Beauftragungen zu erfüllen. Vetter sprach am Vormittag vor rund 350 Besuchern in der Stadtkirche in Herborn (Mittelhessen) und am Abend in einem Gebetskonzert in der Kölner Trinitatiskirche.
Steeb: Gott beruft auch im Alter
Der Generalsekretär des evangelikalen Dachverbandes in Deutschland, Hartmut Steeb (Stuttgart), sagte in Augsburg, dass Gott Christen auch in fortgeschrittenem Alter für neue Aufgaben berufe. Als Beispiele nannte er Pfarrer Heinrich Kemner (1903–1993), der nach seiner Pensionierung das Geistliche Rüstzentrum Krelingen in der Lüneburger Heide aufbaute, und Pfarrer Otto Riecker (1896–1989), der kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand das Lebenszentrum Adelshofen (Nordbaden) gründete. Wer sich auf den Weg des Glaubens begebe, dem gehe es nicht um Selbstbestimmung und -verwirklichung, so Steeb. An die Stelle des „Selbst“ trete „die totale Hingabe und Bereitschaft, sich ganz und gar von Gott führen zu lassen“, sagte er vor rund 500 Teilnehmern. Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz in Berlin, Uwe Heimowski, warnte in Mülheim an der Ruhr angesichts der vielen Nöte auf der Welt Christen davor, sich in Aktionismus zu verlieren. Von Abraham könne man lernen, in Geduld und durch Widerstände der Berufung Gottes zu folgen: „Wer sich in Gottes Auftrag auf den Weg macht, der muss nicht alles allein tun. Ihm ist verheißen, dass andere Menschen vom Segen Gottes angesteckt werden.“
Karlsruhe: 2.500 Besucher in zwei Gottesdiensten
In Karlsruhe begann die Gebetswoche mit zwei Gottesdiensten in der „Christus-Kathedrale“ der charismatischen Gemeinde „Missionswerk Karlsruhe“. Daran nahmen insgesamt rund 2.500 Gäste teil. Die Predigt hielt der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Michael Diener (Kassel). Wie er sagte, setzt das Hören auf Gottes Willen den Verstand keinesfalls außer Kraft. Christen seien aufgerufen, klug nachzudenken und zu handeln.
VEF-Präsident Stiba: Gott segnet trotz Irrungen und Wirrungen
Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Christoph Stiba (Elstal/Brandenburg), sprach vor rund 500 Gästen im Forum Wiedenest (Bergneustadt). Nach seinen Worten entwickelt sich Segen dann im Leben eines Christen, wenn er auf die Stimme Gottes höre und dessen Willen tue. Dabei komme es gar nicht so sehr darauf an, „dass man alles richtig macht, nicht schuldig wird, immer schön fromm und genügsam ist und fleißig zur Kirche geht“. Gott habe Abraham durch alle Irrungen und Wirrungen seines Lebens hindurch gesegnet, so Stiba, der im Hauptamt Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) ist.
Präses Hörsting: Eine Gesellschaft von Egoisten kann auf Dauer nicht existieren
Der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting (Witten), warnte im nordhessischen Frankenberg vor einem Lebenskonzept, in dem das Ich im Zentrum steht: „Eine Gesellschaft, in der jeder nur seinen eigenen Vorteil Sucht, verkümmert zu einer Ansammlung kleiner Egoisten. Sie wird auf Dauer nicht existieren können. Sie wird kalt.“ Im Vaterunser heiße es dagegen „Dein Reich komme, dein Wille geschehe ...“ Glaube bedeute, „Teil einer großen Vision zu werden: Gottes Reich.“ Der zum Hauptvorstand der Allianz gehörende Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (CDU) predigte in Langenau bei Ulm. Dabei mahnte er die Bereitschaft zur Veränderung und Umkehr an. Christen sollten sich fragen, wo sie träge geworden seien und ihre Komfortzone verlassen müssten, wenn es darum gehe, Gott zu dienen. In Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg feierten sieben Gemeinden einen Startgottesdienst mit 350 Besuchern im Kino Colosseum.